Erfahrungsberichte zum Thema Studium und Arbeit

Melanie Bogdan und die Leidenschaft für die Geschichte hinter dem Geschichtlichen

Spannende studienbegleitende Praktika

Bitte stellen Sie sich und Ihren bisherigen Werdegang kurz vor.

Mein Name ist Melanie Bogdan. In meinen späten 20ern habe auf dem zweiten Bildungsweg ein bibliotheks- und informationswissenschaftliches Studium eingeschlagen. Obwohl ich mein ganzes Berufsleben mit Büchern gearbeitet habe, kristallisierte sich erst während dieses Abschnitts mein Interesse für historische Buchbestände und damit einhergehend die Provenienzforschung heraus. Im November 2021 erhielt ich meinen Bachelortitel an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Die Anstellung als Bibliothekarin im Lindenau-Museum Altenburg folgte auf dem Fuß. Begründet wurde das Kunstmuseum von Bernhard August von Lindenau, einem Gelehrten und Mäzen des 19. Jahrhunderts. Seine Sammelschwerpunkte bildeten antike Keramiken und Gipsabgüsse sowie italienische Tafelmalereien des 13.-16. Jahrhunderts. Diese museale Sammlung begleitet eine nunmehr historisch gewordene Kunstbibliothek, welche ich in der Gegenwart neben einer kontinuierlich wachsenden wissenschaftlichen Präsenzbibliothek mitbetreuen darf. Seit Oktober 2022 verbinde ich die Tätigkeit im Altenburger Museum mit dem SWK-Studium an der Universität Erfurt, beides in Teilzeit.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für den Studiengang SWK einzuschreiben?

Zum einen knüpft die Immatrikulation an meinen steten Wunsch nach Weiterbildung an. Zum anderen ist der Studiengang eine zielgerichtete Antwort auf meine Interessenlage: ich möchte kunstwissenschaftliche und kulturgeschichtliche Komponenten mit einem Schwerpunkt auf Büchern fundiert ausbauen. Die Pyramide an Möglichkeiten spitzte sich bei meinen Wünschen und Voraussetzungen ungemein zu, wobei der einzigartige SWK-Master rasch herausstach. Die Entscheidung, mich bewerben zu wollen, reifte noch vor meiner Anstellung im Museum. Ausbildung und Arbeit miteinander kombinieren zu können, verdanke ich u.a. der Befürwortung durch die Museumsleitung sowie unterstützender Maßnahmen, bspw. in Form der flexiblen Legung meiner Wochenarbeitstage.

Haben Sie selbst eine Leidenschaft fürs Sammeln?

Für eine ausgeprägte Sammelleidenschaft bin ich scheinbar zu pragmatisch. Meine recht überschaubare Schallplattensammlung könnte man anführen; hierbei verraten meine Gedanken allerdings klar, dass mir das Anhäufen von Objekten nicht im Blut liegt: „Nochmal ziehe ich mit den schweren Dingern nicht um!“, „Albern, so viele zu besitzen – man verliert total den Überblick! Wie lange ich manch eine Platte nicht in Händen gehalten habe...“. Was mich dann an dem Phänomen „Sammeln“ doch sehr fasziniert, ist, dass andere Menschen völlig anders darüber empfinden können: Sammellust statt Sammellast.

PS.: ich sortiere übrigens recht klassisch nach dem Alphabet.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Studium in Erfurt und an Ihrem
Fachbereich? Gibt/Gab es ein Lieblings-Seminar?

Diese Frage kommt zu früh in meinem Studium, welches erst ein volles Teilzeitsemester zählt. Ich blicke jedoch erwartungsvoll auf das anstehende Seminar „Das Leben von Büchern: Zwischen Objektbiographie und Ideengeschichte“ bei Prof. Dr. Martin Mulsow im Sommersemester 2023. Und – gegenwärtig sind Semesterferien – ich freue mich auf das Wiedersehen mit meiner kleinen, unterschiedlichen und dabei so harmonischen Gruppe an Mitstudierenden.

Wenn Sie in einer Zeitmaschine durch die Geschichte reisen könnten,
welche Epoche/welches Jahr würden Sie gern besuchen und warum?

Eindeutig – ich würde unfassbar gerne in die 1970/1980er reisen und ein Stück alternative Subkultur und Musikgeschichte miterleben: Punk und Wave in Westberlin, Düsseldorf, London…. Dieser Wunsch begleitet mich schon seit meiner Jugend, hat aber keine offenkundige Schnittmenge zu meiner Studienhistorie.

Was fasziniert Sie an historischen Sammlungen?

Egal, ob in einer Sammlung oder solo: mich begeistert der Gedanke, dass historisch gewordene Objekte an einem gewissen Punkt keine solchen gewesen sind. Erst die Zeit hat sie dazu gemacht und ihnen eine Geschichte gegeben. Nehmen wir ein Buch. Irgendwann wurde jedes Exlibris frisch gestempelt, ein Eselsohr unachtsam geknickt, wurden Randnotizen vorgenommen und später wieder wegradiert. Und eines Tages betrachtet ein unbeteiligter Mensch das abgegriffene Exemplar mit all seinen individuellen Markierungen, spekuliert über die unterschiedlichen Hinterlassenschaften und fragt sich, weshalb wohl die Seiten 17 und 18 herausgerissen worden sind. Mich faszinieren kurz gefasst Objektgeschichten und deren (wenngleich in Teilen schier unmögliche) Rekonstruktion. Der Bedeutungswandel von Objekten ist in diesem Kontext ein ebenfalls äußerst spannendes Unterfeld.

Was erhoffen Sie sich von Ihrem Studium?

Ein Potpourri neuer Erfahrungen, Erkenntnisse und Impulse, die mich neben der beruflichen Ebene definitiv auch auf Alltagsebene bereichern (werden). Darauf muss ich jedoch nicht hoffen – dies geschieht von ganz allein.

Welche beruflichen Ziele verfolgen Sie?

Meine gegenwärtige Tätigkeit als Bibliothekarin zu optimieren, ist hier naheliegend. Wenn ich Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Studium in meine Praxistätigkeit einfließen lassen kann und mich all das gewonnene Wissen zudem im Alltag bereichert, bin ich erfolgreich genug für mein Leben. Eine Karriere in Richtung Leitungsebene oder eine rein wissenschaftliche Laufbahn strebe ich später nicht an, das überlasse ich anderen.

Was macht Ihrer Meinung nach den Studiengang aus?

Vor allem, dass man diesen Master so facettenreich mit Bachelorstudiengängen kombinieren kann. In einem Motivationsschreiben inkl. Vorgespräch wird ermöglicht, die persönlichen Gründe für die Bewerbung vorzutragen –weshalb man etwa SWK als sinnhafte Ergänzung zu einem Abschluss in Physik erachtet. Ein Komitee bewertet und entscheidet erst nach dieser Anhörung sachlich über die Zulassung. Ein Ablehnen aufgrund rein formaler Kriterien entfällt. Mit dem gewonnenen Hintergrundwissen zu den individuellen Zielen der Immatrikulierten in spe kann ein sinnhafter Belegungsplan bei den Wahlpflichtmodulen herausgearbeitet werden. Ermöglich wird diese enge Betreuung v. a. durch die überschaubare Anzahl der Studierenden pro Jahrgang.

Würden Sie den SWK-Studiengang weiterempfehlen? Wenn ja, warum?

Ich kann den Studiengang aufgrund der bereits genannten Aufgeschlossenheit gegenüber denkbaren Vorstudiengängen empfehlen. Gepaart mit der interdisziplinären Ausrichtung eröffnet sich ein breitgefächertes Spektrum an unterschiedlichen Vertiefungsoptionen und Individualisierungsmöglichkeiten, insbesondere für Personen mit Interesse an einer Kreuzqualifizierung im kulturellen Sektor. Weiterhin sind die (auch externen) Lehrenden in Teilen neben ihrer theoretischen Tätigkeit in der Praxis aktiv. Dies gestaltet die Studieninhalte aktuell und gibt einen Einblick in gegenwärtige Projekte an verschiedenen Standorten.

Welche Tipps/ Ratschläge haben Sie für kommende Studierende?

Neben allgemeingültigen Tipps und Ratschlägen, die man schon vor dem Erststudium erhält (Pragmatisches wie der Finanzierungsfrage etwa), möchte ich eine Anmerkung zu dem studiengangspezifischen Motivationsschreiben inkl. Vorgespräch geben. Mein Tipp ist es, beide Auflagen nicht vorschnell als hinderliche Barriere oder strengen Filter zu begreifen, sondern als nachhaltige Chance! Man wird angeregt, sich intensiver mit dem Studiengang in Hinblick auf den eigenen Werdegang auseinanderzusetzen. Ich selbst habe mich ausgiebig mit der Immatrikulationsfrage beschäftigt; ich habe meine Umstände eruiert, meine Zweifel gegen den perspektivischen Gewinn abgewogen und mich und meine Wünsche und Ziele Stück um Stück besser ergründet. Das Fazit, dass der SWK-Studiengang die absolut richtige Wahl ist, kam somit fundiert und abgewogen. Ein Garant für Erfolg in Studium und Beruf mag es nicht sein. Aber die eigene Motivation pro Ausbildung profitiert von dieser klaren Abwägung ungemein.


Gorillas in Erfurt? Na klar! Was Primaten mit dem Studium an der Uni Erfurt zu tun haben

Gorillas in Erfurt?

Bastienne Karg studierte im Master „Sammlungsbezogene Wissens- und Kulturgeschichte“ (SWK) an der Uni Erfurt und arbeitet und promoviert heute im Ernst-Haeckel-Haus in Jena. Ihre Masterarbeit schrieb sie über einen präparierten Gorilla, den der Wissenschaftler Ernst Haeckel anlässlich seines 75. Geburtstags geschenkt bekam. Was Frau Karg an ihrem Studium besonders gefiel, welchen Themen sie sich gern widmete und welchen weiteren Werdegang sie nach ihrem Abschluss verfolgte, erfahren Sie hier.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für den Studiengang SWK einzuschreiben?

Historische Sammlungen und ihre Erschließung haben mich bereits während meines Bachelor-Studiums fasziniert. Die praxisbezogene Ausrichtung des Masterstudiengangs SWK hat mich sehr angesprochen und gibt einem die Möglichkeit direkt an Primärquellen an historischen Sammlungsorten zu forschen.

Was hat Ihnen besonders an Ihrem Studium in Erfurt und an Ihrem Fachbereich gefallen?

Da der SWK-Studiengang relativ klein ist, war ein guter Austausch unter den Studierenden möglich und die Dozierenden boten eine individuelle Betreuung an.

Welchen Herausforderungen sahen Sie sich während des Studiums gegenüber?

Die schriftlichen Arbeiten waren sehr umfassend, da man sich in sehr spezifische neue Thematiken eingearbeitet hatte. Das war einerseits sehr spannend und man hat viel gelernt, aber es war auch sehr aufwendig.

Wo haben Sie Ihr Praktikum absolviert und welche Erfahrungen konnten Sie dabei sammeln?

Mein Praktikum habe ich in einem Fotoarchiv absolviert. Dort war ich für die Digitalisierung von historischem Bildmaterial, Erfassung und Erschließung zuständig.

Wie war Ihr Werdegang nach ihrem Abschluss?

Nach meinem Abschluss arbeitete ich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Projekt an der Universität Hamburg. Bei dem Forschungsprojekt hatte ich bereits zu Studierendenzeiten als Wissenschaftliche Hilfskraft mitgewirkt. Jetzt bin ich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Ernst-Haeckel-Haus an der Universität Jena tätig.

Welche beruflichen Möglichkeiten haben sich für Sie durch Ihren Abschluss ergeben?

Meine Abschlussarbeit schrieb ich über einen präparierten Gorilla, den Ernst Haeckel zu seinem 75. Geburtstag bekommen hat. Methodisch arbeitete ich an verschiedenen Sammlungsmaterialien, besuchte Archive und konnte dadurch eine multiperspektivische Objektbiografie schreiben. Durch diese Arbeit habe ich mich mit Ernst Haeckel und der Wissenschaftsgeschichte intensiv auseinandergesetzt. Dadurch konnte ich Erfahrungen und Kenntnisse für meinen derzeitigen Beruf erwerben.

Wie geht es Ihnen jetzt, nachdem Sie eine erfolgreiche Absolventin sind?

Sehr gut. Ich freue mich meine Erfahrungen aus der Sammlungsbezogenen Wissens- und Kulturgeschichte in der Konzeption einer Ausstellung im Ernst-Haeckel-Haus mit einbringen zu dürfen und darüber zu promovieren.

Würden Sie den SWK-Studiengang weiterempfehlen? Wenn ja, warum?

Ja, da es ein sehr praxisbezogener Studiengang in kleinen Gruppen ist.

Welche Tipps/ Ratschläge haben Sie für kommende Studierende?

Zu Beginn des Studiums finde ich es sehr sinnvoll zu wissen, was die eigenen Interessen sind und wo man später tätig sein möchte. Mit diesem Ziel ist eine entsprechende Spezialisierung sehr gut möglich und die Dozierenden können einen gut unterstützen.

 

Nadja Möhler über ihr Praktikum am Museum für Kommunikation Berlin

Mein studienbegleitendes Praktikum für den Masterstudiengang Sammlungsbezogene Wissens- und Kulturgeschichte am Museum für Kommunikation Berlin begann am 04.10.2022 und endete am 23.12.2022. Die Wahl mein studienbegleitendes Praktikum am Museum für Kommunikation in Berlin durchzuführen, fiel mir sehr leicht. Bereits im Sommer 2021 habe ich ein Praktikum im Nürnberger Museum für Kommunikation absolviert. Der Museumsstiftung Post- und Telekommunikation zugehörig sind die Museen für Kommunikation in Frankfurt, Nürnberg, Berlin, sowie das Archiv für Philatelie in Bonn und die Sammlungsstandorte in Berlin-Tempelhof und Heusenstamm. In meiner Zeit im Praktikum lernte ich aber nicht nur das Depot in Berlin-Tempelhof, sondern auch das Museumsgebäude und die Dauerausstellung kennen. Ein besonderes Highlight hierbei war die Kuratorenführung zur Sonderausstellung „Streit. Eine Annäherung“ an der ich mit anderen Mitarbeitenden des Museums teilnehmen durfte.

Ein weiteres Highlight waren die 3-D-Scans, welche im Rahmen eines Projektes von museum4punkt0 in der Fotostation des Depots entstanden sind. Das Projekt möchte Objekte, in diesem Fall ein Modellschiff und einen Globus, detailreicher erfahrbar machen.

An meinem ersten Tag konnte ich an einem Gespräch zur Übernahme von Archivalien zur Chronik des Berliner Postchors teilnehmen. Im späteren Verlauf meines Praktikums wurden diese Archivalien als Konvolut in die Sammlung aufgenommen.

Im Laufe meines Praktikums habe ich gemeinsam mit der Restauratorin Julia Hammerschmied und der Kustodin Wilhelm Wenke das Modelldepot umgeräumt. Die Objekte mussten auch im der Museumsdatenbank neu verortet werden. Bei dieser Aufgabe war die Expertise von der Restauratorin äußerst wichtig, da auch die Lagerung zur Konservierung und Sicherung von Objekten beiträgt.

Meine Hauptaufgabe während dieses Praktikums war es, den Bestand an Rohrpostbüchsen zu inventarisieren. Das Museum arbeitet zur Inventarisation mit der Objektdatenbank BeeCollect. Nach einer ausgiebigen und detaillierten Einführung konnte ich mit dem selbstständigen Arbeiten beginnen. Durch meine vorherigen Praktika, sowie mein Bachelor- und Masterstudium, konnte ich bereits Erfahrungen in der Objektdokumentation sammeln. Dennoch war ich sehr gespannt, da ich zum ersten Mal die Aufgabe hatte, gezielt einen Sammlungsbestand aufzuarbeiten. Als Erstes sortierten wir den Bestand der Rohrpostbüchsen, um die Altdatensätze von bereits inventarisierten Rohrpostbüchsen überarbeitet zu können. Dabei ist es wichtig, die bereits eingebunden Informationen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Danach folgte eine Aufteilung nach den unterschiedlichen Rohrpostmodellen. Diese ermöglichte es mir, je einen Musterdatensatz zu einem Modell oder Ausführung anzulegen und diesen zu kopieren. Dann sind lediglich kleine Änderungen vorzunehmen. Diese beziehen sich meistens auf äußerliche Unterschiede, wie der Zustand, Farben oder Beschriftungen. In meinem Praktikum am Museum für Kommunikation Berlin wurde mir die Möglichkeit geboten, eine große Bandbreite der Sammlungsarbeit kennenzulernen.