Max-Weber-Kolleg, Forschung, Veranstaltungen

Öffentliche Infrastrukturen: Kommunalisieren, vergesellschaften, enteignen?

Datum
5. Okt 2022, 18:00 Uhr - 20:00 Uhr
Veranstaltungsort
Paradiescafé, Jena
Reihe
im Rahmen der Jahrestagung des Sonderforschungsbereichs/ Transregio SFB TRR 294 „Strukturwandel des Eigentums“
Veranstalter
Sonderforschungsbereich / Transregio SFB TRR 294 „Strukturwandel des Eigentums“ (Max-Weber-Kollge der Universität Erfurt und FSU Jena)
Referent(en)
verschiedene
Veranstaltungsart
Podiumsdiskussion/Forum
Veranstaltungssprache(n)
Deutsch
Publikum
öffentlich

Wohnen, Wasser und Energie als öffentliche Infrastrukturen: Kommunalisieren, vergesellschaften, enteignen?

Gespräche und Debatte mit Gästen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wissenschaft

Nach Jahren der Privatisierung und Vermarktlichung sind in der jüngeren Vergangenheit eine Vielzahl von Initiativen entstanden, die die öffentliche Ausrichtung der Daseinsvorsorge fordern. In der Kritik stehen das Profitinteresse privater Betreiber, die zunehmende Ungleichheit der Versorgung, mangelnde Nachhaltigkeit und fehlende demokratische Kontrolle kritischer Infrastrukturen. In vielen europäischen Städten gab und gibt es Kampagnen für die Rekommunalisierung von Wasser und Energie. Auch im Gesundheitsbereich und der Pflege, in Bereich Mobilität und Verkehr sowie beim Thema Wohnraum treten soziale Bewegungen und Initiativen aus der Zivilgesellschaft für eine andere politische Verfassung lebensnotwendiger und teilhabesichernder Infrastrukturen ein. Es fallen Schlagworte wie Vergesellschaftung, Sozialisierung, und Communalisierung (mit "C" – für die Rolle der Community), das Interesse an Genossenschaften wächst und im Bereich des Wohnens sind Initiativen für die Enteignung von großen Konzernen mehrheitsfähig geworden, wie die Berliner Kampagne "Deutsche Wohnen & Co enteignen" gezeigt hat.

Spannend an den aktuellen Bewegungen ist, dass es hier nicht ausschließlich um eine Frage der Verstaatlichung oder Kommunalisierung geht, sondern viel grundlegender darum, wem das Öffentliche gehört und worin es besteht: Was macht die öffentliche Qualität der Infrastrukturen aus und welche institutionellen Neuerfindungen sind nötig, damit gemeinsame Infrastrukturen entstehen? Braucht es dafür Enteignung, Ablehnung von Profit und andere Bilanzierungen von Gemeinwohl? Neue Formen der Teilhabe, der Selbstorganisation und des Zugangs? Andere Finanzstrukturen? An diesem Abend bringen wir politische Akteur*­innen aus Landes- und Kommunalverwaltungen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen zusammen, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem "Öffentlich-Werden" der Infrastrukturen befasst haben, und auf diese Fragen unterschiedliche Antworten geben.

GÄSTE

  • Reinhard Guthke (BürgerEnergie Thüringen e.V., Jena)
  • Sebastian Kohl (Soziologe, Freie Universität Berlin)
  • Joanna Kusiak (Deutsche Wohnen & Co enteignen; King’s College, Cambridge)
  • Cara Röhner (Juristin, Hochschule RheinMain, Wiesbaden)
  • Florian Schmidt (Bezirksstadtrat für Bauen, Planen und Kooperative Stadt entwicklung in FriedrichshainKreuzberg, Berlin)
  • Barbara Schönig (Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft; Professorin für Stadtplanung, Bauhaus-Universität Weimar)
  • Raul Zelik (Sozialwissenschaftler und Schriftsteller, Berlin)

MODERATION
Silke van Dyk und Ute Tellmann