Auf der Tagung soll die universitäre Forschungspraxis in einen Austausch mit zivilgesellschaftlichen Initiativen, Bildungseinrichtungen, Museen und Kunstschaffenden gebracht werden. Hierfür kooperieren wir mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen, dem Museumverband Thüringen e.V. sowie dem MigraNetz Thüringen e.V.
Unser Ziel ist es, eine gemeinsame Debatte über das koloniale Erbe in Thüringen anzuregen und miteinander darüber zu diskutieren, wie das koloniale Erbe erinnert, erforscht und sichtbar werden kann. Für die Thüringer Hochschulen zielen wir auf eine weitere Implementierung des Themas in Forschung und Lehre.
Thematisch werden die verschiedenen historischen Epochen von der Frühen Neuzeit bis in die Transformationszeit ab 1990 hinsichtlich ihrer Kolonialität befragt. Im Fokus stehen hierbei insbesondere die glokalen (globalen/lokalen) Verflechtungen Thüringens in kolonialen Strukturen und auf welche Weise diese bis in die Gegenwart fortwirken. Mithilfe der Kombination unterschiedlicher Veranstaltungsformate, wie Vorträgen, einer Lesung, einem Stadtrundgang sowie Workshops, soll jedoch nicht nur fachliches Wissen vermittelt werden. Vielmehr möchten wir auch auf der Erfahrungsebene Prozesse anstoßen, die zu einem Verlernen rassistischer Verhaltensmuster beitragen und somit eine selbstkritische Beschäftigung mit dem eigenen Lehr- und Forschungshandeln anregen.
Veranstaltungsorte
Die Tagung findet am 15. und 16. Juni im Internationalen Begegnungszentrum (IBZ, Michaelisstraße 38) in Erfurt statt und am 17. Juni im Auditorium „Zur Rosen“ (Johannisstraße 13) in Jena.
Zudem wird die Tagung digital übertragen. Mit ihrer Anmeldung erhalten Sie den Link zum digitalen Raum. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite: https://www.koloniales-erbe-thueringen.de/tagung/.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Beachten Sie jedoch, dass wir nur begrenzte Platzkapazitäten vor Ort haben. Wenn Sie in Präsenz dabei sein möchten, bitten wir um eine verbindliche Anmeldung bis zum 12. Juni an folgende Adresse: koloniales-erbe-thueringen@uni-erfurt.de.
E-Mail schreiben an koloniales-erbe-thueringen@uni-erfurt.de
Programm
DONNERSTAG, 15. JUNI IBZ, Erfurt
- 14:00 Ankommen Kaffee
- 15:00-16:00 Begrüßung und Einführung
- Einführungsvortrag von Dr. Christiane Bürger und Dr. Sahra Rausch (Koordinatorinnen von KET)
- 16:00-17:30 Vortrag Edward Ayau (früherer Executive Director der Hui Mālama I Nā Kūpuna O Hawai‘i Nei): Repatriation of Hawaiian Humanity: Returning to Who We Are
- Moderation: Prof. Dr. Andreas Hejnol (Jena)
- 17:30-19:00 Postkolonialer Stadtrundgang mit Decolonize Erfurt
- 19:00 Gemeinsames Abendessen im Pier 37 (Lange Brücke 37A, 99084 Erfurt) auf eigene Kosten
FREITAG, 16. JUNI IBZ, Erfurt
Materialität
- 09:30-10:45 Koloniales Erbe in der Frühen Neuzeit?
- Prof. Dr. Kim Siebenhüner (Jena): Koloniale Objekte der Frühen Neuzeit?
- Dr. des. Meike Knittel (Berlin): Koloniale Spuren in der Berliner Kunstkammer
- Moderation: Prof. Dr. Anja Laukötter (Jena)
- 10:45-11:15 Kaffeepause
- 11:15-13.00 Koloniale Sammlungspraktiken: Rassifizierungen in der Wissenschaft
- Dr. Enrico Paust (Jena): Erste Ergebnisse der Provenienzforschung in der Osteologischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Dr. Ulrike Lötzsch (Jena): Vom „Kammer-M*“ zum Anatomieskelett: Wahrnehmung und Deutung kolonialer Human remains in der Anatomischen Sammlung Jena
- Dr. Caroline Drieenhuizen (Heerlen): The Case of Java Man: to a Decolonial Perspective on Natural History Collections
- Moderation: Prof. Dr. Iris Schröder (Gotha)
- 13:00–14:30 Mittagspause
Kolonialität
- 14:30-16:15 (Im-)materielle Spuren des Kolonialismus in Thüringen
- Katharina Nowak (Bremen): Eine ‚Südsee-Sammlung‘ in Erfurt – Einblicke in die postkoloniale Provenienzforschung und kollaborative Wissensproduktion
- Jannik Noeske (Weimar): Mit Tropenhelm in Thüringen? Das Albert-Schweitzer-Denkmal in Weimar
- Paul Taku Bisong (Jena): Bernhard Weissenborn – The first ‘Kolonialzoologe’ to Cameroon
- Moderation: Prof. Dr. Christiane Kuller (Erfurt)
- 16:15-16.30 Visual Performance von Patricia Vester (Illustratorin, Potsdam)
- 19:00 Öffentliche Lesung in der Franz Mehlhose (Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (LZT)) Betiel Berhe: „Nie mehr leise. Die neue migrantische Mittelschicht“; Moderation: Elisa Calzolari (MigraNetz Thüringen e.V.)
SAMSTAG, 17. JUNI Auditorium Zur Rosen, Jena
- 10:00-12:30 Workshop Dekoloniale Wissensproduktion: Ansätze und Impulse für Lehre und Forschung
- Iris Rajanayagam (Bundeszentrale für politische Bildung)
- Moderation: Dr. Christiane Bürger (Erfurt)
- 12:30-13:30 Mittagspause
Dekolonialität
- 13:30-15:00 DDR postkolonial? Koloniale Kontinuitäten bis 1990 und in der Transformationszeit (Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen)
- Prof. Dr. Patrice Poutrus (Berlin): Wie dekolonisiert man die Geschichte eines antikolonialen Staats? Ein Problemaufriss
- Jan Schubert (Erfurt): Rassistische Ausschreitungen gegen algerische Arbeitsmigranten in Erfurt 1975
- Nick Wetschel (Dresden): Ostdeutsche Migrationsgesellschaft selbst erzählen – Einblicke in das bürgerwissenschaftliche Projekt MigOst
- Moderation: Dr. Carsta Langner (Jena)
- 15:00-16:00 Vortrag (Online) Prof. Dr. Sabelo J. Ndlovu-Gatsheni (Bayreuth): The Challenges of Decolonizing Knowledge and the Prospects of Decoloniality in the 21st Century
- Moderation: Dr. Florian Wagner (Erfurt)
- 16:00-16:30 Kaffeepause
- 16:30-18:00 Öffentliche Podiumsdiskussion: AusHandlungsräume von Dekolonisierung
- Museum: Dr. Ohiniko Mawussé Toffa (Grassi-Museum, Leipzig)
- Wissenschaft: Prof. Dr. André Brodocz (Netzwerk „Postcolonial Hierarchies in Peace and Conflict“, Erfurt)
- Bildung & Schule: Patricia Vester (Empowerment & Diversity-Trainerin, Potsdam)
- Koloniale Spuren in der Stadt: Prof. Dr. Julia Bee (Decolonize Weimar)
- Moderation: Dr. Silvan Niedermeier (Erfurt)