Auf Ausbildungsexkurs in Irland

On Campus
Cliffs of Moher

Nicht nur Studierende können einen Teil ihrer universitären Ausbildung im Ausland verbringen, auch Auszubildende haben die Möglichkeit eines Auslandspraktikums. Josephine Franke, Auszubildende an der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, hat diese Möglichkeit nun wahrgenommen und fünf Wochen in der Stadtbibliothek im irischen Rathfarnham gearbeitet. Für die angehende Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste eine prägende Erfahrung, wie sie uns im Gespräch verriet…
 

Josephine
Josephine

Josephine, du bist der erste Azubi der Uni Erfurt, der ein Auslandspraktikum absolviert hat. Wie bist du darauf gekommen?
Ich wollte schon immer mal Auslandserfahrungen sammeln und auch mein Englisch aufpolieren. In der Berufsschule wurde uns diese Möglichkeit vorgestellt und Kommilitonen, die bereits im Ausland waren, kamen begeistert wieder. Ich habe dann mit meiner Ausbildungsleiterin darüber gesprochen und sie hat mich sofort darin bestärkt.

Und wie bist du dann an diese Praktikumsstelle gekommen?
Ich habe das Praktikum mit einem länderspezifischen Stipendium im Rahmen des Leonardo-da-Vinci-Programms absolviert. Bei der Organisation hat mich das Europa-Service-Büro Südthüringen in Suhl unterstützt. Ich habe dort die nötigen Unterlagen angefordert und bekam eine Betreuerin zugewiesen. Ich konnte dann selbst wählen, wo ich das Praktikum verbringen möchte, aber meine erste Wahl – eine Bibliothek in England – hatte in dem Zeitraum keine Kapazitäten. Deshalb schlug mir meine Betreuerin Irland vor. Und das hat dann gleich geklappt. Gemeinsam mit ihr und meiner Ausbildungsleiterin habe ich dann auch besprochen, was Inhalt und Zielsetzung des Praktikums sein sollte. 

Und was war das?
Natürlich sollten bestimmte Arbeitsinhalte abgedeckt sein, aber mein Ziel war vor allem die Verbesserung meiner Sprachkenntnisse.

Hattest du auch Unterstützung bei der Suche nach einer Unterkunft?
Ja, das Europa-Service-Büro hat mir dabei geholfen. So bin ich bei einer Gastfamilie untergekommen, die immer wieder Untermieter aus aller Welt bei sich aufnimmt. Ich habe mir mein Zimmer mit einer Chinesin und einer Japanerin geteilt und insgesamt waren wir eine WG von zehn Mitbewohnern aus ganz unterschiedlichen Kulturen. Wir haben oft zusammen gekocht und an den Wochenenden Ausflüge gemacht. Und wir alle konnten kein perfektes Englisch, sodass die Hemmungen, zu sprechen und sich irgendwie auszudrücken, sehr gering waren. Zu einigen Mitbewohnern habe ich eine richtige Freundschaft entwickelt und wir machen jetzt schon Pläne, wer wen wo im Sommer besucht.

…also gar keine negativen Erfahrungen?
Naja, eigentlich nur, dass ich mich als Veganerin für die Dauer des Praktikums etwas umstellen musste. Meine Gastmutter versicherte mir, dass sie vegan kochen kann, aber es stellte sich heraus, dass sie wohl den Unterschied zwischen vegetarisch und vegan nicht so ganz verstanden hat. Zum Glück gab es einen Bio-Supermarkt gleich um die Ecke der Bibliothek…  

Nun hast du dich ja für ein Praktikum in einer Stadtbibliothek entschieden. Was war anders als bei der Arbeit an einer Uni-Bibliothek?
Zum einen war das Team dort viel kleiner und ich habe mich fast schon wie in einer Familie gefühlt. Außerdem konnte ich dort kreativer arbeiten, als es an einer Universitätsbibliothek möglich ist, weshalb ich auch unbedingt an eine Stadtbibliothek wollte. Mich hat vor allem die Jugend- und Kinderabteilung gereizt und bei der Organisation von Veranstaltungen für Kinder und dem Bauen von Buchtischen konnte ich dann meine Kreativität ausleben. Aber am Buchordnungsdienst und der Ausleihtheke bin ich natürlich nicht vorbeigekommen. (lacht)

Was hast du abgesehen von den fachlichen Erfahrungen und den Sprachkenntnissen noch für dich persönlich aus dem Auslandspraktikum mitgenommen?
Ich bin viel selbstständiger geworden und habe auch mehr Selbstbewusstsein. Ich könnte mir jetzt sehr gut vorstellen, auch in Zukunft im Ausland zu arbeiten. Im Sommer schließe ich meine Ausbildung hier in Erfurt ab, ich muss mich also früher oder später umschauen. Aber der Radius, innerhalb dessen ich nach der passenden Stelle suche, ist nun um einiges größer als noch vor dem Praktikum!