„Die Erfurter Universität ist meine Mutter, der ich alles verdanke.“

Alumni
Martin Luther studierte an der alten Universität Erfurt die sieben freien Künste.

Martin Luther kam von Mansfeld nach Erfurt und studierte zunächst die sogenannten sieben Freien Künste. Dies war damals grundlegend für den Einstieg ins Uni-Leben und Voraussetzung, um Jura zu studieren – der eigentliche Plan unseres wohl berühmtesten Alumnus‘. Heute ist er als theologischer Urheber der Reformation, Bibelübersetzer und Begründer der evangelischen Kirche weltberühmt. Für uns Grund genug, Martin einige Fragen zu seiner Studentenzeit in Erfurt zu stellen...

Wie bist du damals auf Erfurt und die Universität aufmerksam geworden?
Auf die Stadt Erfurt und die Universität machte mich mein alter Herr aufmerksam. Erfurt gehörte einst zu den großen, pulsierenden Zentren des Reiches und die Universität zu einer der bedeutendsten in Mitteleuropa. Mein Vater hatte für mich eine glänzende Karriere als Jurist vorgesehen. Schließlich sollten meine Kinder ja keine „Hurensöhne“ oder so werden. Das Jura-Studium an der Hierana (= Universität an der Gera) sollte den Grundstein legen.

Dazu kam es aber bekanntlich nicht…
Das ist richtig, wobei ich das besagte Jura-Studium immerhin angefangen hatte. Dann geschah es jedoch, dass ich auf dem Rückweg von Mansfeld von einem starken Gewitter überrascht wurde. Es war, als würde mich der Himmel selbst überrumpeln – ich hatte wirklich Todesangst. Deswegen rief ich die Heilige Anna an und gelobte, Mönch zu werden. Mit dem Gedanken spielte ich ehrlich gesagt schon länger. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur noch nicht „den Arsch in der Hose“, es wahr zu machen. Mein Vater hat natürlich „geschäumt vor Wut“. Auch meine Freunde haben versucht, mir mein Vorhaben auszureden. Die konnten sich mich lebensfrohen „Spitzbuben“ einfach nicht als Mönch vorstellen. Zwei Wochen später bin ich trotzdem ins Augustinerkloster eingetreten.

Was hast du wann an der Universität studiert?
Damals lief das Studium ja noch ganz anders als heute ab. Bevor man Recht, Medizin oder Theologie studieren konnte, musste man zuerst die sieben Freien Künste erlernen. Also habe ich ab 1501 Grammatik, Rhetorik, Mathematik/Logik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie an der Artistenfakultät der Uni studiert.
Nachdem ich den Magister Artium 1505 in der Tasche hatte, begann ich das geplante Jura-Studium, brach es aber, wie gesagt, zunächst ab und trat ins Kloster ein. Zwei Jahre später wurde ich zum Priester geweiht und kehrte an die Universität zurück, um das Theologie-Studium zu beginnen. Zum „Baccalaureus sententiarius“ wurde ich dann 1509 im Coelicum ernannt. Der Titel war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Doktor der Theologie, zu dem ich schließlich 1512 an der Uni Wittenberg vereidigt wurde.

Was sagst du zu dem Hype um deine Person, der aktuell im Jubiläumsjahr der Reformation sehr präsent ist?
Ich fühle mich einerseits schon geschmeichelt und mir gefallen z.B. die Luther-Bierdeckel oder die kleine Playmobil-Figur von mir. Besser als diese ganzen großen Statuen, da wirke ich manchmal kalt und unsympathisch...
Im Großen und Ganzen finde ich den Rummel um meine Person aber völlig übertrieben. Nicht ich, sondern die Bedeutung der Reformation und die weitreichenden Folgen sollten im Mittelpunkt stehen. Ich bin schließlich kein Heiliger – im Gegenteil, nicht auf jede meiner Äußerungen und Taten bin ich stolz – und die revolutionären Veränderungen habe ich nicht allein bewirkt. Ich denke da vor allem an Philipp Melanchthon oder an den guten Georg Spalatin.

Würdest du dich wieder für die Uni Erfurt entscheiden? Und wenn ja, warum?
Ja, ich würde mich jederzeit wieder für die Universität Erfurt entscheiden. Die Uni ist praktisch „meine Mutter, der ich alles verdanke“. Hier hat alles begonnen und die Erfahrungen und Lehren haben mich für mein gesamtes Leben geprägt.

Hast du einen besonderen Tipp für unsere zukünftigen Absolventen?
Genießt eure Studienzeit und habt Spaß! Denn wie ich immer sage: „Aus einem verzagtem Arsch kommt kein fröhlicher Furz.“ Trinkt, lacht, singt und seid vor allen Dingen mutig. Lest Bücher, vielleicht die Bibel (hat nämlich einen Haufen Arbeit gemacht), und findet euren „Beruf“ im Leben.