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Neue Publikation: "Owning Land, Being Women"

Unter dem Titel "Owning Land, Being Women. Inheritance and Subjecthood in India." ist bei De Gruyter jetzt die Dissertation von Amrita Mondal veröffentlicht worden, die am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt zu Besitzrechten indischer Frauen forscht.

In Ihrem Buch untersucht Amrita Mondal nun die rechtlichen und gesellschaftlichen Mechanismen, durch die Praktiken des Vererbens zu einer ganz besonderen Form von Besitz, Besitztransfer und Besitzverhältnissen gemacht werden. Der Fokus der Untersuchung liegt auf Indien und thematisiert geschlechtsspezifische Rollenmuster und Subjektkonstitutionen, die Bedeutung von Familie und staatlichen Politiken in den Prozessen von Vererben, Erben und Erbschaft.

Ausgangspunkt der Untersuchung ist eine Analyse der gesetzlichen Regelungen, die 2005 als Ergänzungen des Hindu Succession Act von 1956 erlassen wurden. Üblicherweise wird dieses Gesetz von 2005 über Eigentums- und Landrechte als ganz entscheidender Schritt zur rechtlichen Gleichstellung der Frauen in Indien angesehen. Durch eine genauere und kritische Untersuchung kann Amrita Mondal aber deutlich machen, dass die Verhältnisse sehr viel komplizierter sind. Denn die gesetzlichen Regelungen sind in ein gesellschaftliches Verständnis von Erbschaft und Vererbung eingebunden, das ganz eigenen Logiken gehorcht und das in Betracht gezogen werden muss, will man die Wirkungen der gesetzlichen Regelungen würdigen und angemessen verstehen. Durch ihre ethnologischen Feldforschungen in einem Dorf in West-Bengalen kann Mondal zeigen, dass Erbschaft und Vererbung von Besitz ganz zentral mit moralischen Dimensionen verknüpft sind. Hier spielen die Verpflichtungen zur Fürsorge für die Familie, ihre Mitglieder und ihren Weiterbestand eine ebenso große Rolle, wie Fragen der wechselseitigen Erfüllung von sozialen Erwartungen und Anforderungen. Zugleich konstituieren sich in diesen moralischen Verhältnissen auch die beteiligten Subjekte, speziell die Frauen, so dass es zu einer Überschneidung von (normativen) weiblichen Rollenbildern, Subjektkonstruktionen, moralischen Beziehungen und Besitzansprüchen, Eigentumsformen und Erbschaftspraktiken kommt.

Sind also Praktiken des Vererbens von Besitz von moralischen Deutungssphären und sozialen Prozessen der weiblichen Subjektkonstituierung nicht zu trennen, greift eine Analyse, die sich allein auf die gesetzlichen (Neu-)Regelungen von Erbschaft bezieht, viel zu kurz. Recht und Gesetz allein, (liberale) Erbschaftsrechte und Erbschaftsgesetze allein sind zu schwache Instrumente, um weibliche Selbstermächtigung in Gang zu setzen. Die Studie von Amrita Mondal eröffnet damit ein neues und spannendes Diskursfeld über die Bedingungen weiblicher Selbstbestimmung, die Rolle liberaler Gesetzgebung und die Verbindung von Moral, Geschlechtergerechtigkeit und Recht.

Cover

Amrita Mondal
Owning Land, Being Women
Inheritance and Subjecthood in India

(Reihe: De Gruyter Studies in Global Asia, 2)
De Gruyter,2021
ISBN: 9783110690361 (Print)
ISBN: 9783110690491 (E-Book)
265 Seiten
64,85 EUR