Über den Workshop
Der Workshop bezieht sich auf das 2019 erschienene Buch des Patristikers und Mediävisten Markus Vinzent „Writing the History of Early Christianity. From Reception to Retrospection“ (Cambridge University Press). Darin vertritt Vinzent die Idee der Retrospektion als eine kritische Methode der Historiografie und exemplifiziert sie an mehreren Beispielen aus der Anfangszeit des Christentums. Grundgedanke der Retrospektion ist es, die Geschichte nicht vorwärts, im Sinne einer voranschreitenden Chronologie zu (re-)konstruieren und damit zu erforschen, und sie nicht nur rückwärtsgewandt zu betrachten, sondern sie auch anachronol ogisch zu schreiben. Kontinuitäten und Linearitäten werden dabei eine Absage erteilt. Vinzents historiografische Methode der Retrospektion kennt keine Quellen mehr, keinen Urtext, keine Originale und keine Autoritäten (auctoritates). Vielmehr wird durch die Retrospektion der Autor/die Autorin der historiografischen Produktion selbst zum Subjekt der Geschichte, das verschiedene Objekte in Angriff nimmt. Mit seiner Idee der Retrospektion wagt Vinzent eine Provokation der klassischen Historiografie und fordert zugleich dazu auf über die Art und Weise, wie Geschichte geschrieben wird, nachzudenken. Dieser Herausforderung will sich der Worksh op stellen und die Frage aufgreifen: Wie können wir die Geschichte (auch des Mittelalters) anders schreiben?
Organisation:
- Sabine Schmolinsky, Universität Erfurt
- Julia Seeberger, Universität Erfurt
- Markus Vinzent, King’s College London / Max-WeberKolleg, Universität Erfurt