| Erfurt Laboratory for Empirical Research, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Philosophische Fakultät, Staatswissenschaftliche Fakultät, Forschung

Mitmachen ausdrücklich erwünscht!

Im Juli 2019 hat die Universität Erfurt ihre empirische Laborforschung in einem in dieser Form deutschlandweit einzigartigen Labor zusammengeführt – dem Erfurt Laboratory for Empirical Research, kurz: ErfurtLab. Früher auf drei kleinere Labore aufgeteilt, arbeiten darin heute Wissenschaftler*innen aus den Staatswissenschaften, der Psychologie, Erziehungswissenschaft, Gesundheitskommunikation, Linguistik und der Bildungsforschung unter einem Dach. Aber nicht nur für etablierte Forscherinnen und Forscher steht das ErfurtLab offen – auch die Studierenden der Uni Erfurt sind eingeladen, mitzuwirken. Ein Interview mit Dr. Thomas Lauer, dem wissenschaftlichen Geschäftsführer des Labors …

Herr Dr. Lauer, inwieweit können denn die Studierenden an den Forschungen im ErfurtLab teilhaben?
Mit unserer Forschung versuchen wir ein besseres Verständnis des Entscheidungsverhaltens von Individuen zu erlangen. Weil dies allein auf der Basis theoretischer Modelle nicht möglich ist, bilden wir in unseren Untersuchungen reale oder hypothetische Entscheidungssituationen ab. Für diese Forschungsprojekte sucht das ErfurtLab regelmäßig Freiwillige, deren Antworten und Einschätzungen uns helfen, neue Erkenntnisse zu gewinnen oder bestehende Theorien zu überprüfen.

Und warum sollten sie das tun – gibt’s dafür Geld oder Credit Points?
Zuallererst leisten sie durch ihre Teilnahme natürlich einen wichtigen Beitrag für die Wissenschaft und fördern die Meinungs- und Verhaltensforschung. Außerdem bietet jede Teilnahme die Möglichkeit, Wissenschaft hautnah zu erleben und mit aktuellen Forschungsthemen in Kontakt zu kommen. In vielen Fällen können die Teilnehmer*innen aber zusätzlich Geld verdienen oder Gutscheine gewinnen. Dabei wird die Teilnahme mit durchschnittlich zehn Euro pro Stunde vergütet. In vielen Untersuchungen können die Teilnehmer*innen auch Versuchspersonenstunden sammeln, die als Studienleistung angerechnet werden.

Dr. Thomas Lauer
Dr. Thomas Lauer

Wie muss man sich solche Untersuchungen vorstellen, was genau geschieht dort im Labor und welche Fragen bearbeiten die Wissenschaftler*innen hier z.B.?
Unsere Untersuchungen sind in der Regel computergestützt, d.h. die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworten Fragen oder bearbeiten Aufgaben am Computer. Dabei können die Fragen aus ganz unterschiedlichen Themenfeldern kommen und reichen von aktuellen Themen, wie dem Umgang mit der Corona-Pandemie, bis zu grundlegenden Fragen, wie der Verarbeitung von Informationen in unterschiedlichen Entscheidungssituationen. Ein weiterer Bereich der Forschung befasst sich außerdem mit Interaktionen zwischen den Teilnehmenden. Mit den gewonnenen Daten lassen sich dann vorhandene Theorien überprüfen und neue Theorien entwickeln. Zurzeit findet übrigens ein großer Teil der Untersuchungen online statt, d.h. die Teilnehmenden können sich von zu Hause mit ihrem Computer oder Smartphone an den Befragungen beteiligen.

Und wer führt die Untersuchungen durch?
Die Untersuchungen werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Professuren und Forschungsgruppen aus unterschiedlichen Fakultäten der Universität Erfurt durchgeführt. Ein Teil der Untersuchungen findet außerdem im Rahmen empirischer Abschlussarbeiten statt. Mit ihrer Teilnahme unterstützen die Studierenden deshalb auch ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen.

Muss man als Proband*in irgendwelche Vorkenntnisse mitbringen?
Nein, Vorkenntnisse sind für die Teilnahme an den Untersuchungen nicht erforderlich. Alle Informationen, die für die Beantwortung der Fragen oder die Bearbeitung einer Aufgabe nötig sind, werden den Teilnehmenden vor Beginn oder während der Untersuchung zur Verfügung gestellt.

Wie bzw. beim wem kann man sich melden, wenn man mitmachen möchte?
Für die Teilnahme sind nur zwei einfache Schritte notwendig: Der erste Schritt ist eine unverbindliche Registrierung in der Teilnahmedatenbank des ErfurtLab. Im zweiten Schritt erhalten alle Personen in der Teilnahmedatenbank regelmäßig Einladungen per E-Mail. Diese Einladung gilt für eine bestimmte Untersuchung und enthält erste Informationen zur Studie und konkrete Termine, an denen eine Teilnahme möglich ist. Für die Anmeldung genügt dann ein einfacher Klick auf den gewünschten Termin.

Was geschieht eigentlich am Ende mit den Untersuchungsergebnissen – werden diese den Proband*innen mitgeteilt oder werden sie irgendwo veröffentlicht?
Das ErfurtLab hat sich der Stärkung einer offenen Wissenschaft verpflichtet, d.h. wir versuchen alle Papiere, die Daten aus unseren Laboren enthalten, auf der Website des Labors zu verlinken. Die direkte Zuordnung einzelner Teilnehmer*innen zu bestimmten Veröffentlichungen ist allerdings aus Gründen des Datenschutzes und in Folge der anonymen Datenerhebung nicht möglich. In der Regel werden aber die Instruktionen, die den Teilnehmenden während der Untersuchung zur Verfügung gestellt wurden, zusammen mit den Ergebnissen einer Studie veröffentlicht. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer kann also durchaus für sich herausfinden, zu welcher Veröffentlichung er oder sie mit der Entscheidung beigetragen hat. 

Können Studierende z.B. im Rahmen von Abschlussarbeiten das Labor denn auch für eigene Untersuchungen nutzen?
Ja, das Team des ErfurtLab unterstützt Studierende, die im Rahmen ihrer Abschlussarbeit eigene Daten erheben, bei der Rekrutierung von Teilnehmenden und allen anderen Fragen rund um die Organisation und Durchführung ihrer Untersuchung.

Haben Sie selbst schon einmal an einer solchen Untersuchung als Proband mitgewirkt und wenn ja: Was war das für eine Erfahrung?
Während meines Studiums habe ich an zahlreichen Befragungen und Experimenten teilgenommen. Besonders fasziniert haben mich dabei Untersuchungen, in denen die Kooperation und soziale Interaktion von Individuen in ökonomischen Entscheidungssituationen untersucht wurde. Das ist sicher auch ein Grund, warum ich später zu diesem Thema promoviert habe und bis heute dazu forsche.