Veranstaltungen Sommersemester 2016

Lehrveranstaltungen von Prof. Dr. Susanne Rau

S-9: Global Cities. Zum Zusammenhang von Prozessen der Globalisierung und Urbanisierung in der Neuzeit

(M: M12#01, M15#01, M16#01; SWK: M04#01)
Dienstag, 14-16 Uhr, LG IV/D07

Metropole – Weltstadt – Global City: dies sind verschiedene Begriffe für verschiedene Konzepte. Saskia Sassen hat in den 1990er Jahren den Begriff der Global City geprägt und verstand darunter vor allem Zentren eines transnationalen Städtesystems, die eine wichtige Rolle in der Globalisierung der Weltwirtschaft einnehmen. Angesichts der zunehmenden Verstädterung der Welt wollen wir uns mit diesem Phänomen auseinandersetzen, zugleich aber auch prüfen, ob und, wenn ja, in welcher historischen Genealogie diese Global Cities stehen: angefangen bei spätmittelalterlichen Metropolen, frühneuzeitlichen Welthandelszentren bis zu den ersten Millionen-Metropolen des 19. Jahrhunderts. Inwiefern trugen quantitative wie qualitative Urbanisierungsprozesse zur „Metropolisierung“ (oder Weltstadt-Werdung) bei? Welches Bild der „Welt“ (Kosmos wie Globus), welche Verbindungen zur Welt hatten frühneuzeitliche Städte? Und welche von ihnen wurden später Global Cities im Sinne von Sassen? Aspekte wie Gesellschaft (arm-reich) und sozialräumliche Segregation (Vorstädte, Slums etc.) sollen hier ebenfalls in ihren Gründen bzw. Ursprüngen, Genealogien und Problematiken betrachtet werden.

Nach einer einführenden Lektüre in Stadtentwicklung und theoretische Ansätze widmet sich idealerweise jeder Studierende einer ausgewählten „Weltstadt“, um sie mit anderen im Seminar untersuchten Städten in einen Vergleichshorizont zu stellen.

Literatur

Zum Einlesen: Saskia Sassen: Metropolen des Weltmarkts. Die neue Rolle der Global Cities, Frankfurt/Main 1996 (weitere Literatur wird im Seminar bekanntgegeben).

Ko-6/9: Kolloquium zu laufenden Abschluss- und Qualifikationsarbeiten in der Neueren Geschichte

Mi 18:00-20:00, LG 4/D06

Beginn: 6.4.

Das Kolloquium bietet Gelegenheit zur Präsentation und Diskussion Ihrer laufenden Forschungsarbeiten. In einzelnen Sitzungen werden wir Vorträge auswärtiger Gastreferenten hören und diskutieren. Bitte melden Sie spätestens in der ersten Semesterwoche (per Email) Ihr Interesse an Teilnahme (mit oder auch ohne Scheinerwerb) an. 

Programm 

SSE: Selbststudieneinheit zur Geschichte und Anthropologie des Raums

nach Vereinbarung

Lehrveranstaltungen des Lehrstuhls

Dr. Evelyn Korsch

S-9: Ostasienreisen in der Frühen Neuzeit. Mental Mapping eines Handelsraumes

(M Ges: M03#01, M04#01, M05#01, M13#01, M14#01, M16#01 / SWK: M04#01, M15#01)

Blockveranstaltung:
Fr  22.04. 12:00-18:00 | LG 4/D07
Sa  23.04. 10:00-14:00 | LG 4/D 07 
Fr  20.05. 12:00-18:00 | LG 4/D 02
Sa 21.05. 10:00-14:00 | LG 4/D 02
Fr 17.06 12:00-18:00 | LG 4/D 02
Sa 18.06 10:00-14:00 | LG 4/D 02

Die Veranstaltung ergänzt ein im Wintersemester durchgeführtes Seminar, bei dem vornehmlich von Kaufleuten geschriebene Reiseberichte zu den Küsten Ostafrikas und Westindiens sowie entlang des Euphrat untersucht wurden. Nun gilt es, Reisende in den Blick zu nehmen, die im 16. Jh. Fernost und Südostasien besuchten. So z. B. Fernão Mendes Pinto, der durch seine 21jährige Reisezeit, u.a. nach Malakka, China und Japan, zum geschätzten Asienkenner wurde. Er gilt als Begründer des Namban-Handels. Oder Tomé Pires, ein portugiesischer Apotheker, der zum ersten europäischen Botschafter am chinesischen Kaiserhof avancierte. Der Seefahrer und Kartograph Jean Parmentier versuchte vergeblich, das portugiesische Gewürzmonopol in Sumatra aufzubrechen. Dazu trug jedoch entscheidend das Werk von Jan Huyghen van Linschoten bei. Als Sekretär des Erzbischofs von Goa hatte er heimlich die Seekarten der Portugiesen kopiert. Die Veröffentlichung dieser neuen Seewege sowie von Details zum Handel führten zur Gründung der Niederländischen Ostindien-Kompanie, die fortan um Gewürze konkurrierte.

Die Erkenntnisse des Londoner Kaufmanns Ralph Fitch, der bis Burma reiste, beförderten hingegen die Gründung der Englischen Ostindien-Kompanie. Bei seiner Weltumseglung wurde Ferdinand Magellan vom Kosmographen Antonio Pigafetta begleitet, der die Reise beschrieb und zahlreiche Karten anfertigte. Antonio Galvão war nicht nur Gouverneur auf den Molukken, sondern er erstellte auch ein Verzeichnis aller bis 1550 erfolgten portugiesischen sowie spanischen Entdeckungen und Eroberungen.

Anhand der Quellen soll ein Profil der Berichterstatter und ihren jeweiligen Wahrnehmungen von Raum und Kulturen geschaffen werden. Anschließend werden die Ergebnisse in einer Datenbank zusammengeführt. 

Interessierte werden gebeten, sich vor Beginn des Sommersemesters mit Frau Dr. Korsch per E-Mail (evelyn.korsch@uni-erfurt.de) über die Wahl eines Textes abzustimmen, um sich vorbereiten zu können. Eigene Vorschläge zu Reiseberichten sind willkommen. 

 

Dr. Dr. Igor Sosa Mayor

Globalisierung der Religionen in der Frühneuzeit: Interaktionen, Konflikte, Transfers (BA)

Seminar-6/9 (B: E08#01, E09'01, EXX#01, W10#01, WXX#01 / BA: E06#02, E09#01, W08#02, W09#01)

A-Woche, Fr 12-16 Uhr, LG I/219

Die Globalisierung ist in aller Munde. Vergessen wird aber oft, dass sie auch Religionen betrifft: globaler Islamismus, Verbreitung des Buddhismus im Westen, Expansion des Protestantismus in Lateinamerika, usw. Seit wann ist das aber so? Die Globalisierung der Religion hat einen klaren Anfang in der Frühneuzeit, die zu Recht als Epoche früher Globalisierung mit eigenen Merkmalen gesehen werden kann.

Die Europäer waren sicherlich die treibende Kraft am Anfang. Die katholische Mission und ihre Praktiken und Diskurse kommen einem natürlich sofort in den Sinn. Sie warf eine Reihe von Fragen auf: die Frage nach dem Zwang zur Konversion, nach der Ehrlichkeit von Konversionen, nach den Grenzen der Adaptierbarkeit von Riten, usw. Aber Europäer exportierten nicht nur ihre Religion, sondern sahen sich zunehmend mit einer Reihe von anderen religiösen Praktiken und Glaubenssystemen konfrontiert, die sie einzuordnen, zu verstehen oder zu unterdrücken versuchten.

Die Entwicklung der Reiseliteratur mit ihren proto-ethnographischen Zugangsweisen, die „Christianisierung“ des Konfuzianismus in den Schriften der Jesuiten, die Auseinandersetzung mit dem Buddhismus in Indien, der nicht abreißende Dialog mit dem Islam, die Sammlung von religiösen Objekten aus Südostasien, die Herausbildung eines Gelehrtendiskurses über das Religiöse, usw. zeigen eine Pluralität von Einstellungen, Debatten und Problemen, die im Seminar zur Debatte stehen werden.

Literatur

Beyer, Peter, Hrsg. 2001. Religion in the process of globalization. Religion in der Gesellschaft. - Würzburg, Ergon-Verl.

Conrad, Sebastian. 2013. Globalgeschichte: eine Einführung. München: Beck.
Feldbauer, Peter, und Jean P. Lehners. 2008. Die Welt im 16. Jahrhundert: Globalgeschichte - Die Welt 1000–2000. 1. Aufl. Wien: Mandelbaum.

Hausberger, Bernd. 2008. Die Welt im 17. Jahrhundert: Globalgeschichte - Die Welt 1000–2000. 1., Aufl. Essen: Mandelbaum.

Hausberger, Bernd, und Jean P. Lehners. 2011. Die Welt im 18. Jahrhundert: Globalgeschichte Die Welt 1000–2000. 1. Aufl. Wien: Mandelbaum.
Heyden, Ulrich, und Andreas Feldtkeller, Hrsg. 2012. Missionsgeschichte als Geschichte der Globalisierung von Wissen: transkulturelle Wissensaneignung und -vermittlung durch christliche Missionare in Afrika und Asien im 17., 18. und 19. Jahrhundert. Stuttgart: Steiner.

Juergensmeyer, Mark, Hrsg. 2006. The Oxford handbook of global religions. Oxford [u.a.]: Oxford Univ. Press.

Kippenberg, Hans Gerhard, Jörg Rüpke und Kocku von Stuckrad. 2009. Europäische Religionsgeschichte?: ein mehrfacher Pluralismus. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Koschorke, Klaus, Hrsg. 2012. Etappen der Globalisierung in christentumsgeschichtlicher Perspektive. Wiesbaden: Harrassowitz.

Mühlhahn, Klaus, und Nathalie van Looy. 2012. The Globalization of Confucius and Confucianism. LIT Verlag Münster.

Parker, Charles H. 2010. Global Interactions in the Early Modern Age, 1400–1800. Cambridge University Press.

Robert Heindl M.A.

Die europäische Gelehrtenrepublik um 1700 – Konzept, Methode und Medien (BA)

Seminar-6/9 (B: E05#02, W06#02 / BA: E06#03 / MEd: FWGe#06)

Mi 14-16 Uhr, Raum LG IV/D06

Eine europäische Gelehrtenrepublik: Was heißt das? Gibt es das überhaupt? Wer durfte sich selbst als „Gelehrter“ bezeichnen?

Der Begriff der Gelehrtenrepublik (Res publica litteraria, Republic of letters, république des lettres) ist in allererster Linie eine historisch überlieferte Metapher, die für unsere Gegenwart keine ersichtliche Bedeutung mehr besitzt. Heute verströmt der Begriff (gerade im Deutschen mehr als in den internationalen begrifflichen Gegenstücken) eher die Aura des Alten und Unerreichten, der Utopie. Landläufig könnte man darin die überholte Vorform einer „scientific community“ sehen, als Historiker verwendet man den Begriff v.a. als heuristisches Konzept, um den wissenschaftlichen Austausch und diesem entsprechende Medien der Frühen Neuzeit zu bezeichnen.

Doch was verstanden Zeitgenossen und Protagonisten der Gelehrtenrepublik unter diesem Ausdruck? Im Laufe des Kurses sollte es durch die historische Kontextualisierung der Medien der Gelehrsamkeit klar werden, dass auch in der Frühen Neuzeit ein klares und einheitliches Einverständnis über die Bedeutung dieses Konzepts fehlte. Es bestanden oft tiefe Risse zwischen dem Ideal eines universalistischen, egalitären und kosmopolitischen Austauschs von Informationen einerseits und andererseits der konfessionellen und professionellen Aufspaltung der Gelehrtenwelt in viele verschiedene Partikularismen. Vielleicht ist es realistischer, von einem niemals vollendeten Projekt zu sprechen und die daraus entstandenen (auch europäischen) Hoffnungen als Erbe der Gelehrtenrepublik bis in unsere moderne, multimediale Informationsgesellschaft hinein zu verfolgen.

Im Seminar sollen Konzept und Medien der Gelehrtenrepublik im historischen Kontext untersucht werden an Hand der entsprechenden Sekundärliteratur aus der Kulturgeschichte/Historischen Anthropologie. Die eigene Arbeit der Studenten (Referate/Hausarbeiten) soll sich auf deutschsprachige Briefkorrespondenz und gelehrte Journale der Zeit, die immer mehr durch digitale Editionen zugängig gemacht werden, stützen. An Hand dieser Quellen sollen Chancen und Probleme, Fortschritt und Hindernisse des Informationsaustauschs in der frühen Neuzeit diskutiert werden.

Michael Schwarz M.A.

Militärische Selbstzeugnisse im deutschen Sprachraum des 18. Jahrhunderts (BA)

Seminar-6/9 (B: E05#02, W06#02/ BA: E06#03)

Mi 10-12 Uhr, LG IV/D04

Teilnehmerbegrenzung auf 20. Anmeldung für das Seminar bis zum 03.04.2016 um 24.00 Uhr per Email (michael.schwarz@uni-erfurt.de).

Wieso sollte man Militärgeschichte studieren? Diese Frage soll im Laufe des Seminars beantwortet werden. Dazu wird anhand von gedruckten militärischen Selbstzeugnissen und methodisch-theoretischen Texten verdeutlicht, welches Potential militärhistorische Zugänge für die Geschichtswissenschaft (der europäischen Frühen Neuzeit) haben. Zudem sollen durch den Umgang mit dem Quellenmaterial und deren Kontextualisierung gängige Klischees und Vorurteile über das Militär sowie die Militärhistoriographie kritisch hinterfragt werden.

In dem Seminar wird es zuerst eine theoretische Einarbeitung in die Thematik geben. Anschließend werden in den weiteren Wochen verschiedene militärische Selbstzeugnisse in ihrem historischen Zusammenhang kontextualisiert. Dabei sollen die Studierenden eigene Forschungsfragen für die Texte entwickeln und untereinander diskutieren. Weiterhin ist eine eintägige Exkursion zur Besichtigung handschriftlicher Originale in die Forschungsbibliothek Gotha und das Thüringische Staatsarchiv Gotha geplant.

 

Literatur

Jeremy Black (Hg.): European Warfare 1453 – 1815, Basingstoke (Hampshire) u.a. 1999.

Jeremy Black: Rethinking Military History, London u.a. 2004.

Michael Epkenhans und Bernd Wegner (Hgg.): Militärische Erinnerungskultur. Soldaten im Spiegel von Biographien, Memoiren und Selbstzeugnissen, Paderborn u.a. 2006.

Stefan Jordan: Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft, 3. aktualisierte Auflage, Paderborn u.a. 2015.

Thomas Kühne u.a. (Hgg.): Was ist Militärgeschichte?, Paderborn u.a. 2000.

Stephen Morillo und Michael F. Pavkovic: What is Military History?, 2. Auflage, Cambridge u.a. 2013.

Jutta Nowosadtko: Krieg, Gewalt und Ordnung. Einführung in die Militärgeschichte, Tübingen 2002.

Ralf Pröve (Hg.): Klio in Uniform? Probleme und Perspektiven einer modernen Militärgeschichte der Frühen Neuzeit, Köln u.a. 1997.

IPS-D: Andere (BA)

IPS-D: Grenzziehungen – A (Teil II) 

PD Dr. Ulman Weiß – Prof. Dr. Christiane Kuller
Mo, 14:00-16:00, LG 4/D05 und Do, 16:00-18:00, LG 4/D02

IPS-D: Grenzziehungen – B (Teil II)

PD Dr. Ulman Weiß – N.N.
Mo, 14:00-16:00, LG 1/332 und Do, 16:00-18:00, LG 4/D03