Symbole und Rituale im Dienst der Politik sind nicht ungewöhnlich: Der Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt 1970 am Warschauer Mahnmal zum Gedenken an den Aufstand im jüdischen Ghetto ist bildgewordenes Ritual, geradezu eine zeitgeschichtliche Ikone. Die Ratifizierung von Verträgen, die Eröffnung von (konstituierenden) Parlamentssitzungen, die öffentliche Begrüßung und Umarmung bei internationalen politischen Treffen wie im März 2025 in London beim Treffen der Ukraine-Unterstützer mit Wolodymyr Selenskyj – vieles wäre zu nennen.
Es gibt vertraute, wiederkehrende Rituale und Symbolhandlungen, es gibt überraschende. Für das Aschekreuz auf der Stirn von US-Außenminister Marco Rubio am 5. März 2025 in einem Studio von Fox News reicht allerdings das Adjektiv “überraschend” nicht aus. In “Theologie aktuell”, dem Blog der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt, ordnet der Liturgiewissenschaftler Prof. Dr. Benedikt Kranemann den Auftritt Rubios ein.