„Ich würde alles genauso noch einmal machen!“

Gastbeiträge , International
Larissa in den USA

Ich hatte eine unvergessliche Zeit an der University of Mary Washington“, sagt Larissa und ihre Begeisterung ist ihr nach wie vor anzumerken. Die angehende Kommunikationswissenschaftlerin war in diesem Wintersemester zum Studium in den USA, genauer gesagt in Fredericksburg, Virginia, und berichtet hier von ihren Erfahrungen…

„Eine gute Vorbereitung ist alles“, sagt sie und empfiehlt deshalb jedem, der sich für einen Auslandsaufenthalt interessiert, vorab an den Infoveranstaltungen des Internationalen Büros an der Uni Erfurt zum „Studium im Ausland“ teilzunehmen: „Für mich war dieser allgemeine Überblick war sehr hilfreich, weil ich so besser entscheiden konnte, wohin es für mein Auslandssemester gehen sollte und über welches Programm ich das realisieren würde. Letztendlich habe ich mich für einen Platz an einer Partnerhochschule der Uni Erfurt beworben. Die ‚Deadline‘ für die Bewerbung ist im Dezember, das Internationale Büro informiert vorab ausführlich über die notwendigen Unterlagen und den genauen Bewerbungsprozess. Nach Bewerbungsschluss heißt es dann auf die Entscheidung der Auswahlkommission zu warten. Ich bekam im Februar das Angebot für einen Austauschplatz an der University of Mary Washington. Nachdem ich die Annahmeerklärung unterschrieben hatte, meldete sich kurz darauf auch schon die Partneruni. Klar, am Anfang kann es passieren, dass man mit den ganzen neuen Informationen bezüglich Visa, Kursbelegung, Uni Account, etc. erstmal überfordert ist, aber keine Sorge, die Ansprechpartner in den USA und in Erfurt beantworten alle Fragen innerhalb kürzester Zeit.“

Und wie ging es dann mit dem Studium weiter?
„Obwohl das System in den USA anders ist als in Deutschland, hat mir das Studium vor Ort sehr gut gefallen. Der Campus der University of Mary Washington (UMW) ist für deutsche Verhältnisse groß, für amerikanische Verhältnisse aber klein. Nach ein paar Tagen fand ich mich eigentlich ganz gut zurecht. Trotzdem würde ich jedem empfehlen, eine Campus Map auf dem Handy zu haben, um sich besser orientieren zu können. Es kann auch nicht schaden, sich vor Beginn der ersten Vorlesungswoche einmal die Räume und Hörsäle anzuschauen, damit man am ersten Tag nicht in Panik gerät, weil man nicht weiß, wohin man als nächstes muss.

Insgesamt habe ich während meines Auslandssemesters vier Kurse belegt. Das ist auch das was die Gastuni empfiehlt. Es besteht zwar die Möglichkeit, mehr als vier Kurse zu belegen, aber dann hat man wirklich nur begrenzt Zeit für andere Dinge. Allgemein kann man sagen, dass das amerikanische Unisystem sehr viel verschulter ist, als wir es in Deutschland gewöhnt sind. Einige Professoren führen Anwesenheitslisten und lassen die Anwesenheit in die Endnote einfließen. Hausaufgaben machen, die nächste Sitzung vorbereiten und Mitarbeit werden auch in den meisten Kursen vorausgesetzt. Unvorbereitet in die Vorlesung zu kommen, ist übrigens nicht empfehlenswert, weil manchmal auch unangekündigte Tests geschrieben werden.

Die zu erbringenden Studienleistungen unterscheiden sich von Dozent zu Dozent und von Kurs zu Kurs. Klassische Hausarbeiten, Examen, Tests und Präsentationen sind üblich, aber ein Überbleibsel der Online-Lehre während der Pandemie ist, dass auch Online-Diskussionen oder Video-Projekte auf dem Programm stehen können. Bei Fragen, Problemen oder sonstigen Anliegen haben, kann man die Dozierenden jederzeit per E-Mail erreichen oder die Office Hours für ein persönliches Gespräch nutzen. Mein Eindruck ist, dass den meisten Dozierenden ein enger Austausch mit den Studierenden wichtig ist und ich habe zu Beginn des Semesters meine Professoren auch wissen lassen, dass ich als Austauschstudentin an der UMW bin. Dadurch ist es mir leichter gefallen, Fragen zu stellen und Unklarheiten anzusprechen.“

Und wie hast du gewohnt?
„Während des Auslandsstudiums habe ich in einem der Wohnheime auf dem Campus gelebt. Arrington Hall liegt ziemlich am Rande des Geländes neben dem Gym und dem Hurley Convergence Center. Man teilt sich das Zimmer mit einer anderen Person (des gleichen Geschlechts) und das Bad (Dusche und Toilette) mit einem weiteren Doppelzimmer. Die Zimmer sind mit einem Bett, einem Schreibtisch mit Stuhl, einer Kommode und einem Kleiderschrank pro Person ausgestattet. Im Zimmer ist auch ein Waschbecken mit Spiegel. Auf den ersten Blick wirkt das Wohnheimzimmer vielleicht etwas eintönig, aber ich konnte mit ein bisschen Dekoration oder Wandplakaten schnell Abhilfe schaffen.

In Arrington Hall gibt es auf jedem Stockwerk einen Laundry Room mit Waschmaschinen und Trocknern, eine Gemeinschaftsküche und einen Aufenthaltsraum. Wenn man den Kühlschrank in der Küche nutzt, sollte man seine Sachen auf jeden Fall beschriften da sonst davon ausgegangen wird, dass sie für die Allgemeinheit bestimmt sind. Die Küche ist mit einem Herd, einem Backofen und einer Mikrowelle ausgestattet. Geschirr und Besteck muss man sich selbst organisieren. Je nach gekauftem Meal Plan isst man allerdings sowieso meistens außerhalb des Wohnheims.

Und wenn du gerade nicht in der Lehrveranstaltung oder Bibliothek warst….?
Unter der Woche sah mein Tagesablauf meistens folgendermaßen aus: Je nachdem ob ich morgens Vorlesung hatte, musste ich entweder früh aufstehen (so gegen 8 Uhr) oder konnte ausschlafen. Im University Center gibt es zwar ein Frühstücksangebot, allerdings habe ich meistens in meinem Wohnheimzimmer gefrühstückt, da man nur eine begrenzte Anzahl an Meal Swipes für das Semester hat. Ich habe meine Vorlesungen besucht und in meinen Pausen zwischen den Veranstaltungen Hausaufgaben gemacht, mich mit Freunden zum Lunch getroffen oder das gute Wetter genossen. Über den ganzen Campus verteilt gibt es viele Sitzgelegenheiten, die auch ausgiebig von den Studierenden genutzt werden. Wenn man allerdings mal Ruhe braucht, um sich zu konzentrieren, gibt es dafür ausreichend Möglichkeiten in der Bibliothek oder im HCC (Hurley Convergence Center). Dort gibt es Stationen mit iMacs und kleine Seminarräume, die man reservieren kann, falls man gemeinsam in der Gruppe lernen will. Die Beamer und Leinwände können aber auch abends und an den Wochenenden zum gemeinsamen Filmeschauen genutzt werden. Neben den Arbeitsplätzen gibt es Sofas und Sessel, falls man es an einem stressigen Tag mal etwas bequemer braucht.

Auch wenn Fredericksburg eine überschaubare Kleinstadt ist, lohnt es sich, freie Nachmittage für einen Spaziergang in die Innenstadt zu nutzen. Zu Fuß sind es circa 20 bis 25 Minuten bis ins Zentrum. An schönen Tagen kann man das Wetter am Rappahannock genießen oder die vielen kleinen Cafés und Restaurants besuchen. Es gibt auch viele Secondhandläden und Boutiquen. Wenn man allerdings wirklich shoppen gehen will, sollte man in die Spotsylvania Mall fahren. Ein Uber dorthin kostet etwa zehn Dollar, aber viele der amerikanischen Studenten haben ein eigenes Auto, sodass man sich auch meistens eine Mitfahrgelegenheit organisieren kann.

Was an amerikanischen Universitäten auch einen großen Teil des Unialltags ausmacht, ist die Clubkultur. Um sich einen Überblick über die verschiedenen Clubs und Organisationen auf dem Campus zu verschaffen, ist es empfehlenswert, den Club Carnival zu Beginn des Semesters zu besuchen. Der Club Carnival findet mitten auf dem Campus auf dem Ball Circle statt. Dort haben alle Clubs einen Tisch mit Infomaterial und man kann sich auch direkt mit anderen Studierenden austauschen. Es gibt für fast alle Interessen und Hobbies den passenden Club. Ich bin beispielsweise dem UMW Running Club und dem Club Swim beigetreten, weil ich beide Sportarten bereits in Deutschland betrieben habe. Neben Sportclubs gibt es aber auch Clubs für Theater-, Schach- und Matheinteressierte. Die Mitgliedschaft ist relativ günstig. Es lohnt sich, einem Club beizutreten, weil man so noch mehr Leute kennenlernt, die ähnliche Interessen haben wie man selbst. Fast alle Clubs organisieren auch sogenannte Socials, bei denen man dann gemeinsam Bowlen oder Pizza essen geht oder einen Filmeabend macht.

Wie lautet also dein Fazit?
„Ich hatte eine unvergessliche Zeit an der University of Mary Washington. Das Team vom Center for International Education ist supernett und herzlich und hat mir den Start ins Auslandssemester sehr erleichtert. Es dauert ein paar Wochen, um sich an die neue Umgebung und die Sprache zu gewöhnen, aber sobald man sich an den Alltag auf dem Campus gewöhnt hat, hat man eine wirklich gute Zeit. Um einigermaßen stressfrei durchs Semester zu kommen, ist es empfehlenswert, durchgehend ein wenig Aufwand für die Vorlesungen zu betreiben, da es sonst gegen Ende des Semesters sehr viel wird.

Die meisten Amerikaner sind offen und gesprächig, sodass man schnell Anschluss findet. Um aber wirklich tiefergehende Freundschaften zu schließen, muss man etwas Geduld haben, da man zunächst viele Leute nur oberflächlich kennenlernt. Zum Beispiel kommt man in den Vorlesungen schnell mit anderen Studierenden ins Gespräch, das heißt allerdings nicht, dass man sich auch außerhalb des Hörsaals trifft. Mit ein bisschen Eigeninitiative kann sich das aber schnell ändern.

Die UMW in Fredericksburg kann ich jedem empfehlen, der ein Auslandssemester auf einem familiären, überschaubaren Campus machen möchte. Die Nähe zu Washington DC ist natürlich auch ein Pluspunkt und über die Herbstpause ist auch ein Trip nach New York nicht ausgeschlossen. In und um Virginia kann man beides erleben: Großstadt- und Südstaatenflair.

Im Nachhinein würde ich alles genauso noch einmal machen. Das Auslandssemester hat mich nicht nur in akademischer Hinsicht vorangebracht. Ich bin in eine fremde Kultur eingetaucht, habe meine Englisch-Kenntnisse verbessert, neue Leute kennengelernt und bin über mich hinausgewachsen. Die Entscheidung für ein Auslandssemester war die beste, die ich je getroffen habe.“