„Die haben sich dadrüber witzig gemacht“ - Soziale Interaktionserfahrungen aus der Perspektive von Kindern mit sprachlich-kommunikativem Unterstützungsbedarf (skU)

Schierholz M.-L., Hansen, H. & Neumann, S. (2024, 01.-02. März). „Die haben sich dadrüber witzig gemacht“ - Soziale Interaktionserfahrungen aus der Perspektive von Kindern mit sprachlich-kommunikativem Unterstützungsbedarf (skU) [Posterpräsentation]. XXXV. dbs-Workshop Klinische Linguistik, Erfurt, Deutschland. 

Abstract: 
HINTERGRUND
Kinder erschaffen sich über und in sozialen Interaktionen Erfahrungswelten, in denen Sprache wesentlicher Bestandteil ist. Kinder mit skU können problematische kommunikative Situationen mit anderen Personen erleben. Trotz erkannter Relevanz, Kinder persönlich zu ihren Erfahrungen zu befragen, zeigt sich, dass dies bisher in sprachtherapeutischer Forschung und Praxis wenig etabliert ist.
FRAGESTELLUNG
Wie nehmen Kinder im Alter von 7-10 Jahren mit sprachlich-kommunikativem Unterstützungsbedarf soziale Interaktionserfahrungen wahr?
METHODE
Mats mit Stottersymptomatik (8;4 Jahre) sowie Tom mit SES (9;3 Jahre) wurden zu Hause interviewt. Als Gesprächsgrundlage dienten selbstfotografierte Fotos ihrer Woche und vier Bildkarten von Merrick (2014). Die Interviews wurden nach GAT 2 transkribiert (Selting et al., 2009) und ausgewählte Interaktionssituationen nach dem mehrstufigen Codierverfahren der (Reflexiven) Grounded Theory Methodology (Strauss & Corbin,1996; Breuer et al., 2018) ausgewertet.
ERGEBNISSE
Die Jungen berichten von vielfältigen, teilweise kontrastreichen Interaktionserfahrungen, die auch in Verbindung mit dem eigenen skU stehen. Neben verschiedenen vorausgehenden Umständen, werden unterschiedliche Handlungsstrategien und daraus folgende Konsequenzen der Interaktionssituationen deutlich.
FAZIT
Interaktionserfahrungen von Kindern mit skU erscheinen beachtenswert für die sprachtherapeutische Praxis, da sie vertiefenden Einblicke in die Bedeutsamkeit von sozialen Interaktionserfahrungen aus kindlicher Perspektive geben. Die kindlichen Sicht- und Handlungsweisen bieten wichtige Anknüpfungspunkte für eine am Kind orientierte sprachtherapeutische Versorgung und sollten daher mehr Beachtung finden.


Referenzen: 
Breuer, F., Muckel, P. & Dieris, B. (2018). Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis. Springer Fachmedien.

Merrick, R. (2014). Picture Me. Children’s views of communication and speech, language and communication needs. J&R Press.

Selting, M., Auer, P., Barth-Weingarten, D., Bergmann, J., Bergmann, P., Birkner, K., Couper-Kuhlen, E., Deppermann, A., Gilles, P., Günthner, S., Hartung, M., Kern, F., Mertzlufft, C., Meyer, C., Morek, M., Oberzaucher, F., Peters, J., Quasthoff, U., Schütte, W., ... & Uhmann, S. (2009). Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem 2 (GAT 2). Gesprächsforschung - Online-Zeitschrift zur verbalen Interaktion, 10(2009), 353-402. http://www.gespraechsforschung-ozs.de/heft2009/px-gat2.pdf

Strauss, A. & Corbin, J. (1996). Grounded Theory: Grundlagen Qualitativer Sozialforschung. Beltz Verlag, Psychologie Verlagsunion.

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