"So anders als in Deutschland"

International , Gastbeiträge
Ich bin dann mal weg: Maika in Südkorea

„Unglaublich bereichernd – sowohl beruflich als auch persönlich.“ So beschreibt Maika ihr Auslandsjahr an der Korea University. „Falls es studientechnisch, finanziell und auch zeitlich möglich ist, würde ich jeden dazu ermutigen, ein ganzes Jahr in Südkorea zu verbringen.“ Hier berichtet Maika umfassend von ihren Erfahrungen und gibt allerlei praktische Tipps zur Vorbereitung deines eigenen Auslandsaufenthaltes:

Du hast schon seit einer ganzen Weile großes Fernweh und spielst mit dem Gedanken, längere Zeit in einem ostasiatischen Land, vielleicht sogar Südkorea, zu verbringen? Oder bist du bereits mitten in der Bewerbungsphase und suchst nun nach guten Tipps für deine Reisevorbereitung? In welcher Phase du dich auch gerade befindest, ich bin mir sicher, dass du hier Antworten finden wirst! In den folgenden Zeilen hoffe ich, dir einen guten Eindruck von meinem Lieblingsland geben zu können und dich auch für ein Auslandsjahr in Südkorea begeistern und hinreichend vorbereiten zu können. Nachdem ich vor einigen Jahren bereits Urlaub in Südkorea gemacht hatte und es mir so gut gefiel, war ich mir sicher, eines Tages für einen längeren Zeitraum dort leben zu wollen, um Land und Leute besser kennen zu lernen. Da mir bewusst war, wie schnell vier Monate vorbeigehen würden und ich einen umfassenden Eindruck vom Land in den verschiedenen Jahreszeiten gewinnen wollte, entschied ich mich, für ein ganzes Jahr nach Südkorea zu gehen. Auf geht's ins "Land of the Morning Calm"!

Was man alles braucht

Bewerbungsphase

Wie auch bei jedem anderen Austausch gehört der "Papierkram" natürlich immer dazu. Aber keine Angst, die Bewerbung ist ziemlich geradlinig und man muss die Schritte einfach nur nacheinander befolgen. Also bevor deine Reise starten kann, musst du neben den klassischen Unterlagen wie Zeugnis und Lebenslauf deinen aktuellen Notenbericht (kleiner Tipp: unbedingt sagen, dass der Notenbericht für das Internationale Büro ist, sonst musst du Gebühren dafür zahlen), ein Motivationsschreiben und den Nachweis eines Englischsprachniveaus auf dem Level B2 einreichen. Das Gute an der Korea University ist, dass kein TOEFL-Test oder anderweitige Sprachzertifikate notwendig sind, sondern lediglich der uni-interne Sprachnachweis ausreicht. Nachdem du alles bei unserer Universität eingereicht hast, heißt es erstmal mindestens eineinhalb Monate warten bis man sich dann im zweiten Schritt direkt bei der Korea University bewirbt.

Hast du erstmal eine Zusage, kann es mit den Vorbereitungen losgehen. Zunächst empfehle ich dir ein Learning Agreement mit deinem Koordinator abzuschließen. Damit stellst du sicher, dass die Kurse, die du an der Korea University belegen möchtest, auch an der Uni Erfurt anerkannt werden. Am besten ist es, so viele Kurse wie möglich anzugeben, da es natürlich passieren kann, dass man seine Wunschkurse nicht alle bekommt. Natürlich muss man auch eine Auslandskrankenversicherung vorweisen und wenn du dich für das Wohnheim bewerben möchtest, musst du auch einen Tuberkulose-Test-Nachweis einreichen.

Persönliche Vorbereitung

Bei diesem Part habe ich mich richtig ausgetobt und regelrecht Blogs und Youtube-Videos über Korea aufgesaugt. Vor allem empfehle ich, Videos von Austauschstudierenden der Korea University (KU) anzuschauen. Dadurch bekommst du einen recht guten visuellen Eindruck von der Universität. Da ich sehr gern Sprachen lerne und der Meinung bin, dass man durch Sprache einen besseren Zugang zur Kultur erhält, habe ich an der Universität Jena einen Koreanisch-Sprachkurs absolviert. Du wirst dann die Freude haben, mit Frau Flügel die Sprache zu lernen. Sie ist eine super freundliche und nette koreanische Lehrerin, die sehr umgänglich ist und alle möglichen Fragen gern beantwortet.

Falls du keine Zeit finden solltest, die Sprache im Voraus zu lernen, brauchst du dir aber auch keine Sorgen zu machen, dass du dort ohne Koreanisch nicht überleben wirst. Meistens findet sich eine Person, die Englisch spricht oder man nutzt die Papago-App, eine gängige Übersetzungsapp, um miteinander zu kommunizieren. Auch bekommt man einen koreanischen "Buddy" an der KU, der immer helfen kann. Ansonsten kommen jedes Semester auch immer wieder zahlreiche Austauschstudierende an unsere Universität, wodurch man nicht nur neue Menschen kennenlernt und nebenbei auch sein Englisch trainiert, sondern auch gleich einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommt, wie so ein Auslandssemester mit einem internationalen Umfeld aussehen kann.

Für die Austauschstudierenden sucht das Internationale Büro jedes Semester Tutoren, die sich dann um die internationalen Studierenden an unserer Universität Erfurt kümmern. Dadurch kann man sich bereits über alles Mögliche austauschen. Und was ist wohl eine bessere Vorbereitung für das Auslandssemester, wenn nicht der Austausch mit Natives? Als Tutorin für koreanische Studierende habe ich nicht nur wunderbare Menschen kennen lernen dürfen, sondern auch einen Einblick in die koreanische Kultur erhalten und mein Koreanisch verbessert.

Finanzierung

Für die Finanzierung gibt es viele Möglichkeiten!

Ob man ein Auslandsjahr macht oder nicht, hängt auch immer von den finanziellen Möglichkeiten ab. Im Folgenden werde ich dir einige Optionen zeigen:

  • Zunächst hast du die Möglichkeit, Auslands-BAföG zu beantragen. Selbst wenn du nicht InlandsBAföG berechtigt bist, kannst du dich für den AuslandsBAföG bewerben. Hier heißt es, je früher, desto besser. Ich habe neun Monate im Voraus beim zuständigen BAföG-Amt in Tübingen meinen Antrag eingereicht. Dies war in meinem Fall genügend Vorlaufzeit für die Bearbeitung meines Antrages.
  • Auf der Webseite des Internationalen Büros habe ich außerdem vom PROMOS-Stipendium des DAAD erfahren. Dabei bewirbst du dich direkt beim Internationalen Büro und reichst neben den klassischen Unterlagen ein Motivationsschreiben ein. Wenn du dein Interesse an dem Land und dein Vorhaben bezüglich Ausbildung überzeugend erklären kannst, dürftest du keine schlechten Karten haben. Außerdem wird Austauschstudierenden außerhalb Europas in den meisten Fällen eine Mobilitätsbeihilfe gewährt.
  • Nachdem man an der Korea University angenommen wurde, erhält man zusätzlich eine E-Mail, in der auf das Global Korea Scholarship der koreanischen Regierung aufmerksam gemacht wird. Hierbei spielen die Noten eine große Rolle. Falls du dich im Master-Studium befinden solltest, kannst du dich auch auf Stipendien des Rotary Clubs bewerben. Die Chancen stehen gar nicht schlecht, denn der Club vergibt jedes Jahr einige Stipendien.
  • Darüber hinaus habe ich natürlich auch für mein Austauschjahr viel selbst angespart.

Die oben aufgelisteten Finanzierungsmöglichkeiten sind nur einige von vielen. Wenn du dich frühzeitig kümmerst und die Deadlines im Blick hast, bin ich mir sicher, dass du die eine oder andere finanzielle Unterstützung erhalten wirst! ;)

Kreditkarte und Bankkonto

Nach viel  Recherche habe ich mir schließlich die DKB Visa Karte geholt. Hierbei erhält man eine normale DKB Girokarte und Visa Karte und kann direkt und unmittelbar Geld vom Girokonto auf die Visa Karte überweisen. Mit der DKB Visa Card war ich dann auch super glücklich, da ich keinerlei Probleme mit ihr hatte. Sie wurde in nahezu jedem Restaurant, Supermarkt und anderweitigen Läden als auch in den meisten Banken akzeptiert. Um die Korea University herum gibt es die Woori Bank, Hana Bank und KB Bank. Da würde ich wegen der geringeren Abhebegebühr (₩3500) zur KB Bank gehen, obwohl es auch nur ₩100 weniger sind im Vergleich zu den anderen Banken. Die ersten Abhabungen habe ich bei der Shinhan Bank gemacht, da sie aus irgendeinem Grund für die ersten Male keine Gebühr erhebt. Danach sind es aber wie bei den anderen Banken ₩3600.

Als Studierender der Korea University erhält man zu Anfang des Semesters einen Studierendenausweis. Dieser wird in Kooperation mit der Hana Bank erstellt, indem jeder KU-Studierende ein Konto bei der Hana Bank erhält. Diese multifunktionale Karte ist als Studierendenausweis, Hana Bank Kontokarte als auch T-Money-Karte nutzbar. Diese multifunktionale Verwendung ist sehr komfortabel, da man nicht ständig viele Karten mit sich schleppen muss. Das war eine meiner ersten Erfahrungen mit dem berühmten koreanischen „convenient lifestyle“. Den Studierendenausweis nutzt du, wenn du den kostenlosen Unibus, die Bibliothek, den Fitnessraum und die Mensa benutzen möchtest. Zudem lässt sich die Kontokarte auch für das bargeldlose Bezahlen einsetzen.

Bis ich den Ausweis erhielt, habe ich mir für das Herumfahren mit der U-Bahn und dem Bus (vor allem vom Flughafen in die Stadt) eine T-MoneyCard zugelegt, da mit ihr das Ticket günstiger ist als das Einzelticket zu kaufen. Jedoch habe ich danach die T-Money-Funktion des Studierendenausweises verwendet, um nur eine Karte mit mir herumtragen zu müssen. Die T-Money-Card ist übrigens nicht nur Zahlungsmittel für die öffentlichen Verkehrsmittel, sondern auch sehr nützlich, wenn man mal kein Bargeld bei sich hat und in den Convenient Stores oder an Getränkeautomaten etwas kaufen möchte.

Wichtig ist, zu wissen, dass die Karte für die T-Money-Funktion und das Bankkonto zwei separate Systeme besitzt. Dadurch wird das Geld für die Nutzung der U-Bahn nur von dem T-MoneySystem abgebucht und nicht vom Hana Bank Konto. Demnach muss die Karte für die Nutzung als TMoney-Card wie jede andere T-Money Card aufgeladen werden. Dies kann man nur mit Bargeld beim Ticketautomaten oder in den Convenient Stores erledigen. Es ist auf jeden Fall vom Vorteil, ein koreanisches Konto zu besitzen, wenn man die Miete oder Handyrechnungen zahlen muss. Auch beim Online-Kauf von Bustickets muss man ein koreanisches Konto angeben.

Die Frage war dann für mich, wie ich überhaupt Geld auf das koreanische Konto bekomme. Manche der Austauschstudierenden haben per Auslandsüberweisung Geld auf das koreanische Konto überwiesen. Diese Transaktion ist jedoch mit einer hohen Überweisungsgebühr verbunden. Eine andere Möglichkeit wäre, MoneyGram oder Transferwise zu nutzen. Diese Anbieter haben deutlich geringere Gebühren für die Auslandsüberweisung. In meinem Fall habe ich Geld mit meiner DKB Visa Card abgehoben und auf mein Hana Bank Konto eingezahlt. Das ist zwar etwas umständlich, aber definitiv die kostengünstigste Variante. Und wenn dir mal jemand Geld überweisen möchte, würde ich dazu raten, immer zuerst auf dein DKB Konto überweisen zu lassen. Dann kannst du mit der Visa Card das Geld abheben und auf das Hana Bank Konto einzahlen. Das alles kostet dich nicht nur max. ₩3600, sondern ist auch um Einiges schneller.

Unterkunft – Wohnheim

CJ International House

CJ International House

Wenn man in ein fremdes Land geht, braucht man natürlich ein Dach über dem Kopf. Und, wenn möglich, sollte die Miete den finanziellen Rahmen auch nicht gleich sprengen. Die vermutlich unkomplizierteste Behausung wäre das Studierendenwohnheim der Korea University. Bewerbungen für das Fall Semester müssen bis Ende Juni und für das Spring Semester bis Anfang Januar eingegangen sein. Natürlich gilt auch hier wieder: Je früher du dich bewirbst, desto eher erhältst du einen Wohnheimplatz. Denn pro Semester kommen rund 800 Austauschstudierende an die KU, dadurch kann die Nachfrage nach einem Wohnheimplatz sehr hoch sein. Das Studierendenwohnheim besteht aus vielen Gebäuden, wobei das Anam Global House und CJ International House vorwiegend von Austauschstudierenden genutzt wird. Im CJ International House hast du die Wahl zwischen einem Einzelzimmer oder einem Doppelzimmer. Das CJ International House ist etwas teurer als das Anam Global House, da es einen Musikraum mit frei nutzbaren Instrumenten und einen Fitnessraum besitzt. Außerdem gibt es auf jeder Etage zwei kleine Küchen, eine Lounge und einen Lernraum. Jedoch gibt es in den Wohnräumen eine Klimaanlage, die sowohl für den Winter als auch Sommer genutzt wird und derzeit ist das Wohnhaus ein reines Mädchen-Wohnheim.

Anam Global House

Anam Global House

Beim Anam Global House gibt es die Auswahl zwischen 2er- und 3er-Zimmern. Die monatliche Miete liegt so zwischen 175 €  und 370 €. Das Anam Global House ist etwas günstiger als das CJ International House, da es einfacher gestaltet ist, eine große Küche und eine Waschküche für alle besitzt und pro Etage eine Lounge oder ein Lernraum bereitsteht. Die Etagen sind anders als in Deutschland nach Geschlechtern getrennt. Dafür liegt dieses Wohnheim etwas niedriger auf dem Mini-Hügel, sodass man weniger laufen muss und die Wohnheim-Kantine ist auch nur ein Katzensprung entfernt. Zusätzlich gibt es in den Zimmern eine Klimaanlage für den Sommer und eine Bodenheizung für den Winter. Ich selbst habe im Sommersemester im Anam Global House gewohnt und viele tolle Menschen dort kennengelernt. Die zwei Sicherheitsmänner am Eingang sind wirklich sehr nett und versuchen dir trotz ihrer geringen Englisch-Kenntnisse immer weiterzuhelfen. Ansonsten gibt es immer noch Wohnheimtutoren, die am Eingang für alle Fragen zur Verfügung stehen. Die Küche ist vermutlich der beste Ort, um die anderen Studierenden im Haus kennenzulernen. Vor allem die Master-Studierenden und Promovierenden sind sehr umgänglich und freundlich und haben auf jegliche Fragen eine Antwort parat :) Weitere Informationen zu den Wohnheimen erhältst du auf www.reslife.korea.ac.kr.

Borderless House

Borderless House

Hier wird die Küche mit anderen Bewohnern des Hauses geteilt. Diese sogenannten Goshiwons (auch Livingtel, Goshitel genannt) sind eine preisgünstige Alternative zu den Wohnheimen und je nach Goshiwon stehen oft gekochter Reis, Eier, Toast oder andere Grundlebensmittel in der Küche kostenlos zur Verfügung. Goshiwons in der Nähe der KU sind Rachel Livingtel, Anamhostel und isaklivingtel. Eine gute Seite für Goshiwons ist www.goshipages.com. Ich bin in meinem ersten Semester in eine gemischte WG von Borderless House gezogen. Deren Konzept ist es, dass Koreaner*innen und Ausländer*innen unter einem Dach wohnen und dadurch ein kultureller Austausch stattfinden kann. Innerhalb eines Apartments gibt es eine mit Kochzubehör ausgestattete Küche, ein Wohnzimmer und Essbereich. Es gibt vorwiegend gemischte, aber auch reine Frauen-WGs. Ich habe in einer 9er-WG gewohnt und teilte mir mit drei anderen Mädchen ein 4er-Zimmer, das aber viel Platz für uns bot. Daneben gab es noch ein Einzelzimmer und zwei Doppelzimmer, eines für Frauen und eines für Männer. Wir hatten drei Badezimmer, eine Waschmaschine, Klimaanlagen, drei Balkone und auch einen Fernseher. Alles war bereits im Mietpreis enthalten. Mir persönlich gefiel das multikulturelle Zusammenleben sehr, da man so viel voneinander lernt und auch durch das tägliche Kommunizieren mit den koreanischen Mitbewohnern die eigenen koreanischen Sprachfähigkeiten verbessern kann. Wir hatten immer ein harmonisches Miteinander und waren wie eine große Familie. Die Miete war zwar etwas teurer als die Goshiwons und die Wohnheime, aber man spart Geld bei der Anschaffung neuer Kochutensilien. Außerdem bieten die ausgestatteten Gemeinschaftsräume alles, was man zum WG-Leben braucht. Kochzutaten werden meist miteinander geteilt und die Nutzung der Waschmaschine ist kostenlos. Das Team von Borderless House bieten zusätzlich noch ein Tandemprogramm innerhalb der verschiedenen Häuser und vielseitige Aktivitäten an. Ein kleiner Bonus ist noch, dass es Borderless House auch in Taiwan und Japan gibt. Als Mieter im Borderless House hat man so die Möglichkeit, für eine Woche kostenlos bei einem der Borderless House WGs in den beiden anderen Ländern unterzukommen. Das ist sehr praktisch, wenn man mal in diese Länder reisen möchte. Hier erfährst du mehr zu Borderless House www.borderless-house.com/kr/.

Gastfamilien

Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit, in einer Gastfamilie zu wohnen oder eine eigene Wohnung zu beziehen. In einer Gastfamilie zu leben, hilft sehr, die koreanische Kultur kennenzulernen und eine authentische first-hand Erfahrung zu sammeln.

Die Korea University

Die Korea University

Die Korea University gehört neben dem KAIST, das koreanische Pendant zum MIT, und der Seoul National University zu den besten Universitäten Koreas und liegt seit Jahren auf Platz 1 der koreanischen Privatuniversitäten. Außerdem bildet die Korea University (KU) mit der Yonsei University, mit der unsere Universität Erfurt auch eine Partnerschaft hat, und der Seoul National University (SNU) die sogenannten SKY-Eliteuniversitäten. Sie werden als das koreanische Pendant zur Ivy League angesehen. "Wer in Südkorea an einer der drei prestigeträchtigen Universitäten sein Studium absolviert, dem stehen die Türen zur Arbeitswelt offen", heißt es in Korea.

Die Korea University besitzt drei Campi, zwei in Seoul und einen in Sejong. Die zwei im Bezirk Anam sind der Science Campus und der Main Campus. Manche bezeichnen das Krankenhaus (ja, die KU besitzt ein eigenes Krankenhaus :D) und die Gebäude der Studiengänge im Gesundheitswesen auch als Medizin-Campus. Ich war zwar noch nie auf dem Campus in Sejong, aber allein der Science Campus oder Main Campus scheinen schon wie Kleinstädte. Als ich zum ersten Mal den Lageplan angeschaut habe, wollte ich meinen eigenen Augen nicht trauen.

Die Universität besitzt neben einigen Bibliotheken und Mensen und abseits des Krankenhauses ein Stadion, ein Bestattungsinstitut, ein Eisstadion zum Schlittschuhlaufen, eine Trainingshalle, ein Fußballfeld, Cafés, ein Tennisfeld, Convenient Stores (kleiner Supermarkt mit Lebensmitteln, Getränken bis hin zu Haushaltswaren), und eine Vielzahl an Franchise-Geschäften wie z.B. Fast-Food-Ketten.

Die Korea University wird auch von vielen liebevoll „das koreanische Hogwarts“ bezeichnet, da die Gebäude in einem ähnlichen Stil erbaut wurden. Neben der sehr modernen Media Hall gleichen die anderen Gebäude auf dem Hauptcampus neugotischen Gebäuden.

Die KU hat diesen Namen vermutlich nicht nur ihrer Architektur wegen erhalten, sondern auch wegen des Merchandisings, das an das Haus Gryffindor erinnert. Jede Fakultät besitzt zudem ihr eigenes Wappen, das noch mehr an die verschiedenen Häuser in Hogwarts erinnert.

Der Campus an sich ist auch wunderschön gestaltet - mit vielen Grünflächen und Sitzmöglichkeiten für drinnen und draußen. In der Mitte des Hauptcampus ist eine große Wiese, auf der im Sommer Studierende bis in die Nacht hinein picknicken und Zeit verbringen. Auf der linken Seite des Campus liegen die Gebäude für Studiengänge wie Media and Communication, Political Sciences, International Studies und die verschiedenen Sprachwissenschaften wie Germanistik. Auf der rechten Seite kann man die Fachbereiche der Psychologie, Staatswissenschaften wie Management, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und Business finden. Die zwei Campi haben zusammen drei große Mensen und kleine Studentenrestaurants.

Kurse und Belegung

Studierende in der Korea University

Einer meiner Hauptgründe, an die Korea University zu gehen, war die große Zahl an englischsprachigen Kursen. Vor allem schien es viele englischsprachige Kurse, neben den Ingenieurs-Studiengängen, besonders in den Staatswissenschaften und der Kommunikationswissenschaft, zu geben. Ein weiterer Grund war der gute Ruf der Media and Communication Fakultät. Sie genießt hohes Ansehen und wird deswegen gern von Leuten gewählt, die beruflich in die Medienbranche gehen wollen.

Die Kursbelegung beginnt je nach Semester im Juli oder Februar und dauert ca. eine Woche. Obwohl es für die jeweiligen Kurse eine bestimmte Quote pro Studienjahr gibt, haben die Austauschstudierenden eine eigene Quote. Dadurch ist es egal, ob man sich in seinem Senior-, Juniorjahr o.a. befindet. Es geht nur um die Anzahl der Austauschstudierenden, die in den gleichen Kurs möchten. Gelingt es einem mal nicht, in den Kurs zu kommen, keine Sorge: In der Add & Drop Period wird dann nochmal viel untereinander getauscht und Plätze werden eventuell wieder frei.

An der KU haben die Austauschstudierenden eine besondere Stellung, sodass man ihnen mehr unter die Arme greift. So gibt es nur für die Austauschstudierenden den "Extra Permission Slip", mit dem man noch eine Chance erhält, in den jeweiligen Wunschkurs aufgenommen zu werden. Die Lehre an der Universität ist sehr hochwertig und professionell. Ich selbst kann nur von meinen Kursen schwärmen. Meine Dozent*nnen haben alle einige Jahre in den USA oder anderen englischsprachigen Ländern gelebt und/oder doziert, sodass ihr Englisch fließend ist. Falls du auch Kurse an der Media and Communication School belegen möchtest, empfehle ich dir den Kurs Interpersonal Communication bei Professorin Park Hee Sun. Sie ist wirklich eine sehr nette, intelligente Frau, aus deren Unterricht ich so viel nicht nur für die Uni, sondern auch für das Leben mitgenommen habe.

Kuba und Clubs

Die Korea University hat außerhalb der Lehre auch viele Angebote für Studierende. Neben vielen Sportkursen gibt es auch eine riesengroße Bandbreite an Hochschulgruppen, denen man beitreten kann. Am Anfang jedes Semesters gibt es wie bei uns einen „Markt der Möglichkeiten“, der jedoch durch die Vielzahl an Hochschulgruppen auf mehrere Tage verteilt und auch in einem größeren Rahmen organisiert wird. Hochschulgruppen sind perfekt, um neue Menschen kennenzulernen und sich unter koreanische Studierende zu mischen.

Die größte Hochschulgruppe, die du als Austauschstudierende*r kennenlernen wirst, ist KUBA – Korea University Buddy Assistants. Dabei handelt es sich um ein Tutorenprogramm, in dem man eine/n koreanische/n Tutor*in zugewiesen bekommt. Da jedes Semester rund 800 Austauschstudierende an die KU kommen, werden alle in Gruppen geteilt, mit denen man viele Aktivitäten im Semester unternimmt. Außerdem kann man zweimal pro Woche zusammen essen gehen und jedes Mal ein neues typisches koreanisches Gericht ausprobieren. Auch gibt es Treffen am Wochenende, die ebenfalls helfen, die koreanische Kultur näher kennenzulernen. KUBA ist eine sehr gut organisierte große Hochschulgruppe, in der alle sehr nett und hilfsbereit sind. Während meines Auslandsjahres habe ich einige sehr gute Freunde durch KUBA finden können.

Jedes Semester gibt es an der Universität besondere Highlights, auf die sich die Studierenden freuen: z.B. die berühmten Sportwettkämpfe 고연전 (Koyonjeon) zwischen der KU und der Yonsei University im Wintersemester. In fünf Sportdisziplinen treten die beiden Universitäten gegeneinander an, wobei nicht nur das Gewinnen der Spiele wichtig ist, sondern vor allem das Anfeuern („Cheering“) während der Spiele. Das Anfeuern in Südkorea wird wirklich sehr ernstgenommen und ist keinesfalls vergleichbar mit dem, was ich bisher bei Sportwettkämpfen gesehen habe. Mit ausgefeilten Choreographien zu ca. 26 Liedern wird fast durchgängig bei den Spielen gejubelt und getanzt.

Im Mai gibt es das Ipsilenti, das hauptsächlich Cheering mit einem Konzert aus berühmten koreanischen Sängern und Bands ist. Das Ipsilenti ist der nahtlose Übergang vom fast einwöchigen Campusfest der KU. Während dieses Festes gibt es für mehrere Tage  Stände mit Essen, Spielen und anderen Aktivitäten. Auch werden für diese Feste viele berühmte Künstler an die Universitäten eingeladen, worauf die Studierenden alle immer sehr gespannt sind.

Transportmittel

Mit Bus und Bahn durch Südkorea

In Südkorea nutzt man innerhalb einer Stadt meist Bus und Auto. In großen Städten wie Seoul, Daegu oder Busan gibt es die U-Bahnen, die sehr modern sind und im Fünf-Minuten-Takt verkehren. In Seoul nutzen die Menschen vorwiegend die U-Bahn, Autos und Busse. Trotz der ca. 9,7 Mio. Einwohnern sind U-Bahnstrecken sehr gut ausgebaut und die U-Bahnen kommen so gut wie immer punktgenau.

Damit alles reibungslos läuft, ist in den U-Bahnhöfen alles super übersichtlich ausgeschildert. Jede U-Bahn-Linie hat eine eindeutige Farbe  und ihre Farblinien werden in den U-Bahnhöfen entweder an der Wand oder auf dem Boden mit Richtungspfeil angebracht, sodass man genau weiß, wohin zu laufen ist.

Falls du noch kein Koreanisch lesen kannst, wirst du dich dennoch gut zurechtfinden, da alles auch auf Englisch ausgeschildert ist. Auch in der U-Bahn werden alle Stationen sowohl auch auf Englisch angezeigt als auch ausgerufen.

Der U-Bahn Streckenplan ist sehr übersichtlich, sodass man selbst bei den vielen Stationen immer gut an sein Ziel gelangt. Kein Wunder, dass dieses ausgeklügelte U-Bahn-Netz zu einem der besten auf der Welt gehört!

Im Gegensatz zu deutschen Städten wie Berlin, in denen man meist Einzel- oder Tageskarten kauft, die je nach Tarifbereich teurer werden, zahlt man in Seoul pro Fahrt einschließlich Umsteigen ₩1250, also umgerechnet ca. 1 €. Fährt man eine Strecke von mehr als 16 Stationen oder mehr als 10km, werden ₩100 für je weitere 5km zusätzlich abgezogen.

Zur Orientierung: Wenn du von der Anam Station an der Korea University nach Hongik Univ. Station in Hongdae fahren möchtest, werden dir ₩100 zusätzlich abgezogen. Wenn du mit einem Bus zu einem Ort gelangt bist und innerhalb von 30 Minuten wieder mit einem Bus woanders hinfahren willst, wird dir kein Geld von der TMoney Card abgezogen. Dies funktioniert jedoch nicht, wenn man die U-Bahn nimmt.

Was mich am meisten begeistert, ist, dass die U-Bahn-Stationen immer blitzsauber und auch in den allermeisten Fällen sehr modern sind. Es mag etwas komisch wirken, wenn man dies nicht gewohnt ist, aber die Plattformen und die U-Bahn-Gleise werden durch Türen voneinander abgegrenzt. Diese öffnen sich nur, wenn die U-Bahn anhält. Hierbei war es sehr faszinieren für mich, zu sehen, dass die U-Bahn direkt vor den Automatiktüren stehen bleibt. Außerdem stehen vor allen Automatiktüren Nummern. Diese werden in den Metro Apps wie Naver Map angezeigt, um zu zeigen, bei welcher Tür man einsteigen muss, um schneller umsteigen zu können.

Land und Leute entdecken

Exotisches Essen mit neuen Freunden

Südkorea ist geografisch sehr gut gelegen. So bietet sich solch ein Auslandssemester in den Semesterferien oder Wochenenden perfekt an, um auch die umliegenden Länder zu besuchen. Viele der Austauschstudierenden fliegen z.B. nach Japan, Vietnam, Taiwan und Hongkong. Mit dem deutschen Pass kann man vor allem visumfrei nach Japan, Macau, Singapur und Taiwan einreisen.

Andererseits gibt es auch einfach sehr viel innerhalb Südkoreas zu entdecken. Dies´ Halbinsel besteht aus ca. 70% Bergen, sodass man sich als begeisterter Wanderer oder Kletterer in der Natur "austoben" kann. Selbst in Anam gibt es in unmittelbarer Nähe den Bukhansan 북한산, einen Berg, auf dem man die Aussicht über Seoul genießen kann. Ein beliebtes Ziel und Must-Visit ist die Insel Jeju. Sie ist nicht nur ein beliebter Ort für die Flitterwochen, sondern auch beliebt unter Naturliebhabern. Die Vulkaninsel ist berühmt für ihre reichhaltige Natur, Grüntee-Felder und den Hallasan, den höchsten Berg Südkoreas. Für Südkoreaner ist diese Insel ein Ort der Entspannung, wo man ein paar Tage fern vom Arbeitsleben Zeit für sich oder mit Freunden und Familie verbringt.

Ein weiterer Must-Visit ist Busan, die Hafenstadt im Süden der Halbinsel. Neben den jährlichen Busan Filmfestspielen Anfang Oktober, zu denen Schauspieler*innen, Regisseur*innen und Künstler*innen aus aller Welt kommen, ist diese Stadt auch vor allem für ihre Strände und frischen Meeresfrüchte bekannt. Obwohl ihr Dialekt etwas harsch zu klingen scheint, sind die Einwohner alle gelassen und zuvorkommend. Weitere Städte, die ich wärmstens empfehlen würde, wären die geschichtsträchtige Stadt Gwangju, das am Meer gelegene Gangneung und das für sein spezielles Bibimbap (ein typisches Reisgericht) bekannte Jeonju. Aber wenn du schon da bist, würde ich empfehlen, so viel wie möglich von dieser wunderbaren Halbinsel anzuschauen. Da das Streckennetz auch sehr gut ausgebaut ist, lassen sich die meisten Orte in weniger als vier Stunden erreichen.

Fazit

Abschließend kann ich nur sagen, dass dieses eine Jahr in Südkorea unglaublich bereichernd – sowohl beruflich als auch persönlich – war. Ich hoffe, dir einen umfassenden Eindruck von Südkorea gegeben und dein Interesse für dieses wunderbare Land zwischen Moderne und Tradition geweckt zu haben, und besonders für die Korea University.

Für mich war dieser Aufenthalt unvergesslich und voller schöner Erinnerungen an viele nette Menschen. Ich habe gemerkt: Wenn man mal in einem anderen Land lebt, das kulturell so anders als Deutschland ist, lernt man viel Neues - vor allem über sich selbst.

Falls es studientechnisch, finanziell und auch zeitlich möglich ist, würde ich jeden dazu ermutigen, ein ganzes Jahr in Südkorea zu verbringen. Viele der Austauschstudierenden in meiner Gruppe waren der Ansicht, dass vier Monate viel zu kurz waren, um das Land und die Leute wirklich richtig kennenlernen zu können.

Erfahrungsbericht als Broschüre zum Download

Hier findest die Maikas vollständigen Erfahrungsbericht auch noch einmal als Broschüre zum Download.

Hier herunterladen!