Immer mehr Menschen greifen auf Apps zurück, um ihr Wohlbefinden (Wellbeing) zu steigern oder Stress abzubauen, wobei Meditations-Apps zur Erreichung dieser Ziele am beliebtesten sind. In Anbetracht des dem Markt für Wellbeing-Apps zugrunde liegenden normativen Imperativs der idealisierten Selbsthilfe wurden jedoch Bedenken geäußert, dass diese Apps und die Art und Weise, wie sie auf dem App-Markt beworben werden, zur Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen beitragen könnten. Um diese potenziell schädlichen Auswirkungen zu untersuchen, führten wir eine prä-registrierte Experimentalstudie (N = 249) durch, in der wir untersuchten, ob (1) die Betonung der individuellen Verantwortung für das eigene Wohlbefinden (Wellbeing) im Text zur Beschreibung der App und (2) das Fehlen eines Haftungsausschlusses, dass die App kein Ersatz für eine medizinische Behandlung ist, sowohl die Stigmatisierung von Menschen mit Depressionen als auch die Selbststigmatisierung verstärken. Während unsere Ergebnisse unsere A-priori-Hypothesen nicht unterstützen, haben weitere explorative Analysen komplexere Beziehungen zwischen unseren experimentellen Faktoren, dem Alter der Befragten und ihren früheren Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen sowie der Stigmatisierung und Selbststigmatisierung aufgedeckt. Wir fordern daher weitere Forschung, um das Risiko einer zufälligen Stigmatisierung durch die Art und Weise, wie Wellbeing-Apps auf dem App-Markt beworben werden, besser einschätzen zu können.
Sukalla, F., & Karnowski, V. (2022). Incidental Stigmatisation?: Characteristics of Well-Being App Descriptions and Their Effects on Public and Self-Stigmatisation of Depression. European Journal of Health Communication, 3(1), 76–97. https://doi.org/10.47368/ejhc.2022.104
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