Abgeschlossene Projekte

Lebensstandard

Lebensstandard

Geschichte eines Konzepts im 19. Jahrhundert

Abbildung Marriage Machine

Das abgeschlossene Forschungsprojekt fragt nach Entstehung und Transformationen des Konzepts des „Lebensstandards“ im Zusammenspiel gesellschafts- und ökonomietheoretischer, anthropologisch-medizinischer, moralphilosophisch-pädagogischer und praktisch-politischer Wissensensembles im 19. Jahrhundert. Untersucht werden Praktiken der Standardisierung des Wissens über menschliche Lebensbedingungen, wie sie im Kontext der „sozialen Frage” angewandt wurden. Das Augenmerk liegt auf der Entstehung struktureller Erklärungen und Lösungsansätze der sozialen Integration. Es wird u. a. der These nachgegangen, dass die Rolle, die schlechten Angewohnheiten als zweiter Natur des Menschen zwischen Umweltmilieus und individueller Selbstkontrolle zugeschrieben wurde, von Bedeutung für die Entstehung struktureller Ansätze zur Hebung des Lebensstandards war. Vor diesem Hintergrund soll das Projekt einen Beitrag zur historischen Epistemologie der Geistes- und Sozialwissenschaften leisten. Praktiken der Beobachtung, Erfassung und Darstellung sozialer Probleme werden im Kontext der moralischen Ökonomien der jeweiligen Wissensfelder untersucht und mit dem sozialen Habitus der sie tragenden Gesellschaftsschichten in Beziehung gesetzt.

Kontrafaktische Gedankenexperimente zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, ca. 1880-1930

Kontrafaktische Gedankenexperimente zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, ca. 1880-1930

Teilprojekt der DFG-Forschergruppe 1614 "Was wäre wenn?"

Landschaft

Das Projekt untersucht die Rolle von Gedankenexperimenten in Prozessen methodischer und epistemologischer Selbstvergewisserung in Geschichtswissenschaft und Wissenschaftsphilosophie zwischen 1880 und 1930. Ausgehend von der Beobachtung, dass Gedankenexperimente sowohl in prognostischer wie retrospektiver Hinsicht just in diesem Zeitraum zusehends als legitimes Werkzeug zur Bestimmung von Signifikanz in kausalen Erklärungszusammenhängen angesehen wurden, werden ihre praktische Anwendung und Verhandlungen ihres epistemischen Status analysiert. Dieser Status, so die These, verband sich mit der Frage nach einer wissenschaftlich angemessenen Abstraktion von einer als unübersichtlich empfundenen Fülle an Daten, mit der Frage nach Möglichkeiten der Selektion kausal signifikanter Bedingungen historischer Prozesse und naturwissenschaftlicher Experimente. Gedankenexperimente boten sich an, konnte oder wollte man weder strikt deduktiv-nomologisch verfahren, noch induktiv über statistische Normalverteilung argumentieren; wollte man sich nicht rein idiographisch auf einzelne Ereignisse und die verstehende Deutung teleologischer Handlungen beschränken, sondern konkrete Ereignisse in generalisierenden Aussagen reflektieren: Sie konnten in heuristischer Hinsicht störungsfreie Idealsituationen bereitstellen, um Aufbau und Ablauf realer Experimente zu simulieren oder die Deutung (historischer) Handlungszusammenhänge idealtypisch zu orientieren; in kritischer Absicht konnten sie dazu dienen, die veranschlagte Bedeutung von Handlungen/Ereignissen zu überprüfen, somit Handlungs- und Ereignisketten logisch zu rekonstruieren und mögliche Perspektivwechsel einzuleiten. Diese neuartige Rolle kontrafaktischer Gedankenexperimente untersucht das Teilprojekt ausgehend von zwei paradigmatischen Positionen: Max Weber und Ernst Mach.