Implementierung der Oral-history-Lehre im Curriculum der Geschichtswissenschaft

Oral-History-Seminar: Vielstimmige Erfahrung der „langen Wende” in einem thüringischen Dorf

Ein Lehrprojekt zur Oral History als Forschungsmethode und Praxis von Dr. Agnès Arp (Universität Erfurt) und Dr. Axel Doßmann (FSU Jena)

Unser Seminar lädt zur Forschung ein: ein lokalhistorisches Oral History-Projekt zur Erfahrungsgeschichte von 1989/90 und den Folgen für das vereinte Deutschland. Leben und Arbeiten auf dem Land ist in der Geschichtswissenschaft bislang vergleichbar wenig erforscht worden. Die Nachkriegsgeschichte, die Geschichte der DDR und die Jahrzehnte nach Revolution und deutscher Vereinigung wurden zwar akademisch stark untersucht. Doch das Leben auf dem Dorf blieb dabei unterbelichtet. Das universitätsübergreifende Seminar führt Sie auch darum in ein thüringisches Dorf im Reinstädter Grund. Wir erkunden mit lebensgeschichtlichen Interviews Erfahrungsdimensionen einer Dorfgemeinschaft. Sie, fortgeschrittene Studierende der historisch orientierten Geisteswissenschaften aus Erfurt und Jena, werden im Mai 2025 zu zweit ein eigenes, lebensgeschichtliches Oral-History-Interview vorbereiten und eigenständig führen.

Für die fachgerechte Dokumentation und Interpretation der Interviews beraten wir Sie im Juni und Juli in intensiven Workshops. Das Seminar verknüpft theoretische und methodische Reflexion von Oral History als Forschungsfeld mit eigener Interviewpraxis: Was heißt es konkret, aus historischer Neugier und mit wissenschaftlichem Anspruch jemandem Gehör zu schenken? Welche inneren Haltungen und Fragen befördern historische Erkenntnisse zur Erfahrungsgeschichte? Welche Forschungsfragen an die selbst initiierten Quellen sind sinnvoll und angemessen? Was heißt das wiederum für die
Interviewführung? Und last but not least: Warum darf es uns als Historiker:innen nicht gleichgültig sein, „in welchem Verhältnis die erzählte Erinnerung zu vergangenem Geschehen bzw. Erleben steht“? (Dorothee Wierling).