WissensWelten – Arbeitstagung der AG "Frühe Neuzeit", 19.–21. September 2024

"WissensWelten"– Thema der Arbeitstagung

Das Thema spricht Frühneuzeitgeschichte als Wissensgeschichte an, unter zwei Aspekten: Zum einen zielt es auf Wissenskulturen und -milieus wie Hof, Stadt und Universität. Dabei ist keineswegs nur akademisches und gelehrtes Wissen gemeint, sondern vor allem dessen Interaktion mit anderen Wissenstypen wie sozialem, handwerklichem und bildlichem Wissen. Nicht zuletzt die Einbettung von Wissen in Praktiken und materielle Kultur, seine Gebundenheit an Stand und Geschlecht, seine Zirkulation in Netzwerken und Medien sollte thematisiert werden.

Zum anderen zielt der Begriff „WissensWelten“ auf eine Globalisierung und Dezentrierung unseres Blickwinkels ab: auf Wissen in und aus anderen Weltregionen. Globale Wissensgeschichte ist aber mehr als nur eine Rekonstruktion von Wissenskulturen in außereuropäischen Milieus. Sie stellt die Frage nach den Verbindungen und Nicht-Verbindungen von Wissenswelten, von Isolation oder Durchdringung, von Transfer oder der Verweigerung von Transfer.

So meint WissensWelten beides: Wissenskulturen und globale Wissensgeschichte.

Das Thema greift den wissensgeschichtlichen Schwerpunkt auf, der am Forschungszentrum Gotha praktiziert wird, und es greift auch den Standort der Residenzstadt auf, denn höfisches Wissen vor dem Hintergrund von großen Sammlungen, Bibliotheken und Archiven, seiner Freiheit von akademischen Zwängen, aber auch der Bindung an dynastische Repräsentation, seiner Nähe zu militärischem, künstlerischen und womöglich sogar alchemisch-labortechnischem KnowHow ist ein paradigmatischer Fall für die Wissensgeschichte – und er läßt sich genausogut wie in Gotha in Istanbul, in Delhi in Peking oder in Mexico City beobachten. Wissenswelten gab es hier wie dort, und auch Berichte über die Wissenswelten der anderen finden sich überall in den Archiven.  

Die Tagung soll also nach unserer Vorstellung einen weiten Bogen spannen und Panels sowohl zu europäischen als auch zu außereuropäischen Wissenskulturen und zu deren Verbindung enthalten.

Der Call for Papers wird im Frühjahr 2023 hier und über die einschlägigen Fachportale veröffentlicht. 

Illustration zum Zweiten Akbar-nama: linke Hälfte einer Miniatur in der Chester Beatty Library, In03.236
Diskussionsrunde am Mogulhof mit Akbar, Jesuiten und muslimischen Gelehrten
Frühneuzeitliche Darstellung einer Hebamme bei der Arbeit
Hebamme bei der Arbeit, aus: Jakob Rueff: Ein schön lustig Trostbüchle …, Zürich 1554.
Frühneuzeitliche Darstellung eines Alchemisten
Thomas Wyck: Interieur mit Alchemist (Gemälde)
Frühneuzeitliche Darstellung des anatomischen Hörsaals in Leiden
Willem Isaacsz Swanenburgh: Anatomisches Theater der Universität Leiden (1610)