Es gibt verschiedene Hinsichten, in denen man eine sprachliche Äußerung verstehen und missverstehen kann, und manchmal verstehen wir in einer Hinsicht, was wir in einer oder mehreren anderen Hinsichten nicht verstehen. Diese Hinsichten sind mein Thema. Wie schon in meiner Antrittsvorlesung [Allg. Zs. f. Philos. 6 (1981), repr. in A. Bühler (Hg.), Hermeneutik, Heidelberg 2003] werde ich eine Metapher (in säkularisierter Form) verwenden, die im hellenistischen Alexandria von dem Juden Philon und dem Christen Origenes gebraucht wurde. Ich werde diese Hinsichten nämlich auf verschiedenen Ebenen lokalisieren, und von der schrittweisen Verbesserung unseres Verständnisses eine Äußerung als von einem Aufstieg sprechen, der uns von einer Verstehensebene zu einer anderen führt – vom Erfassen des Wortlauts der Äußerung bis hin zum Wissen, welche Handlung der Sprecher mit seinen Worten vollzieht.
Vita
Wolfgang Künne ist Professor Emeritus der Universität Hamburg. Er hat in Heidelberg bei Gadamer über Platon und Hegel promoviert und sich mit einer Arbeit über Ontologie und Semantik in Hamburg habilitiert. 1998 hielt er in Oxford die Gareth Evans Memorial Lecture, 1999 war er der Winchester Lecturer in Philosophy der Universität Oxford. 2009 erhielt er als erster den Frege-Preis der Gesellschaft für analytische Philosophie. Er ist Ordentliches Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften und der Londoner Academia Europea. Seine Forschungsschwerpunkte sind Sprachphilosophie, Metaphysik und die Ursprünge der analytischen Philosophie in Prag, Jena und Cambridge.
Publikationen