Das Ringen um Werte und Wahrheit: Papstbotschafter zu Gast beim Patronatsfest der Katholisch-Theologischen Fakultät

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Blumenstrauß, im Hintergrund Publikum bei einer Veranstaltung (Symbolbild Blumen)

Jedes Jahr feiert die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Erfurt am 15. November ihr Patronatsfest “Albertus Magnus”. Gemeinsam mit dem Priesterseminar Erfurt gedenkt die Fakultät hiermit ihres Schutzpatrons, des heiligen Kirchenlehrers Albertus Magnus (*1200 †1280). 

Zu den Feierlichkeiten durfte die Fakultät in diesem Jahr den offiziellen Botschafter des Heiligen Stuhls in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, begrüßen. Er hielt am Morgen die Predigt im Festgottesdienst. Hierbei betonte er die Verantwortung der wissenschaftlichen Theologie, die in der Aufrechterhaltung und Verteidigung ethischer wie moralischer Werte läge. Insbesondere in den neuen Bundesländern, in denen Christinnen und Christen eine Minderheit darstellen, gelte es die Gottesfrage und damit verbunden die Unterscheidung des “Guten” vom “Bösen”, das sich zunehmend im Verborgenen entwickele, wachzuhalten.

Die spezielle gesellschaftliche Situation der Fakultät, die die einzige Katholisch-Theologische Fakultät in den neuen Bundesländern ist, wurde auch in der anschließenden akademischen Feier thematisiert. Prof. Dr. Dr. Thomas Johann Bauer, seit 2017 Dekan der Fakultät, rief Vertreterinnen und Vertreter von Kirche und Theologie dazu auf, Anhängerinnen und Anhänger einer atheistischen und nihilistischen Weltanschauung nicht vereinnahmen zu wollen.

Man könne und dürfe nicht versuchen ihnen “die Augen zu öffnen und ihnen irgendwie plausibel zu machen, dass sie, ohne es zu wissen, immer schon suchen und vermissen, was wir ihnen zu bieten haben.” Vielmehr sieht Bauer in der hiesigen Situation der Kirchen eine ungewöhnliche Chance, indem er fragte: “Warum sollten nicht auch dieser Atheismus und Nihilismus um uns Zeichen der Zeit und damit Anruf und Auftrag Gottes an uns sein? Kann es nicht vielleicht sein, dass der Geist Gottes auch durch Atheismus und Nihilismus zu uns spricht?”

Offenes Denken und offenes Sprechen

Bauer formulierte damit eine Forderung nach mehr Progressivität in Theologie und Kirche, wie sie auch von Liturgiewissenschaftler und Vizepräsident der Universität Erfurt, Prof. Dr. Benedikt Kranemann, in dessen Festvortrag aufgegriffen wurde. Er sprach über eine “Theologie im kulturellen Laboratorium” und bezog sich damit gleichermaßen auf die Tradition der Erfurter Fakultät als auch auf die fachliche Neuausrichtung der akademischen Theologie, wie sie jüngst von Papst Franziskus in dessen Schreiben “Veritatis Gaudium” gefordert wurde.

Kranemann appellierte an eine Theologie, die sich durch ein “offenes Denken” auszeichne, “das sich nicht selbst hermetisch abschließt”, sich aber auch “nicht kirchlich-institutionell abschotten lässt.” Diese Offenheit dränge sich schon “vom Evangelium her auf, das immer neu die Beziehung zur jeweiligen Gegenwart sucht”, wie Kranemann erörterte. Ein offenes und freies Denken erfordere dabei auch stets ein offenes und freies Sprechen, fuhr er fort. Dies gelte sowohl für die Theologie in Öffentlichkeit und Gesellschaft wie ebenso für die Theologie in der Kirche.

Dem schloss sich Dr. Ulrich Neymeyr, Bischof im Bistum Erfurt, in seinem Abschiedswort an. Er erinnerte daran: “Theologie ist im Dialog geboren und entstanden – nicht nur in der geistigen Auseinandersetzung, sondern auch im ganz konkreten menschlichen Ringen um die Wahrheit. Die ersten akademischen Lehrer hatten nicht nur christliche Schüler, sondern auch Ungetaufte sowie Taufbewerber und haben gemeinsam um die Wahrheit der Dinge gerungen – zum Teil im heftigen Dialog.” Dieser Dialog sei bleibende Aufgabe der Theologie.

Aufbruch ins Wintersemester 2018/19

Traditionsgemäß wurde im Rahmen des Patronatsfestes auch der Förderpreis der Katholisch-Theologischen Fakultät verliehen. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr Philipp Spangenberg für seine Magisterarbeit zum Thema “Darstellungstendenzen in der Kirchengeschichte des Eusebius von Caesarea. Eine Analyse am Beispiel von Antiochia”. Der Förderpreis ist mit 1.000 € dotiert und wird gesponsert durch den Freundeskreis der Katholisch-Theologischen Fakultät e.V.

Zusätzlich wurden feierlich die neuen Studierenden begrüßt, die zum Wintersemester 2018/19 ihr Studium an der Universität Erfurt aufgenommen haben. Einen besonderen Zuwachs konnte die Fakultät in diesem Jahr in ihrem interdisziplinären Bachelorstudiengang “Katholische Religion” verzeichnen. “Wir freuen uns, dass junge Menschen sich nach wie vor für eine Laufbahn in klassischen Berufen der Theologie und Kirche interessierten, dabei aber zunehmend auch das veränderte Anforderungsprofil erkennen, mit dem Bewerberinnen und Bewerber heute konfrontiert werden. Wir hoffen durch unseren Zweifach-Bachelor an der Universität Erfurt gemeinsam mit unseren Studierenden eine gute Basis für deren Zukunft legen zu können”, kommentierte der Dekan das wachsende Interesse an dem Bachelormodell auf Nachfrage.


Bericht & Fotos: Desiree Haak