Lernen am historischen Ort – Erfurter Studentinnen entwickeln digitalen Rundgang für die Wasserburg Heldrungen

Zwischen Mensa und Hörsaal
Wasserburg Heldrungen

Mistgabeln gegen Kanonen. Mut gegen Macht. Freiheit gegen Feudalherrschaft. Vor 500 Jahren erhob sich die Landbevölkerung gegen Unterdrückung und Ausbeutung – und scheiterte blutig. Der Bauernkrieg zählt zu den größten Volksaufständen der deutschen Geschichte. Was genau das mit dem Studium an der Universität Erfurt zu tun hat, erzählen wir hier…

Letitia Jannke, Franziska Michael, Marie-Joline Otto und Luisa Schlothauer, vier Studentinnen der Universität, haben im Studium Fundamentale die bewegte Geschichte des Bauernkriegs nicht nur theoretisch behandelt – sie haben sie vor Ort erfahrbar gemacht: in der Wasserburg Heldrungen. Gemeinsam entwickelten sie einen interaktiven, digitalen Rundgang für diesen geschichtsträchtigen Ort in Thüringen, an dem Thomas Müntzer, der radikale Prediger und Anführer der Bauern, gefoltert und gefangen gehalten wurde.

Von der Idee zur Umsetzung

Die Initialzündung kam, wie so oft, aus dem „echten Leben“: Letitia arbeitet neben dem Studium als Kellnerin auf der Wasserburg. Ihre Erzählungen über die historische Bedeutung des Ortes, besonders im Zusammenhang mit dem Bauernkrieg, weckten schnell das Interesse ihrer Kommilitoninnen – und so war die Idee geboren: ein digitaler Rundgang für Schüler*innen ab Klasse 5 sowie weitere historisch interessierte Besucher*innen, der Geschichte genau dort erlebbar macht, wo sie geschrieben wurde. Dass die Wasserburg heute eine Jugendherberge ist und man damit natürlich auch Schüler bestens erreichen kann, verstärkte die Rundgang-Idee zusätzlich.

„Wir haben uns entschieden, dafür die App Actionbound zu nutzen, weil sich damit interaktive Inhalte und Aufgaben direkt auf dem eigenen Smartphone abrufen lassen“, erklärt Marie-Joline. Dies geschieht mittels eines QR-Codes an fünf verschiedenen Stationen auf dem Burggelände: 

1. Willkommen auf der Wasserburg
2. Die Sicherung der Burg
3. Der Bauernkrieg und der Adel
4. Thomas Müntzer – Vom Prediger zum Revolutionär
5. Thomas Müntzer – Gefangennahme und Folter

Was dieses Projekt für die vier Studentinnen besonders macht, wollen wir wissen.  „Wir waren von Anfang bis Ende selbst verantwortlich – von der Recherche über die Gestaltung der Inhalte bis hin zur praktischen Umsetzung vor Ort“, sagen sie. Unterstützung bekam das Team dennoch – von ihrem Dozenten apl. Prof. Dr. Michael Haspel, der ihnen wertvolle Tipps für die Umsetzung gab, aber auch – über eine ehemaligen Dozentin – von der Ludwig-Maximilians-Universität München, die die Lizenzkosten für die App übernahm, so dass die Studentinnen ihr Vorhaben am Ende auch wirklich professionell umsetzen konnten. „Auch das Team der Wasserburg war eine große Hilfe“, sagt Marie-Joline. „Die Mitarbeiter*innen haben uns Materialien für unsere Recherche zur Verfügung gestellt, standen für unsere Fragen zur Verfügung und wir hatten ausreichend Gelegenheit, die Wasserburg vor Ort selbst zu erkunden. Der Burgleiter hat uns ebenfalls freie Hand gelassen – das war natürlich super. Er hat sogar die QR-Codes für die Rundganginformationen gleich dauerhaft auf Metalltafeln anbringen lassen, so dass alles gleich vor Ort abrufbar und dauerhaft sichtbar ist.“

Für die Besucher*innen der Wasserburg ist das, was die Studentinnen konzipiert haben, auf jeden Fall ein „Plus“. Aber auch Letitia, Franziska, Marie-Joline und Luisa selbst haben während dieses StuFu-Projektes eine ganze Menge gerlernt – zum Beispiel, wie man Geschichte spannend und zielgruppengerecht aufbereitet,  wie vielschichtig die Ereignisse rund um den Bauernkrieg waren, wie sich Glaube, Macht und soziale Gerechtigkeit im 16. Jahrhundert verbanden und vor allem: wie lebendig das Studium an der Universität Erfurt ist, wenn Theorie und Praxis miteinander verwoben werden.

Was als Idee im Seminar begann, ist nun also ein fester Bestandteil der Wasserburg Heldrungen. „Wir haben selbst etwas dabei gelernt und zugleich ein Bildungsangebot für andere geschaffen“, sagen die vier. „Ein Projekt, das nachhaltig ist und zugleich eigenständiges, kritisches Denken fördert – genau das ist es doch, worauf es im Studium ankommt.“

So funktioniert der Rundgang mit Actionbound

Wer mehr über die Geschichte der Wasserburg Heldrungen erfahren möchte, kann den neuen Rundgang ganz einfach mit dem Smartphone ausprobieren:

  • App kostenlos herunterladen (kein Login nötig)
  • fünf Stationen auf dem Gelände entdecken
  • an jeder Station jeweils den QR-Code scannen und Inhalte freischalten
  • Aufgaben lösen, Fragen beantworten, reflektieren

Ideal für Gruppen aber auch für Einzelpersonen!