"Es ist mehr als nur eine symbolische Anerkennung der Kindergartenidee!"

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Kind malt mit Farbpalette

Friedrich Fröbels Kindergartenidee gilt künftig bundesweit als immaterielles Kulturerbe. Die erweiterte Liste schützenswerter Kulturformen Deutschlands wurde im März von der Kultusministerkonferenz vorgestellt. Was dahinter steckt und warum Fröbels Erbe noch heute so bedeutsam für uns ist, das haben wir für unseren Forschungsblog "WortMelder" Prof. Dr. Andrea Schmid gefragt. Sie ist Inhaberin der Professur für Inklusive Unterrichtsforschung mit dem Schwerpunkt Lernen an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt und hat 2022 hier eine Friedrich-Fröbel-Forschungsstelle ins Leben gerufen.

"Nachdem der gemeinsame Antrag der International Froebel Society Deutschland e.V. (IFSD), des Pestalozzi-Fröbel-Verbands e.V. (PFV) und des Fröbel-Kreises zur 'Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel' als immaterielles Thüringer Landeskulturerbe anerkannt und in einem Festakt im Haus Dachröden in Erfurt 2022 gewürdigt wurde, ist diese aktuell auch von den Kommissionen der UNESCO und der Kultusministerkonferenz der Länder positiv beschieden und in das Bundesweite Verzeichnis als immaterielles Kulturerbe aufgenommen worden.

Friedrich Fröbels Kindergartenkonzept, das er erstmals 1840 in Bad Blankenburg umsetzt, revolutioniert die frühkindliche Bildung und Erziehung. Fröbel geht davon aus, dass Kinder von Natur aus neugierig und wissbegierig sind und dass ihre natürlichen Interessen und Fähigkeiten in den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit gestellt werden sollten. Fröbels Kindergarten ist ein Ort, an dem Kinder in einer geschützten Umgebung spielen, lernen und sich entwickeln können. Zentrale Elemente sind dabei die Spielpflege und die sogenannten 'Spielgaben', eine Sammlung von didaktischen Materialien, die das kreative und selbstständige Denken der Kinder fördern. Fröbel betont in seiner Pädagogik aber auch die Bedeutung von Musik, Kunst und Naturerfahrungen für die kindliche Entwicklung.

Die Kindergartenidee von Friedrich Fröbel hat bis heute einen enormen Einfluss auf die frühkindliche Bildung und Erziehung in Deutschland und weltweit. Sie gilt als wegweisend für die modernen Konzepte der Elementar- und Kindergartenpädagogik, die schulischen Aspekte nehmen Bestandteile der Reformpädagogik vorweg. Die Anerkennung als immaterielles Kulturerbe bedeutet jedoch mehr als nur eine symbolische Anerkennung der Bedeutung von Fröbels Kindergartenidee. Sie verpflichtet auch dazu, das Erbe zu schützen, zu pflegen und weiterzuentwickeln. Dies umfasst unter anderem die Fortbildung der pädagogischen Fachkräfte, die Förderung von Forschung und Wissenschaft sowie die Weitergabe des Wissens und der Praktiken an nachfolgende Generationen.

In Thüringen, wo Friedrich Fröbel geboren wird und seine Kindergartenidee entwickelt, hat immaterielles Kulturerbe eine besondere Bedeutung. Die Region ist reich an kulturellem Erbe, das sowohl materielle als auch immaterielle Komponenten umfasst. Dies eröffnet neben den geschilderten Möglichkeiten auch weitere Planungen zur Förderung des regionalen Tourismus und der Wirtschaft.

Als Leiterin der Fröbel-Forschungsstelle an der Universität Erfurt sowie in der Funktion als Vorstandsvorsitzende der IFSD freut mich diese Entscheidung sehr, insbesondere auch die feierliche Übergabe der Urkunde am 29. Juni 2023 in Potsdam. Außerdem hoffen wir, die Anerkennung als weltweites immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO in einem weiteren Antragsverfahren gewinnen zu können. Also: Daumen drücken!"

Lesen Sie dazu auch unseren "WortMelder"-Beitrag "Bekannter Unbekannter: Neue Forschungsstelle an der Uni Erfurt möchte Friedrich Fröbel neu entdecken".

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Weitere Informationen / Kontakt:

Inhaberin der Professur für Inklusive Unterrichtsforschung mit dem Schwerpunkt Lernen
(Erziehungswissenschaftliche Fakultät)
C07-Lehrgebäude (LG) 2 / Raum 107
Sprechzeiten
donnerstags 10-11 Uhr nach vorheriger Anmeldung per E-Mail, in der vorlesungsfreien Zeit nach Vereinbarung
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