Unsere Alumna Elisabeth Kaiser ist Mitglied im Deutschen Bundestag

Alumni
Alumni vorgestellt: Elisa, was machst du so?

Schon als Schülerin interessierte sich Elisabeth Kaiser für gesellschaftliche Veränderungen. Eben solche anzustoßen und zu begleiten – genau das ist als Mitglied des Deutschen Bundestages heute ihre Aufgabe. Wir haben mit der SPD-Abgeordneten über ihre Zeit in Erfurt sowie ihr Bachelor-Studium in den Fächern Sozial- und Rechtswissenschaften (Staatswissenschaften) gesprochen.  

Sie nahmen 2005 das Studium der Staatswissenschaften an der Universität Erfurt auf, das Sie 2008 mit dem Bachelor of Arts abschlossen. Warum haben Sie sich seinerzeit für diesen Studiengang entschieden?
Nach der Schule wollte ich etwas studieren, das meinen Interessen an gesellschaftspolitischen Themen entspricht, aber auch mögliche Jobperspektiven eröffnet. Beides zu verbinden, ist natürlich nicht leicht. In der Schule haben mich insbesondere Geschichte und Sozialkundeunterricht begeistert, vor allem die Entstehung und Entwicklung der Europäischen Union fand ich spannend. Als Kind von Journalisten interessierte ich mich aber auch für das Feld der Kommunikation. Was also studieren? Damals wusste ich noch nicht, was ich werden wollte. Aber irgendwie war schon klar, dass ich in die geisteswissenschaftliche Richtung gehen wollte. Denn ich hatte mich immer schon für gesellschaftliche Veränderungsprozesse interessiert, fand aber auch Jura spannend: Für Rechte anderer einzustehen, dieser Gedanke gefiel mir. Zudem ahnte ich, dass mir ein gutes Verständnis vom Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Gesellschaft einmal nützen würde. Ich schaute mir also verschiedene Unis mit verschiedenen Studiengängen an. Letztlich fand ich in Erfurt nicht nur die Studienbedingungen sympathisch, auch die Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten der Studienbereiche war sehr attraktiv für mein breites Studieninteresse.

… und warum ausgerechnet an der Universität Erfurt?
Erfurt war damals eine der wenigen Universitäten, die diese besonderen Fächerkombinationen im Studiengang Staatswissenschaften vereinten. Die Studienvoraussetzungen mit NC und Aufnahmetest signalisierten zudem, dass das Studium eine gewissen Qualität aufweisen würde. Zudem gefiel mir die überschaubare Größe der Uni. Ich wusste, dass ich hier eine gute Betreuung haben würde. Nicht ganz unerheblich war für mich damals aber auch die Nähe zu meiner Familie in Gera.

Für den Master gingen Sie dann nach Potsdam. Nach dem erfolgreichen Abschluss dort traten Sie 2012 zunächst eine Tätigkeit für eine Unternehmensberatung an. 2013 wurden Sie Büroleiterin der Deutschen Gesellschaft für Politikberatung e. V. Hatten Sie eine Tätigkeit in dieser Art bereits während Ihres Studiums vor Augen? Oder hatten Sie damals noch „ganz andere Pläne“?
Während und nach dem Studium war ich relativ offen für den ersten Job. Ich wusste, dass ich breit aufgestellt bin und in vielen Bereichen Arbeit finden kann. Ich hätte nach diversen Praktika bei Kommunikationsagenturen oder beim Bundespresseamt auch gern gleich im Bereich der politischen Kommunikation/Public Affairs gearbeitet. In Berlin gab es dafür eigentlich auch eine Vielzahl an Möglichkeiten. Über einen Perspektiventag der Friedrich-Ebert-Stiftung kam ich an die Unternehmensberatung. Durch meine staatswissenschaftlichen und verwaltungswissenschaftlichen Studien sowie meine Tätigkeit als Werkstudentin bei Telefónica in Berlin brachte ich einige Qualifikationen dafür mit. Der Einstieg in die Unternehmensberatung gab mir die Möglichkeit, ins Berufsleben zu finden, erste Erfahrungen und einige neue Fähigkeiten wie die Methode Design Thinking zu erlernen. Nach einem Jahr merkte ich aber, dass ich mich gern in eine andere Richtung entwickeln möchte, was mich zur Verbandsarbeit und damit näher an den Bereich Public Affairs brachte.

2012 traten Sie der SPD bei. Was motivierte Sie dazu, nicht mehr nur „beratend“ auf die deutsche Politiklandschaft einzuwirken, sondern „aktiv mitzumischen“?
Als Studentin war ich stets gesellschaftspolitisch engagiert, zum einen in der Jungen Europäischen Bewegung Berlin-Brandenburg, zum anderen in der Hochschulgruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung, deren Sprecherin ich in meinen letzten Studienjahren war. Vor allem bei meiner hochschulpolitischen Arbeit hatte ich viel mit der Juso-Hochschulgruppe zu tun und teilte schon damals ihre Ideen. Aber irgendwie fehlte mir noch der Bezug zur Partei. Und mit zwei Engagements fühlte ich mich hier auch schon sehr ausgelastet. Nach meinem Einstieg ins Berufsleben fehlte mir dann das gesellschaftspolitische Engagement. In Potsdam-Babelsberg wohnend überlegte ich, was ich vor Ort machen kann, um mich für die Entwicklung meines Umfeldes einzusetzen und über mein politisches Engagement mehr mit den Menschen in Babelsberg in Kontakt zu kommen. Irgendwann packte es mich und ein Satz eines geschätzten Dozenten an der Universität Erfurt, mit dem ich zusammen an der Professur für vergleichende Regierungslehre gearbeitet hatte, kam mir in den Sinn: „Irgendwann muss man mal Farbe bekennen.“ Jetzt war es soweit. Für mich war damals klar, dass es die SPD ist, die meine Vorstellungen eines gerechten gesellschaftlichen Zusammenlebens und die dahinter liegenden Prinzipien verkörperte. Also trat ich ein und mischte fortan in der Potsdamer Kommunalpolitik mit.

2017 wurden sie dann Kreisvorsitzende der SPD Gera und Bundestagsabgeordnete der SPD-Fraktion. Glauben Sie, dass es – abgesehen von den theoretischen Studieninhalten – besondere Kompetenzen oder Fähigkeiten gibt, die Ihnen Ihre Studienzeit an der Universität Erfurt vermitteln konnte und die Ihnen heute dabei helfen, Ihrer Arbeit im Kreis- und Bundestag nachzukommen?
Oh ja! Durch mein Studium in Erfurt habe ich ein breites Verständnis von gesellschaftlichen Veränderungen, wirtschaftlichen Zusammenhängen sowie den Prozessen und Institutionen von Demokratien und anderen Staatsformen erhalten. Das Studium hat mir Fähigkeiten der politischen Analyse vermittelt, die ich in vielen Bereichen meiner Arbeit als Abgeordnete und Parteifunktionärin einsetzen kann.

Die Universität Erfurt möchte ihre Studierenden zum selbstwirksamen Handeln ermächtigen. Unsere angehenden Absolventinnen und Absolventen sollen dazu ermutigt werden, aktiv in das Weltgeschehen einzugreifen, um somit dessen Geschicke mitgestalten zu können. Daher auch an Sie die Frage: Welche Motive treiben Sie als Politikerin aber auch als Mensch ganz persönlich an?
Mein Ansinnen bei all meinen gesellschaftspolitischen Aktivitäten war es stets – egal ob auf kommunaler oder auf überregionaler Ebene – unser gemeinsames Zusammenleben zum Besseren zu gestalten, soziale Missstände zu beseitigen, Verständnis verschiedener Gruppen füreinander herzustellen und nötigenfalls zwischen verschiedenen Positionen zu vermitteln.

Gibt es besondere Ratschläge, die Sie heutigen Studierenden der Universität Erfurt, sowohl im Hinblick auf ihr Studium als auch den perspektivischen Berufseinstieg, gern an die Hand geben möchten?
Wichtig ist es, glaube ich, das Studium nicht allein an den Jobperspektiven festzumachen. Das, was man studiert, sollte wirkliches Interesse und auch Begeisterung hervorrufen, sonst wird es zur Qual. Letztlich kann man heute nie sagen, dass ein bestimmtes Studium in einen bestimmten Beruf mündet. Selbst Jurist*innen arbeiten oft nicht als Anwalt, Anwältin, Richter*in oder Justiziar*in. Wenn man etwas mit Herzblut und Begeisterung macht, wird man darin auch oft in seiner professionellen Karriere eine erfüllende Tätigkeit finden. Ich rate allen Studierenden, sich während des Studiums Zeit für viele Praktika zu nehmen. Sie geben berufliche Orientierung und vermitteln wertvolle Fähigkeiten (soft skills), die man im reinen Studium nicht erlernen kann.

Bildnachweis Originalfoto: Susie Knoll