| Max-Weber-Kolleg

Stellungnahme zur Rolle von IAS in der COVID-Krise

Internationale Zusammenarbeit in der COVID-Pandemie. Zum Selbstverständnis des Max-Weber-Kollegs als Institute for Advanced Study

Das Netzwerk der European Institutes for Advanced Study hat in einer öffentlichen Stellungnahme zu den Lehren, die solche Institutes for Advanced Study aus der Corona-Krise ziehen können, veröffentlicht. Das Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt hält unter Bezugnahme auf diese Stellungnahme an seiner Mission der Förderung internationaler Mobilität, interkultureller Zusammenarbeit und interdisziplinärer und intergenerationeller Forschung fest, auch wenn die internationale Mobilität von Wissenschaftler*innen einer der am stärksten von der aktuellen COVID-Pandemie betroffen Bereiche ist. Dies ist höchst problematisch, da internationale Mobilität und wissenschaftlicher Austausch einen zentralen Teil der heutigen Forschung und Wissenschaft definieren, lokal und global.

Die Institutes for Advanced Study (IAS) in Europa laden jedes Jahr Kohorten herausragender internationaler Wissenschaftler*innen zu wissenschaftlichen Aufenthalten ein und haben – wie das Max-Weber-Kolleg auch – trotz erheblicher Einschränkungen auch in der Krise weiterhin Raum, Zeit und Kollegialität geboten, die für die Wissenschaft in allen Stadien der akademischen Laufbahn entscheidend sind. Da die typischen Aufenthalte von Fellows am Max-Weber-Kolleg mehrere Monate oder sogar Jahre dauern, stellen die möglichen Perioden der Selbstisolierung nach dem Umzug der Forscher*innen kein unzumutbares Hindernis für die Mobilität dar, im Gegensatz zu kurzfristigen internationalen Forschungsaufenthalten im Rahmen von Tagungen, die vorerst unmöglich geworden sind.

Aus den jüngsten europäischen IAS-Erfahrungen können drei wichtige Lehren gezogen werden:

  • Erstens haben die IAS nur sehr wenige Stornierungen für das laufende akademische Jahr zu verzeichnen, und die Zahl der Bewerbungen für das kommende akademische Jahr ist deutlich gestiegen. Die Pandemiekrise hat einmal mehr die international anerkannte Rolle der IAS als Modell für wissenschaftliche Rückzugsorte und für die Förderung des wissenschaftlichen Austauschs hervorgehoben, indem sie praktikable Alternativen für In-Person-Meetings in verschiedenen Formaten anbieten. Institutes for Advanced Study bieten heute die immer mehr benötigten Bedingungen, um sich ganz auf die wissenschaftliche Arbeit zu konzentrieren, um sich formell und informell mit Gleichgesinnten aus verschiedenen Disziplinen und intellektuellen Traditionen auszutauschen. Der Einfluss, den die IAS-Stipendien auf den wissenschaftlichen Fortschritt und Output haben, wird in diesen schwierigen Zeiten wahrscheinlich noch zunehmen.
  • Zweitens haben sich die IAS als widerstandsfähig erwiesen, dank neuer Wege, den wissenschaftlichen Dialog in Zeiten der Pandemie zu fördern. Sie sind innovativ mit hybriden Formen von Veranstaltungen umgegangen, indem sie geschickt Online-Seminare mit Diskussionen in Anwesenheit mischten. Sie haben neue Programme erfunden, die Möglichkeiten bieten, ehemalige Fellows und externe Mitarbeiter einzubeziehen und so ein integrativeres Publikum zu schaffen und eine größere Reichweite zu erzielen. Die Fellows waren sehr daran interessiert, in dieser Zeit der Krise von einem solchen Umfeld zu profitieren.
  • Drittens nehmen die IAS schon lange eine zentrale Rolle ein bei der Bereitstellung einer starken akademischen Forschungsinfrastruktur, über die nationalen Grenzen hinaus. Diese Rolle der Institute, zur Internationalisierung beizutragen, ist seit langem anerkannt. In Zeiten wie diesen spielen die IAS eine immer bedeutendere Rolle bei der Förderung einer internationalen akademischen Gemeinschaft, der Integrität und Freiheit über nationale und kulturelle Grenzen hinweg.

Alle genannten Faktoren belegen die wichtige wissenschaftliche Rolle der Institutes for Advanced Study. Ihre Bedeutung für den wissenschaftlichen Austausch und die Entwicklung bleibt auch in Zeiten der Pandemie ungebrochen und ist wichtiger denn je. Deshalb ermutigt das Netzwerk der European Institutes for Advanced Study, die lokalen und nationalen Regierungen sowie die internationalen Geldgeber nachdrücklich, die Institute bei der Erfüllung ihrer wissenschaftlichen Aufgaben zu unterstützen. Mehr denn je sind sie verpflichtet, dringend benötigte Bedingungen für innovative Forschung und für den intra- und interdisziplinären wissenschaftlichen Austausch zu bieten.

Das Max-Weber-Kolleg erfüllt neben seiner Rolle als IAS auch noch eine Aufgabe als Graduiertenkolleg, das den wissenschaftlichen Nachwuchs durch die Begleitung von Promotionen und Postdoc-Vorhaben unterstützt. Diese beiden Aufgaben erfüllt das Max-Weber-Kolleg in einem internationalen Kontext – aktuell angepasst an die durch Corona erforderlichen Bedingungen. Wissenschaftler*innen aus aller Welt und unterschiedlicher Generationen eine gemeinsame Austauschplattform zu bieten zur Verbesserung der Erforschung gesellschaftlicher Herausforderungen der Gegenwart bleibt auch in Corona-Zeiten unsere Mission und Motivation unserer Arbeit.