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Zur Person:
Thema der Dissertation im Rahmen eines Teilprojektes innerhalb der Projektgruppe „Freiwilligkeit“ ist das freiwillige Mitmachen von Mitarbeiter*innen der mittleren Verwaltungsstrukturen in der DDR. Anschließend an das Konzept von „Eigen-Sinn“ (Alf Lüdtke) geht das Projekt von einem subjektbezogenen Untersuchungsansatz aus. Der Fokus liegt auf dem breiten Spektrum an Motivationen individuellen Handelns im Spannungsfeld zwischen Freiwilligkeit und Zwang in der Herrschafts- und Alltagswirklichkeit der Diktatur. Im Mittelpunkt stehen einerseits individuelle Sinndeutungen des eigenen Handelns der Verwaltungsmitarbeiter*innen. Andererseits fokussiert das Forschungsdesign das Verhältnis zwischen Fremdführung und Selbstregulierung bei der politischen Leitung bürokratischer Apparate.
Das Projekt legt drei Dimensionen von Freiwilligkeit zugrunde. Erstens kann Freiwilligkeit als Norm(-erwartung) im fluiden Diskurs der Leitprinzipien staatlicher Verwaltung verstanden werden. Zweitens wird Freiwilligkeit als Ressource der Selbstbefähigung und -wirksamkeit untersucht werden. Im Zentrum dieses Teilaspekts steht die Frage nach individuellen Handlungsspielräumen der Mitarbeiter*innen zwischen Staatsloyalität, bürokratischen Leitprinzipien, ideologischen Überzeugungen und persönlichen Argumentationen. Drittens wird Freiwilligkeit als Diskursstrategie in den Blick genommen werden. Dieser Aspekt bewegt sich zwischen den Polen individueller Selbstvergewisserung als „Freiwillige*r“ im Rahmen des dominanten DDR-Narratives und dessen fundamentalen Bewertungswandel nach 1990.
Das Teilprojekt verfolgt vier Ziele: Erstens geht es darum, eine neue Perspektive auf Verwaltungsgeschichte zu eröffnen. Durch die Verschränkung subjektiver Sinngebung und kollektiver Leitvorstellungen soll ein innovativer Beitrag geleistet werden. Zweitens zielt das Projekt auf einen neuen Ansatz zur Erklärung systemkonformen Handelns in Diktaturen ab, der sich nicht allein in der Frage nach der ideologischen Überzeugung erschöpft. Drittens beabsichtigt das Projekt zum Verständnis der spezifischen Staatlichkeit und Gouvernementalität der DDR beizutragen. Durch die Verbindung normativer Aspekte diktatorischer Herrschaftskonzeption mit Fragen nach der Selbstdeutung handelnder Subjekte soll das bisherige Verständnis von diktatorischer Herrschaft differenziert und aktualisiert werden. Viertens versteht sich das Teilprojekt auch als Prüfstein des Gesamtprojekts, da die Antinomien der Freiwilligkeit im diktatorischen Kontext auf spezifische Weise zugespitzt sind und sich die Frage stellt, in welchem Maße das Konzept von "Freiwilligkeit" in diesem Fall auch an Grenzen kommt.
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