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Professor Gábor Gángó forscht in Padua zu Boineburg

Prof. Dr. Gábor Gángó, assoziierter Fellow des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt und Mitglied der Forschungsstelle für Frühneuzeitliches Naturrecht des Forschungszentrums Gotha und des Max-Weber-Kollegs geht für ein Jahr an die Universität Padua, um dort ein Projekt zum Thema „Die Konversion des Barons Johann Christian von Boineburg“ zu bearbeiten.

Buchs eines italienischen Autors aus dem Nachlass von Boineburg
Buchs eines italienischen Autors aus dem Nachlass von Boineburg © Gábor Gángó

Johann Christian von Boineburg, Buchsammler, Mäzen, Oberhofmarschall am Hof des Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn, und nicht zuletzt Freund und Unterstützer des jungen Gottfried Wilhelm Leibniz, ist in Erfurt kein Unbekannter. Seine Bibliothek ist seit langem eine Zierde der Stadt; sein Sohn, Philipp Wilhelm von Boineburg, Aufbewahrer und Vermehrer der wertvollen Büchersammlung wurde 1702 zum Statthalter von Erfurt ernannt und 1705 Rektor der Erfurter Universität. Der Bibliotheksnachlass sowie die teilweise bisher unbekannte Gelehrtenkorrespondenz von Boineburg, die Prof. Gángó in deutschen Archiven und Bibliotheken gesammelt hat, bilden die Materialgrundlagen für die Forschung.

In Padua wird sich Prof. Gángó der Glaubensproblematik bei Boineburg widmen, die sich in besonderer Weise in seiner Konversion kristallisiert. Die Konversion Boineburgs, der eine lutherische Ausbildung in Jena und Helmstedt erhielt, erfolgte 1653 auf dem Reichstag zu Regensburg. Als mögliche Gründe werden in der Fachliteratur seine besseren Karriereaussichten am Hof des Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn angegeben. Hier will Gángó den bisherigen Forschungsstand überwinden und auch die intellektuellen Motive der Konversion aufzeigen. Dazu wird er auch die kollektiven Denkprozesse in Boineburgs Korrespondenz mit anderen Gelehrten untersuchen. Dieser kollektive Kommunikations- und Denkprozess haben sehr viel mit Italien zu tun und sind ohne den italienischen Kontext nicht zu verstehen. Impulse der Gegenreformation im 17. Jahrhundert im Allgemeinen und auch konkret im Falle von Boineburg kamen aus Rom, was anhand der gesammelten Quellenmaterialien als Grundlage für die historische Rekonstruktion der Gelehrtenkommunikation mit Italien gezeigt werden soll.

Prof. Gángó:

Ich freue mich, dass meine bisherige Grundlagenforschung zu Boineburg und Leibniz auf diese Weise auch international eine große Anerkennung findet und bin gespannt auf die neuen Forschungsergebnisse, die sich in der Arbeit zeigen werden.