„Freiraum“ für mehr Bildungsgerechtigkeit

Vorgestellt
Bannerbild "Schriftexpress am Schulanfang"

Ideen brauchen Raum – um zu entstehen und sich zu entfalten. Ebensolche „Freiräume“ schafft die Stiftung Innovation in der Hochschullehre. Und Professorin Dr. Daniela Merklinger, Inhaberin der Professur für Deutschdidaktik für die Primarstufe an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, bekommt sie. In den kommenden zwei Jahren wird sie von der Stiftung mit rund 300.000 Euro unterstützt, um ihre Idee „SchriftEXPRESS am Schulanfang” Wirklichkeit werden zu lassen. In unserem Blog stellen wir das Projekt einmal vor…

„Wenn Kinder in die Schule kommen, sind ihre Voraussetzungen für das Lesen- und Schreibenlernen sehr unterschiedlich. Zudem zeigen die großen Schulleistungsstudien seit Jahren einen Rückgang der Leistungen beim Zuhören, Lesen und Rechtschreiben. Dieser Heterogenität angemessen zu begegnen, ist eine große Herausforderung – für Lehrkräfte ebenso wie für Studierende”, erklärt Daniela Merklinger den Hintergrund ihres Projekts. Deshalb setzt sie auf eine stärkere Verzahnung von Theorie und Praxis bereits im Lehramtsstudium. „Die Forschung zeigt, dass dies in Verbindung mit Reflexion zu besseren Lernergebnissen bei den Studierenden führt, und genau an dieser Stelle setzt das Projekt ‘SchriftEXPRESS am Schulanfang’ an. Denn dadurch entstehen Synergien, von denen alle Beteiligten – Schulen, Lehrkräfte, Studierende und natürlich die Schüler*innen – profitieren. Auf diese Weise kann unsere Arbeit einen kleinen Beitrag zu der wichtigen gesellschaftlichen Frage nach Bildungsgerechtigkeit leisten.”

Und so funktioniert das Ganze: Studierende im Bachelor-Studiengang Primarpädagogik, der auf das Lehramt an Grundschulen vorbereitet, sollen im Rahmen von Projektseminaren einmal pro Woche in kooperierende Grundschulen gehen und vor Ort Lese- und Schreibanfänger*innen im Schriftspracherwerb unterstützen, indem sie mit ihnen in Kleingruppen ein Semester lang lese- und schreibbezogene Aktivitäten durchführen. „Ausgangspunkt ist dabei die Auseinandersetzung mit aktuellen Bilderbüchern, denn im Schriftspracherwerb spielen Geschichten und das gemeinsame Eintauchen in literarische Welten eine zentrale Rolle”, erklärt die Professorin. Die Studierenden sollen semesterbegleitend ihre Erfahrungen in fachbezogenen „SchriftEXPRESS”-Projektseminaren reflektieren und auf diese Weise ihr didaktisches Handeln in fachlichen Lehr-Lernprozessen professionalisieren. Die Projektseminare werden durch Peer-to-Peer-Beratungen von geschulten Tutor*innen begleitet. Mögliche Forschungsfragen, die bei den Studierenden durch ihre Arbeit mit den Lese- und Schreibanfänger*innen entstehen, können dann beispielsweise in deren Abschlussarbeiten bearbeitet werden. Darüber hinaus sollen im Rahmen des Projektes gemeinsam mit den Studierenden Materialboxen entwickelt und eine partizipativ erarbeitete, passwortgeschützte Online-Plattform aufgebaut werden, die Materialempfehlungen, Best-Practice-Beispiele und Reflexionen enthält. Dies soll dann wiederum für Studierende, aber auch für Lehrkräfte zur Verfügung gestellt und weiterentwickelt werden. „Nicht zuletzt wollen wir mit dem Projekt ein Netzwerk an kooperierenden Grundschulen in Erfurt und in der Region aufbauen”, sagt Daniela Merklinger. „Auf diese Weise entstehen nachhaltige Strukturen, die auch über die Projektlaufzeit hinaus genutzt werden können.” Vor diesem Hintergrund soll es im kommenden Sommersemester zum Auftakt auch eine „SchriftEXPRESS”-Tagung an der Universität Erfurt geben – mit Workshops, die sich an Lehrkräfte richten, die im Schuljahr 2026/2027 ein erstes Schuljahr übernehmen.

Auch Prof. Dr. Julia Knop, die Vizepräsidentin für Studienangelegenheiten an der Universität Erfurt, freut sich über die Möglichkeiten, die die „Freiräume”-Förderung nun an der Universität bietet. „Es ist uns ein großes Anliegen, die Qualität unserer Lehre in der sich ständig verändernden Bildungslandschaft kontinuierlich zu verbessern und innovative Lehrmethoden zu fördern. Nur so können wir unsere Studierenden bestmöglich auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten. Dass nun das Projekt ‘SchriftEXPRESS am Schulanfang’ für die ‘Freiraum’-Förderung ausgewählt wurde, freut mich deshalb ganz besonders. Und es macht Mut, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.“

Weitere Informationen / Kontakt:

Inhaberin der Professur Fachdidaktik für Deutsch in der Primarstufe
(Erziehungswissenschaftliche Fakultät)
C07 – Lehrgebäude 2 / 202