Nachgefragt: "Was hat die Katholisch-Theologische Fakultät Kardinal Lehmann zu verdanken, Herr Prof. Bauer?"

Gastbeiträge
Kardinal Lehmann

Am gestrigen Sonntag, 11. März 2018, ist der ehemalige Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann im Alter von 81 Jahren verstorben. Seit der Eingliederung des Erfurter Philosophisch-Theologischen Studiums in die Universität Erfurt war Seine Eminenz ein wichtiger Wegbegleiter der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität. WortMelder hat bei Prof. Dr. Dr. Thomas Johann Bauer, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, nachgefragt: „Was hat die Fakultät Kardinal Lehmann zu verdanken, Herr Prof. Bauer?“

Prof. Dr. Thomas Johann Bauer
Thomas Bauer

„Als Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz hat Karl Lehmann die Eingliederung des ehemaligen Philosophisch-Theologischen Studiums Erfurt als Katholisch-Theologische Fakultät an der wiedererrichteten Universität Erfurt mit Interesse und Wohlwollen begleitet. Bei der offiziellen Feier zur Integration der Fakultät am 21. Mai 2003 hielt er im Auditorium Maximum der Universität den Festvortrag zum Thema „Theologie als Wissenschaft an der Universität“. Der damalige Erfurter Bischof, Dr. Joachim Wanke, und der Dekan der Fakultät, Prof. Dr. Eberhard Tiefensee, brachten bei diesem Anlass in ihren Grußworten den Dank an Karl Lehmann für seine Unterstützung bei diesem langen und teilweise schwierigen Prozess zum Ausdruck.

Die Katholisch-Theologische Fakultät durfte in den folgenden Jahren immer wieder erfahren, welch große Wertschätzung Karl Lehmann ihr entgegenbrachte. Dies zeigte auch die Berufung von Mitgliedern des Professoriums in den von ihm geleiteten Ökumenischen Arbeitskreis. Die Ökumene und die Verständigung unter den getrennten Kirchen, die ihm ein persönliches und theologisches Anliegen waren, trugen gewiss dazu bei, dass er eine Katholisch-Theologische Fakultät in Erfurt als wichtiges Zeichen sah – denn unsere Fakultät liegt im Kernland der Reformation und steht in der Tradition der Theologischen Fakultät der alten Universität Erfurt, an der einst Martin Luther als akademischer Lehrer tätig war. Die besondere Bedeutung unserer Fakultät sah Karl Lehmann jedoch auch im Diskurs mit den Vertreterinnen und Vertretern einer in hohem Maße entchristlichten und säkularen Gesellschaft, wie sie für die neuen Bundesländer prägend ist. Die Entwicklungen an unserer Fakultät und ihre wissenschaftliche Arbeit verfolgte er bis zuletzt mit großem Interesse. Ein letztes Mal durften wir Karl Lehmann am 21. Oktober 2015 offiziell als Gast an unserer Fakultät begrüßen, als er bei der Ehrenpromotion von Prof. Dr. Ulrich Ruh den Festvortrag und die Laudatio hielt.

Die wissenschaftliche Theologie an den Universitäten und Hochschulen war stets ein großes Anliegen von Karl Lehmann, der selbst als Professor und akademischer Lehrer an den Katholisch-Theologischen Fakultäten der Universitäten in Mainz und Freiburg im Breisgau gewirkt hatte. Theologische Fakultäten an staatlichen Hochschulen sah er als wichtige Einrichtungen dafür, dass die Katholische Theologie ein fruchtbares Gespräch mit anderen Wissenschaften führen und sich ihren Fragen und Anliegen stellen kann. Als Bischof und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz suchte er deshalb nicht nur das Gespräch mit den Vertreterinnen und Vertreten der Theologie, sondern auch mit denen, die in Staat und Gesellschaft Verantwortung tragen, um bei ihnen für Theologie als Wissenschaft sowie für die Anliegen und Bedürfnisse der Theologischen Fakultäten Verständnis zu wecken.

Die Katholisch-Theologische Fakultät Erfurt weiß, wie viel sie Karl Kardinal Lehmann zu verdanken hat und sie wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Mit Karl Lehmann verlieren die katholische Kirche in Deutschland und ihre wissenschaftliche Theologie eine Persönlichkeit, die sie in den vergangenen Jahren entscheidend geprägt hat. Die Erinnerung an Karl Kardinal Lehmann gemahnt uns jedoch auch an die Aufgabe der steten Erneuerung von Theologie und Kirche im Lichte des Zweiten Vatikanischen Konzils, das er für sich und seine Arbeit als zentral und maßgebend begriffen hat.“