„Die Entscheidung wird gemeinsam getroffen.“

Corona und die Folgen , Einblicke
Jugendlicher wird geimpft

Mit seiner Impfkampagne möchte das Land Thüringen nun auch Schülerinnen und Schüler zwischen 12 und 17 Jahren und deren Eltern ansprechen und diese so aufklären, dass sie guten Gewissens eine Entscheidung für oder gegen eine Corona-Impfung treffen können. Um das zu erreichen, haben das Gesundheitsministerium und das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport gemeinsam mit dem COSMO-Team der Universität Erfurt und dem aus der Uni Erfurt heraus gegründeten Communication Lab einen Informationsflyer erstellt. Die Fäden in der Hand hielt dabei Dorothee Heinemeier. Fünf Fragen an die Doktorandin an der Uni Erfurt und Gründerin des Communication Lab Erfurt:

Frau Heinemeier, an dem Informationsmaterial über die Corona-Impfung für Kinder- und Jugendliche hat ja ein ganzer Stab mitgearbeitet. Haben Sie denn auch mit der Zielgruppe an sich gesprochen, also mit den Schüler*innen?
Ja, das war für das Projekt natürlich ganz wichtig. Insgesamt wurde bei der Entwicklung auf verschiedene Daten zurückgegriffen, vor allem die deutschlandweite COSMO-Studie. Und dann haben wir die Zielgruppe noch direkt befragt. Wir sehen, dass Kinder und Jugendliche in solchen Studien selten einbezogen werden, aber gerade in diesem Fall müssen sie ja diese Entscheidung mittragen. Deshalb haben wir mit dem Meininger Henfling-Gymnasium zusammengearbeitet. Unter den Schüler*innen und deren Eltern wurden zwei Umfragen durchgeführt: eine vor der Flyer-Erstellung, um herauszufinden, welche Fragen sie im Hinblick auf die Corona-Schutzimpfung und ihre Impfentscheidung haben. Und anschließend eine zur Beurteilung des ersten Flyerentwurfes, um festzustellen, ob er die Fragen der Zielgruppe beantwortet und die Erwartungen erfüllt. Das waren natürlich keine repräsentativen Umfragen, aber sie halfen, eine Tendenz abzulesen. All diese Erkenntnisse flossen in die Entwicklung der Inhalte des Flyers ein und haben uns geholfen zu gewichten, worüber wir genau informieren wollen.

Dorothee Heinemeier (Foto: Sabine Weiss Coaching)

Was waren denn die häufigsten Fragen dabei?
Es kam heraus, dass Eltern und Kinder sich für ähnliche Themen interessieren und gerade in diesen Informationsbedarf haben, das sind zum Beispiel Nebenwirkungen, Dauer des Impfschutzes und der Umgang mit Falschinformationen.

Abgesehen von der umfassenden Aufklärung zu eben diesen Fragen, wovon hängt die Impfbereitschaft von Kindern noch ab?
Gezeigt hat sich vor allem eines: Die Impfentscheidung wird gemeinsam getroffen. Das ist ein ganz zentraler Punkt. Die Impfbereitschaft bei Kindern ist in diesem Fall höher, als wenn es die Eltern allein entscheiden. Unsere Informationsmaterialen, also der Flyer und auch die Social Media-Angebote, bei denen ich das Thüringer Gesundheitsministerium berate, sprechen also im besten Fall nicht nur die Kinder und Jugendlichen an, sondern regen sie auch dazu an, mit ihren Eltern darüber zu sprechen und auf Basis der gewonnenen Information gemeinsam zu einer Entscheidung zu kommen.

Und zwar im – aus Sicht des Ministeriums und mit Blick auf das bevorstehende neue Schuljahr – besten Fall für eine Impfung?
Hauptziel meiner Arbeit ist es, über das Impfen aufzuklären und eine Impfentscheidung zu unterstützen, wie auch immer die letztlich aussehen wird. Impfen ist eine freiwillige Entscheidung, und gutes Informationsmaterial soll dabei helfen, diese Entscheidung auch informiert für sich treffen zu können.

Aus dieser Motivation heraus haben Sie ja auch das Communication Lab Erfurt gegründet…
Ja, richtig. Bei den Projekten in meinem Master-Studium an der Uni Erfurt und auch bei meiner anschließenden Doktorarbeit hat sich immer wieder gezeigt, wie wichtig kompetente Aufklärung in gesundheitlichen Fragen ist. Der Beratungsbedarf seitens der Akteure im Gesundheitswesen, von Ärzten bis Ministerien, ist hoch – gerade auch in einer Zeit, wo viele Falschinformationen kursieren. Genau da soll meine Arbeit ansetzen und ich freue mich, mit dem COSMO-Team der Uni Erfurt einen Partner zu haben, mit dem die Zusammenarbeit Spaß macht und reibungslos funktioniert. So kann ich mit meiner Arbeit Forschung und Praxis zusammenbringen – wie eben bei der Erstellung dieses Flyers, der hoffentlich viele bei Ihrer Entscheidung unterstützt.

Foto oben: CDC / Unsplash