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„Die Zeiten, in denen wir mit Energie verschwenderisch umgehen können, sind lange vorbei!“

Auch wenn die aktuellen Außentemperaturen noch niemanden so richtig an den Winter denken lassen: Europa bereitet sich vor. Auf eine mögliche Energienotlage – und ihre Konsequenzen für die öffentlichen und privaten Haushalte. Was das für die Universität Erfurt im Speziellen bedeutet, darüber sprachen wir mit unserem Betriebstechniker Stefan Doogs…

Europa bereitet sich aktuell auf eine mögliche Energienotlage im Winter vor. Sind wir als Uni davon auch betroffen?
Ganz klar, ja. Und zwar bereits jetzt – nicht erst im Winter.

Inwiefern?
In Deutschland gilt seit dem 23.06.22 die Alarmstufe 2 (von 3) des bundesweiten „Notfallplans Gas“. Das bedeutet bereits jetzt, dass wir als Universität angehalten sind, Energie zu sparen. Im Falle des Eintretens der Notfallstufe 3 ist jedoch bundesweit mit deutlichen energetischen Einschränkungen zu rechnen. Auch bei uns. Die Stadtwerke Erfurt haben zwischenzeitlich mitgeteilt, dass die Universität als Bildungseinrichtung (analog zu Schulen) von einer Fernwärme-Abschaltung zunächst nicht betroffen wäre. Gewissheiten gibt es jedoch in diesen Zeiten kaum. Deshalb sollten wir für alle Fälle vorbereitet sein.

Wer kümmert sich an der Uni Erfurt darum?
Das Präsidium hat in seiner Sitzung am 27. Juli beschlossen, eine hochschulinterne Arbeitsgruppe einzurichten, die nun beauftragt ist, die verschiedenen Szenarien für die Universität Erfurt zu durchdenken und – wo nötig – nach Rücksprache mit dem Präsidium bzw. ggf. auch der Befassung in den Gremien geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die zur Absicherung des Lehr- und Forschungsbetriebs im Wintersemester nötig sind. Überdies ist die Universität bereits in Gesprächen mit der Stadt und dem Land, um sich auf alle Eventualitäten einstellen zu können.

Worauf müssen wir uns denn konkret einstellen?
Wie gesagt, zunächst einmal, gilt es, Energie zu sparen. Und zwar merklich. Aktuell wird ja im Bund in diesem Zusammenhang auch über die Absenkung der Raumtemperatur an Arbeitsstätten diskutiert – für sitzende Tätigkeiten von mindestens 20 auf künftig 19 Grad Celsius. Diskutiert wird zudem über eingeschränkte Heizzeiten, die Abschaltung von Beleuchtung in nicht zwingend benötigten Gebäude(teile)n) usw. Ziel ist es natürlich, eine Rückkehr in die Online-Lehre und ins Homeoffice unbedingt zu vermeiden, das hat ja auch die Hochschulrektorenkonferenz nochmal bekräftigt. Letztlich wird all dies jedoch von vielen verschiedenen Faktoren abhängig sein und liegt nicht in unserer Hand. Mit einer gewissen Unsicherheit werden wir im Moment also leben müssen – nicht zuletzt, weil auch die Corona-Lage im Herbst/Winter noch nicht abzusehen ist. Aber darüber wird die Arbeitsgruppe ausführlich beraten und, wo nötig Vorkehrungen treffen. Was wir jetzt durchdenken und vorbereiten können, kann uns im Winter nicht mehr überraschen.

Wie groß ist eigentlich der Haushaltsposten „Energie“ der Uni Erfurt, oder anders gefragt: Was verbrauchen wir jährlich an Energie und was kosten uns Strom und Wärme?
Das ist schon eine „Hausnummer“, wie man sich sicherlich vorstellen kann. Wir verbrauchen jährlich etwa 3,7 GWh Strom und 8,5 MWh für Fernwärme und Gas. Bei den aktuellen Preisen rechnen wir für 2022 also mit Kosten von rund 950.000 Euro für Strom und 1,4 Millionen Euro fürs Heizen. Und dazu kommen natürlich auch noch Wasser- und Abwasserkosten.
Unsere Gebäudesubstanz trägt sicherlich zum Teil auch zu diesen Kosten bei. Die Heizungsanlagen, die Rohrleitungen usw. – das alles ist aufgrund des Alters der Gebäude nicht überall auf dem neuesten Stand. Wenngleich wir natürlich in den vergangenen Jahren schon vieles getan haben, um unsere Energiebilanz zu verbessern – ob mit dem Austausch von Thermostaten an den Heizkörpern, der Umstellung auf LED-Beleuchtung, der Optimierung der Kälteversorgung in unseren Serverräumen, dem Austausch alter Heizungspumpen gegen Effizienzpumpen oder unserer Photovoltaikanlage am Mitarbeitergebäude 1, mit der wir ja auch bereits seit 2011 selbst Energie erzeugen und damit Betriebskosten und CO2 einsparen.

Wofür brauchen wir denn die meiste Energie?
Die meiste Energie wird für die Lüftungsanlagen der Bibliothek und der Hörsäle benötigt. Die Sondersammlung und die Serverräume benötigen ja besondere klimatische Bedingungen.

Nun wird man ja sicher z.B. in der Sondersammlung die Lüftungs- bzw. Klimaanlage nicht ohne Weiteres abstellen können. Wo sehen Sie denn gute Energiesparmöglichkeiten?
Unsere Lüftungsanlagen werden bereits seit Jahren über Zeitprogramme nutzungsabhängig gesteuert. So werden beispielsweise unsere Heizkreise für die Raumheizung außerhalb der Betriebszeiten mit abgesenkten Temperaturen betrieben. Aber auch im Kleinen können wir etwas tun. Das heißt: Jeder Einzelne kann etwas beitragen. Ob es die Heizung ist, die wir herunterdrehen, wo sie nicht zwingend gebraucht wird, oder das Licht, das wir nicht unnötig brennen lassen, den PC zum Feierabend herunterfahren, Ladegeräte nicht unnötig in der Steckdose lassen, Medientechnik (Beamer, Akustik und Leinwand) nach der (Lehr-)Veranstaltung ausschalten, gebuchte aber nicht benötigte (Lehr-)Räume wieder zurückgeben, bei der Kleidung auf „Zwiebel-Look“ umstellen, ggf. tropfende Wasserhähne und laufende Toilettenspülungen melden, im Winter Stoßlüften statt Fenster „auf Kipp“ stehen zu lassen sowie Türen schließen und damit unnötige Wärmeverluste vermeiden – es gibt da schon eine Reihe an Dingen, die wir tun können. Aber in jeden Fall gilt: Die Zeiten, in denen wir mit Energie verschwenderisch umgehen können, sind aus ökologischer wie finanzieller Sicht lange vorbei. Das sollte allen klar sein.

Weitere Informationen / Kontakt:

Stefan Doogs
Leiter Betriebstechnik
(Dezernat 4: Gebäudemanagement)
C02 - Verwaltungsgebäude / Raum 0.15