Schriftliche Auseinandersetzungen zwischen Gelehrten seit der Reformation waren oftmals durch hitzige Wortgefechte gekennzeichnet. Thema waren die Andersgläubigen, Personen oder Gruppen, die nicht nach den gängigen Regeln der jeweiligen Religionsgemeinschaft lebten. Ketzer, Häretiker und Ungläubige waren Bezeichnungen, die in Polemiken nicht nur für Juden und Muslime galten, sondern auch für die katholische Kirche, die Lutheraner oder die Reformierten. Mit der Reformation verschob sich der Wortgebrauch. Die Auseinandersetzungen zwischen den Gelehrten wurden härter und personifizierter.
Ziel des Dissertationsprojektes ist es, anhand von polemischen (Druck-)Schriften und Predigten christlicher Gelehrter zu untersuchen, inwieweit sie durch sprachliche Benennung andere religiöse Gruppen charakterisierten und stigmatisierten. Auf Grundlage von Judith Butlers Theorie der „Hate speech“, welche besagt, dass Sprache durch eine eigene Handlungsmacht verletzen kann, wird untersucht, inwieweit die Benennungen und Stigmata verletzende Wirkung hatten. Dies soll anhand der Rezeptionsgeschichte der verwendeten Begrifflichkeiten näher erforscht werden. Hierbei spielt vor allem auch die Eigenwahrnehmung von Öffentlichkeit der jeweiligen Autoren hinsichtlich ihrer Schriften eine wichtige Rolle.
Um nachzuvollziehen, ob es Veränderungen in der Begriffsverwendung und –Wahrnehmung gab, ist es wichtig, die Untersuchung bereits vor der Reformation anzusetzen, weshalb das Projekt schriftlichen Kontroversen in der Zeit vom 14. bis zum 18. Jahrhundert untersucht.
Durch Worte kämpfen : konfessionelle Polemik monotheistischer Religionen am Beispiel des Christentums (16.-17. Jahrhundert). Weitere Informationen finden Sie hier.