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Wie das Rechnen von Indien nach Europa kam

Bei De Gruyter ist soeben ein neues Buch von Kai und Christiane Brodersen erschienen. Im Blickpunkt steht Maximos Planudes, ein klassisch gebildeter Gelehrter und Lehrer des 13. Jahrhunderts, der in seinem "Rechenbuch nach den Indern" didaktisch geschickt zeigt, wie man auch komplizierte mathematische Aufgaben einfach lösen kann.

Dazu nutzt er die in der Antike unbekannte "Null" und das erst damit ermöglichte Stellenwertsystem, das aus Indien über den arabischen Raum nach Europa gekommen war. Planudes zeigt für Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division und Wurzelziehen, wie man im Alltag, aber auch bei astronomischen Fragen diese seinerzeit neuartige Form des Rechnens einsetzen kann. Mehr als 40 erhaltene mittelalterliche Abschriften zeugen vom Erfolg des Werks, das zwar nicht das allererste war, in dem das "indische" Rechnen auf Griechisch vorgestellt wurde, doch sicher das einflussreichste Rechenbuch in seiner Zeit und darüber hinaus – wir rechnen noch heute so.

Kai Brodersen, Professor für Antike Kultur an der Universität Erfurt, und Christiane Brodersen, Gymnasiallehrerin für Mathematik, haben das Werk nun erstmals vollständig ins Deutsche übersetzt und in einer zweisprachigen Ausgabe zugänglich gemacht.

Kai und Christiane Brodersen
Planudes: Rechenbuch
Berlin: De Gruyter, 2020
ISBN: 978-3-11-071192-9  
240 Seiten
39,95 EUR
(auch als e-book erhältlich)