Vorgestellt: Das Social Impact Lab

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Teaserbild Social Impact Lab

Dass das Studium an der Universität Erfurt alles andere als „graue Theorie“ ist, dafür gibt es viele Belege. Ein spannender ist das Seminar für Soziales Unternehmertum von Heike Grimm, Aletta Haniel-Professorin für Public Policy und Entrepreneurship, an der Willy Brandt School of Public Policy. Darin entwickeln die Studierenden Ideen für soziale Projekte, mit denen sie die Welt ein bisschen besser machen wollen. Wie gut ihnen das gelingt, davon zeugen unter anderem die Auszeichnungen mit dem Commitment Award in den vergangenen Jahren. Aber auch in diesem Semester haben die Studierenden wieder soziale Projekte im „Social Impact Lab“ entwickelt, die in verschiedenen Ländern der Welt umgesetzt werden könnten. Ihre Ideen stellen sie am Dienstag, 30. Januar, vor Fachleuten und möglichen Unterstützer*innen vor.  

„Das Social Impact Lab der Brandt School ist als ein kollaboratives Umfeld für unsere Studierenden im Master of Public Policy konzipiert worden und soll ihnen als eine Art Startrampe für die Erprobung und Umsetzung ihrer sozialen Geschäftsideen dienen“, erläutert Prof. Dr. Heike Grimm. „Bei unserer Präsentationsveranstaltungen soll es nun darum gehen, diese Ideen zum einen zu präsentieren, zum anderen aber auch darum, mit einem Publikum aus Expert*innen, möglichen finanziellen Unterstützer*innen, Mentor*innen und Gleichgesinnten zu diskutieren, Feedback einzuholen und sich vor allem untereinander zu vernetzen.“

Diese und weitere Projektideen werden am Dienstag dabei sein:

„Pure Hope Water“ von Mayamiko Chimbali
Mit dem Projekt „Pure Hope Water“ möchte Mayamiko Chimbali Menschen in Malawi den Weg zu sauberem Trinkwasser ebnen. Und zwar nachhaltig. Denn dort haben mehr als 20 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sind damit der Gefahr von durch Wasser übertragene Krankheiten, wie z.B. Cholera, ausgesetzt. „Pure Hope Water“ soll jedoch nicht nur für sauberes Trinkwasser sorgen, sondern zugleich Arbeitsplätze schaffen und die Frauen in den betroffenen Regionen fördern. Dafür sollen Brunnen gebohrt, sanitäre Anlagen und Verteilungsstellen gebaut, ein kosteneffizientes Wasserfiltersystem entwickelt und vor allem soll dabei mit recycelten Materialien gearbeitet werden. Ein Bildungsprogramm für die Gemeinden soll außerdem dazu beitragen, dass die Menschen vor Ort langfristig ihre Trinkwasserversorgung selbst und nachhaltig sichern können.

„Muqaami – buy local“ von Naqsh Nasir
Mit dem Projekt „Muqaami – buy local“ möchte Naqsh Nasir Kunsthandwerker in den ländlichen Gebieten Pakistans unterstützen, die ökologisch nachhaltige Produkte von hohem ethnischem und kulturellem Wert verkaufen. Sie stellen einzigartige Produkte her, gehören jedoch in der Regel zu den unteren Einkommensgruppen, haben wenig Zugang zu Bildung und können sich oftmals gegen industriell gefertigte Produkte kaum behaupten. Durch den Verlust dieses Kunsthandwerks würde jedoch langfristig auch seine Überlieferung an jüngere Generationen und damit vielleicht auch ein Stück kultureller Identität verlorengehen. Um hier zu helfen und den lokalen Markt zu unterstützen, soll mit „Muqaami“ ein Online-Marktplatz geschaffen werden, der die lokalen Kunsthandwerker mit Kunden weltweit verbinden kann und ihnen eine Plattform zum Verkauf ihrer handgefertigten Produkte bietet. Zugleich sollen – im Sinne der Nachhaltigkeit des Projekts – die digitalen Kompetenzen der Kunsthandwerker gefördert und gestärkt werden.

„Handmade Hopes“ von Simay Türkmen
„Handmade Hopes“ ist eine Social-Business-Initiative, die sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen in der Türkei unterstützen möchte, die aufgrund von Naturkatastrophen bzw. politischen Konflikten flüchten mussten. Die Initiative möchte dabei insbesondere Kunsthandwerkergemeinschaften fördern, die nachhaltige Produkte herstellen, damit sich ihre wirtschaftliche und soziale Lage verbessert und sie neue Hoffnung auf ein gutes Leben schöpfen können. Denn in der Türkei stehen diese Menschen nicht nur aufgrund hoher Arbeitslosenzahlen, von Sprachbarrieren und eingeschränktem Zugang zum Markt vor großen Herausforderungen. Ziel des Projektes ist es, ihnen Wege aus der Armut aufzuzeigen, z.B. durch die Herstellung nachhaltiger und fair produzierter Mode. Dabei sollen Workshops, Schulungsmaterialien und die Begleitung durch Mentor*innen angeboten werden. Ein entsprechender Fonds soll das Projekt langfristig finanziell absichern.

„Ilm ki Kiran“ (Strahl des Wissens) von Badar Muneer
Das Projekt „Ilm ki Kiran“ soll zur Bildung von 22,8 Millionen Kindern in Pakistan beitragen, die nicht zur Schule gehen und zum Teil sogar auf der Straße leben. In Islamabad gestartet, soll ihnen darin nun auch in anderen Regionen der Lernstoff von fünf Jahren in nur zwei bis drei Jahren vermittelt werden, vornehmlich grundlegende Rechen- und Lesefähigkeiten. Die Initiative von Badar Muneer soll dafür sorgen, dass die Kinder zum einen überhaupt (wieder) zur Schule gehen und zum anderen schnellstmöglich ihre Lerndefizite aufholen können. Dafür wurde ein beschleunigtes Lernmodell mit einem speziellen Lehrplan und Lehrmaterialien entwickelt, anhand dessen die Kinder nachmittags an öffentlichen Schulen unterrichtet werden können. Sobald die Schüler diesen maßgeschneiderten Lernprozess durchlaufen haben, können sie ihre Schulausbildung ganz regulär an staatlichen, privaten oder von NGOs betriebenen Schulen fortsetzen. 

„Der Häkelklub“ von Esther Ifedolapo Babatunde
Mit dem Projekt „Häkelklub“ möchte Esther Ifedolapo Babatunde Mädchen in Nigeria dabei unterstützen, mit Häkel- und Strickarbeiten ein eigenes Einkommen zu erzielen, um davon ihre Ausbildung finanzieren zu können. Im Klub sollen die Mädchen diese Handarbeitsfertigkeiten zunächst erlernen. Zugleich haben sie die Möglichkeit, ihre eigene Kreativität zu entdecken und ein gutes Miteinander zu erfahren, in dem sie sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen können. Der Erlös aus dem Verkauf der Häkelklub-Produkte soll in das Projekt zurückfließen und so auch der Ausbildungsfinanzierung der Teilnehmerinnen zugutekommen.

„UniLoans Connect“ – Online-Kredite für internationale Studierende von Leah Nyangi Mwita
Internationale Studierende, die in Deutschland ein Hochschulstudium absolvieren, stehen häufig vor finanziellen Schwierigkeiten, wenn sie ihr Studentenvisum nach einem Jahr verlängern wollen. Die Einwanderungsbehörde verlangt den Nachweis von mehr als 11.000 Euro auf einem Sperrkonto mit Zugriff auf 934 Euro pro Monat. 30 bis 40 Prozent der internationalen Studierenden brechen ihr Studium ab, weil sie der Ausländerbehörde keine ausreichenden Mittel nachweisen können oder nicht in der Lage sind, die Studiengebühren aufzubringen. Mit „UniLoans Connect“ möchte Leah Nyangi Mwita nun ein Online-Kreditsystem aufbauen, das internationalen Studierenden Darlehen bis zu 2.000 Euro mit einem niedrigen Zinssatz und einer längeren Rückzahlungsfrist anbietet und es damit vielen von ihnen ermöglicht, das Geld aufzubringen, das sie brauchen, um ihr Studium in Deutschland abzuschließen. Um ihr Projekt umzusetzen, sucht die Master-Studentin Leah Nyangi Mwita zunächst Finanzexperten, die sie beim Aufbau von „UniLoans Connect“ beraten, aber auch (private) Darlehensgeber.

„Aufstrebende Sterne“ von Michael Kobina Gyan, Kwodjo Acquah und Loise Effah
Die Initiative „Aufstrebende Sterne“ möchte Straßenkinder in Ghana mit einem umfassenden Talentförderprogramm unterstützen. Mit Hilfe strategischer Partner, z.B. mit Akteur*innen aus den Bereichen Musik, Tanz, Sport oder Kunst, sollen die Kinder die Möglichkeit bekommen, ihre Talente zu entdecken und auszubauen, sich in einer Gemeinschaft wohlzufühlen und all dies gewinnbringend für ihre eigene Zukunft einzusetzen. Dafür möchte das Projekt verschiedene Bildungs- und Betreuungsangebote machen, das bedeutet, die Kinder zum einen wieder in das formale Bildungssystem zurückzubringen und Betreuungspersonen zu finden, die sie auf ihrem Weg begleiten. Darüber hinaus sollen Kontakte zu Industrie und Wirtschaft geknüpft werden, die es den Kindern später leichter machen, einen Job zu finden. 

„EmpowerArt – Mit dem Herzen gewebte Träume“ von Sahand Kamali & Zehra Akkaya
Mit von Hand gefertigten Teppichen Frauen stärken, Bildung fördern und das kulturelle Erbe bewahren – da ist das Ziel der Initiative „EmpowerArt“. Dafür wollen Sahand Kamali & Zehra Akkaya von der Willy Brandt School of Public Policy Frauen und Mädchen in der Türkei und im Iran dabei unterstützen, das Kunsthandwerk des Teppichknüpfens zu erlernen und ihnen den Weg zu mehr Bildung ebnen. Zugleich soll dies den Frauen mehr Unabhängigkeit und damit auch mehr Selbstbestimmung ermöglichen und ihnen gute Zukunftschancen eröffnen.

„Safe Bridges“ von Sofia Navarro Kienast
Menschen, die in einem Land aufwachsen, das nicht ihr Geburtsland ist, haben oft das Gefühl, dass sie weder in der Gesellschaft ihres Herkunftslandes noch in ihrem aktuellen Umfeld voll akzeptiert werden. Und manchmal kommen auch noch familiäre oder auf kulturellen Unterschieden basierende Konflikte hinzu. Sie fühlen sich als Fremde im eigenen Land. Soziale Isolation, Schulabbruch, seelische Erkrankungen, sozialer Abstieg können die Folge sein. Mit ihrer Idee zum Projekt „Safe Bridges“ möchte Sofia Navarro Kienast einen sicheren Ort schaffen, an dem Zuwanderer ihre Gedanken, Erfahrungen und Probleme teilen können – mit Gleichaltrigen, die ebenfalls einen Migrationshintergrund haben. „Safe Bridges“ soll darüber hinaus psychologische Beratung, Familien- und Berufsberatung anbieten, aber z.B. auch Meditationsangebote machen. Das Projekt soll Zuwanderer individuell stärken, ihnen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln und sie zur gesellschaftlichen Teilhabe ermutigen. Es kann zugleich dazu beitragen, qualifizierte Arbeitskräfte für Deutschland zu gewinnen und auch langfristig hier zu halten.

“EmpowHer Skillnovation Hub” von Grace Nahurira Mutabazi
Frauen in Uganda sind mit zahlreichen geschlechtsspezifischen Barrieren konfrontiert, z.B. sind sie von finanzieller Bildung ausgeschlossen und arbeiten in der Regel in schlecht bezahlten Bereichen mit wenig Ansehen. Das erhöht ihr Armutsrisiko deutlich. Mit ihrer Projektidee „EmpowHer Cultural Ventures“ möchte Grace Nahurira Mutabazi dieses Problem angehen und mit einem virtuellen Museum, in dem besondere afrikanische und deutsche Unternehmerinnen vorgestellt werden, auf den „EmpowHer Skillnovation Hub” in Uganda aufmerksam machen. Diese Initiative fördert die Gleichstellung der Geschlechter, fördert Frauen in ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit und Selbstbestimmung und trägt zugleich dazu bei, das kulturelle Erbe Ugandas zu bewahren. Mit dem „virtuellen Museum“ möchte die Brandt-School-Studentin“ nicht nur das interkulturelle Verständnis fördern, sondern auch Erlöse erzielen, die dem „EmpowHer Skillnovation Hub” zugutekommen sollen.

Wir wünschen allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen spannenden Pitch und viel Erfolg!

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