Die Vielfalt der Liebe achten: Gleichgeschlechtliche Liebe unter dem Segen Gottes

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In einem Interview hat sich Papst Franziskus jetzt zur Lebenspartnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare geäußert. "WortMelder" hat Prof. Josef Römelt, Moraltheologe an der Universität Erfurt um eine Einschätzung gebeten...

"Papst Franziskus hat sich in einer sehr respektvollen Weise zur Lebensform der Lebenspartnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare in einem Interview geäußert. Darin bringt der zum Ausdruck, dass der christliche Glaube jede Form der Liebe als Beziehung in Intimität und Verantwortung versteht. Und er dringt in der katholischen Kirche auf ein neues Verständnis, das auch die gleichgeschlechtliche Liebe in ihrer tiefen Menschlichkeit respektiert und in die Gesellschaft integriert. Dabei wirbt er zugleich für ein differenziertes Verständnis der Lebensformen.

Prof. Dr. Josef Römelt
Prof. Dr. Josef Römelt

Gegen eine vorschnelle Verwechselung der Anliegen von Entdiskriminierung und Emanzipation mit einer Gleichmacherei, welche die Unterschiedlichkeit gleichgeschlechtlicher und verschiedengeschlechtlicher Liebe zu übersehen imstande ist, erinnert er die besondere Bedeutung der Ehe als Sakrament. Es geht ihm um die Gelassenheit, mit der die verschiedenen Formen von Liebe und Familie ihren Ausdruck finden sollen und ihre Aufgabe für die Gesellschaft und die Kirche übernehmen können. Homophobie und Exklusion gleichgeschlechtlicher Paare müssen der Vergangenheit angehören! Die besondere Bedeutung verschiedengeschlechtlicher Liebe für die Weitergabe menschlichen Lebens neidlos anzuerkennen, das ist die andere Seite einer solchen Pluralität der Lebensformen und Entfaltungen von Liebe.

Der Ausdruck von der 'Ehe für alle' ist missverständlich, wenn er diese Anerkennung verdrängen wollte. Dabei geht es nicht um eine Überbewertung natürlicher Bindungen in der Familie. Dass die Qualität der Beziehung zwischen Eltern und Kindern, Adoptiveltern und den ihnen anvertrauten Heranwachsenden für die Gestaltung von Familienleben und des liebenden Umgangs miteinander ausschlaggebend sind, das steht im Vordergrund. Die befreiende Freude an der natürlichen Erfahrung, die das gemeinsame Kind schenkt, braucht dabei nicht vergessen zu sein. Es gibt wie in anderen ökologischen Zusammenhängen eine tiefe Bedeutung der Natur, welche die kulturelle Gestaltung durchzieht. Und so hütet die verschiedengeschlechtliche Liebe das Feuer der Weitergabe menschlichen Lebens. Sie darf in der Mitte der kulturellen Gestaltungen von Liebe und Familie stehen, ohne dass sich die anderen Lebensformen (Alleinerziehende, Adoptiveltern, Regenbogenfamilien) diskriminiert fühlen müssen. Und die gleichgeschlechtliche Liebe steht in ihrer eigenen Würde unter dem Segen Gottes."