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Nordhäuser Str. 63
99089 Erfurt
Universität Erfurt
Philosophische Fakultät
Seminar für Medien- und Kommunikationswissenschaft
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Lena Meyer-Bergners sozial-transformativer Moderne-Begriff in den globalen gesellschaftlichen Umbrüchen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das zentrale Ziel des geplanten Projekts besteht darin, am Beispiel von Lena Meyer-Bergner (1906–1981) einen Begriff der künstlerischen Moderne zu erarbeiten, der transkulturelle und transnationale Kontakte und Austauschprozesse berücksichtigt. Bergner absolvierte von 1927 bis 1929 eine Ausbildung in der Webereiwerkstatt am Bauhaus in Dessau. Eine Besonderheit ihres Studiums war dessen Ausweitung auf die Reklamewerkstatt und auf technische Fächer. 1931 ging sie in die UdSSR, wo Hannes Meyer, den Bergner im Laufe des Jahres heiratete, die pro-sowjetische Gruppe ehemaliger Bauhäusler anführte. Meyer-Bergner arbeitete als leitende Textildesignerin in einer Moskauer Möbelstofffabrik. 1936 ging sie mit Meyer in die Schweiz, wo sie sich an vollkommen neue berufliche und politische Bedingungen anpasste. 1939 folgte sie Meyer nach Mexiko, um am neu gegründeten "Instituto de Urbanismo y Planificación" die Leitung des Textilinstituts zu übernehmen und eine Webschule für die Otomí, eine indigene Ethnie Mexikos, zu etablieren. In Zusammenarbeit mit Meyer wirkte sie im Grafik- und Ausstellungsbereich, um staatliche Bildungsprogramme voranzutreiben und beteiligte sich – eingebunden in das Netzwerk europäischer Exilanten – am internationalen Kampf gegen den Faschismus. Abgrenzend zur Gruppe deutschsprachiger Kommunisten propagierte sie mit Meyer den sozialistischen Aufbau und die Kulturentwicklung nach sowjetischem Vorbild. Das Projekt konzentriert sich auf die Frage, wie sich Meyer-Bergners Kunst-Begriff in Abhängigkeit von verschiedenen gesellschaftspolitischen Entwicklungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts herausbildete. Ihre Bemühungen, den kollektiven sozialen Wandel mit ihrer Herangehensweise an Gestaltung zu verbinden, werden für ihre verschiedenen Schaffensphasen kritisch untersucht. Dabei geht es um eine differenzierte Ergründung ihrer künstlerischen Position, die nicht unumstritten ist. Durchleuchtet werden soll die Gesellschaftsbedingtheit ihres Schaffens im Zusammenhang mit ihrem transdisziplinären Gestaltungszugang, der auf Austauschprozessen zwischen Weben und Grafik und Begegnungen mit der Volkskunst basiert.
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