Was heißt eigentlich „gute Kooperation“?

Im inklusiven Unterricht teilen sich Förderpädagog*innen und Grund- und Regelschullehrer*innen die Verantwortung für die Klasse. Gemeinsam sollen sie die Heterogenität der Schülerschaft berücksichtigen und den Einzelnen individuell fördern. Wie kann ihre Zusammenarbeit gelingen, welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein, welche positiven Auswirkungen kann man sich erhoffen?

Jurkowski, S., Ulrich, M., & Müller, B. (2020). Co-teaching as a resource for inclusive classes: teachers’ perspectives on conditions for successful collaboration. International Journal of Inclusive Education, 1-18.

Co-Teaching wird als Ressource und Notwendigkeit für inklusiven Unterricht betrachtet. Hierbei teilen sich Förderpädagog*innen und Grund- und Regelschullehrer*innen die Verantwortung für die Klasse. Im internationalen Vergleich ist das inklusive Schul- und Bildungssystem in Deutschland noch relativ jung und steht vor der Herausforderung, sich zu entwickeln und zu etablieren. Gleiches gilt für das Co-Teaching.

Welche Sicht auf den gemeinsamen Unterricht und ihre Kooperation haben Förderpädagog*innen und  Grund- und Regelschullehrer*innen? In einer Befragung von 33 Förderpädagog*innen und Lehrer*innen sind wir in leitfadengestützten Interviews der Frage nach der Perspektive der Pädagog*innen bzw. Lehrer*innen auf die Bedingungen für eine gute Kooperation und gelingende Inklusion nachgegangen.

Die inhaltsanalytische Auswertung der Interviews ergab 13 verschiedene Aspekte, die sich auf den Ebenen des Bildungssystems, der einzelnen Schule und des Unterrichts-Teams ansiedeln lassen. Die Befragten äußern ihre Überzeugung, dass sie selbst in ihrer Professionsentwicklung wie auch ihre Schüler*innen in ihrem Lern- und Entwicklungsprozess von der Zusammenarbeit profitieren. Als notwendig erachten sie eine gute räumliche und materielle Ausstattung und möglichst viele gemeinsame Unterrichtsstunden in einem beständigen Team. Insbesondere die Förderpädgog*innen formulieren den Wunsch, Klassenverantwortung zu übernehmen und für alle Kinder Ansprechpartner zu sein. Darüber hinaus sind die Befragten der Überzeugung, dass handlungsleitende Konzepte für den gemeinsamen Unterricht und die Zusammenarbeit notwendig sind, deren Entwicklung sie als Teil der Schul- und Unterrichtsentwicklung betrachten. Aus ihrer Sicht nimmt die Schulleitung eine zentrale Rolle ein; von ihr sowie auch vom gesamten Kollegium und dem sozialen Umfeld sowie externen Kooperationspartnern erwarten die Befragten eine geteilte Verantwortung für das Thema Inklusion. Auf der Ebene des Teams sehen die Befragten die Notwendigkeit, eine vertrauensvolle und wertschätzende Beziehung aufzubauen und gemeinsam Werte und Regeln, Unterrichtkonzepte und Organisationsstrukturen auszuhandeln.

Die Ergebnisse sprechen insgesamt dafür, Unterrichts-Teams beständig zu etablieren und Möglichkeiten zur Teamentwicklung auf der persönlichen Ebene zu eröffnen.           

 

Verfasser*in/ Ansprechpartner*in

Inhaberin der Professur für Inklusive Bildungsprozesse mit Schwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung
(Erziehungswissenschaftliche Fakultät)
Mitarbeitergebäude 2 / Raum 119a

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