"Der 'Spirit' ist immer dabei!" Unser Student Marc-Manuel Moritz trägt mit dem Verein Spirit of Football e.V. Erfurt den Geist des Fairplay in die Welt

Engagement
Team El Salvador

"Egal, wie du aussiehst und ob du die gleiche Sprache sprichst oder nicht: Wenn Südamerikaner einen Ball sehen, verstehen sie sofort: Jetzt wird zusammen gekickt!", lacht Marc-Manuel Moritz – und hat damit eigentlich schon umrissen, wobei es ihm bei seiner Arbeit im Verein Spirit of Football e.V. geht: Fußball als gemeinsame Sprache gegen Rassismus und Diskriminierung und für Gleichheit und Fairness. Gerade ist der 26-jährige Student der Sozialwissenschaften und Geschichte an der Universität Erfurt aus Zentralamerika zurückgekehrt. Dort hat er die Semesterferien genutzt, um das internationale Fußball-WM-Projekt "The Ball" und damit auch den Grundgedanken des Vereins in die Welt zu tragen.

Seit 2012 engagiert sich Marc in der deutschen Dependance des ursprünglich britischen Vereins. Angefangen hat sein Interesse für diese ehrenamtliche Arbeit mit einem Seminar im Studium Fundamentale der Uni Erfurt. Bereits nach drei Monaten als Vereinsmitglied wurde der gelernte Bankkaufmann dann zum Vorstandsmitglied und zum Schatzmeister des Vereins. Jetzt kümmert er sich im Erfurter Vereinssitz um die Buchhaltung, macht den Monatsabschluss, schreibt und bezahlt Rechnungen, macht Werbung, kümmert sich um die Büroorganisation oder auch um rechtliche Angelegenheiten … und geht im Fußball-WM-Jahr 2014 mit "dem Ball" auf Reisen. "The Ball" ist eines der Projekte des Vereins, das den Gedanken 'Wir sind eine Welt' aufgreift. Ähnlich der olympischen Fackel geht dabei ein Fußball auf die sechsmonatige Reise von England durch Europa bis nach Nord-, Zentral- und Südamerika und kommt schließlich pünktlich zur WM im Austragungsland Brasilien an. "Auf jeder einzelnen Station der Reise wird das Projekt vorgestellt und alle, die den Projektgedanken der Fairness und Gleichheit verstanden haben und teilen, dürfen auf dem Ball unterschreiben", erklärt Marc. Die erste Unterschrift leistete ein brasilianischer Gefangener, der in einem Gefängnis in Sao Paulo den Ball herstellte; Autogramm Nummer 10.000 gab der ehemalige Fußballprofi Juan Cayasso. Bei Marcs Rückkehr nach Deutschland im April schmückten den Ball bereits 12.000 Unterschriften. Es war das vorläufige Zwischenergebnis einer anstrengenden aber spaßigen Rundreise, bei der der Erfurter Student den Gründer von Spirit of Football e.V. Erfurt, Andrew Aris, ─ übrigens auch ein Absolvent der Uni Erfurt ─ auf den Reiseabschnitten von Guatemala nach Honduras und von El Salvador über Nicaragua nach Costa Rica begleitete. "Überall ist das Projekt auf viel Begeisterung gestoßen", erzählt Marc. "In jedem Land wurden wir herzlich empfangen und vor Ort war bereits alles bestens organisiert. Betreut wurden wir vor allem von unserem engen Partner, den südamerikanischen Special Olympics. Mitglieder der Sportorganisation für geistig Behinderte begleiteten uns überall hin und sorgten dafür, dass wir uns sicher fühlten. Und sie halfen uns auch als Dolmetscher aus, wenn wir mit Englisch und ein paar Brocken Spanisch nicht mehr weiter kamen."

Mit dieser Unterstützung gab das Spirit-Team Pressekonferenzen, Radio- und Fernsehinterviews,  traf Minister, Präsidenten, Botschafter und Sportler, trat in Shopping-Malls auf, nahm an Paraden teil und besuchte Schulen, Kindergärten und ein SOS-Kinderdorf. Natürlich stets mit dabei: The Ball. "Der Ball war immer an unserer Seite, egal wo wir hingegangen sind. Und er war überall Gesprächsthema. Selbst, wenn wir einmal nicht auf einem Termin waren, wurden wir auf der Straße angesprochen, was das für ein Ball sei. Allein durch ihn sind wir mit so vielen Menschen ins Gespräch gekommen, die sich sofort für die Sache begeistern konnten." Den Präsidenten von Honduras, Juan Orlando Hernandez, hat das Projekt sogar so sehr überzeugt, dass er innerhalb von fünf Tagen ein eigenes Projekt auf die Beine stellte und nun ein Friedensball quer durch Honduras reist. "Zur Weltmeisterschaft soll dieser Ball dann mit unserem vereint werden. Das wäre eine tolle Botschaft und ein großes Zeichen für die Menschen des Landes, aber auch für uns, denn wir haben hier scheinbar wirklich etwas bewegt", schwärmt Marc.

Dass der Ball auf dieser Reise aber nicht nur bewegt hat, sondern auch bewegt wurde, versteht sich dabei von selbst. Denn überall, wo der Ball hingeht, wird natürlich auch erst einmal damit gekickt – ob mit Kindern, Amateuren oder mit Fußballprofis, ob auf provisorischen Bolzplätzen oder in großen Stadien. "Am Ende seiner Reise wird der Ball völlig hinüber und kaum noch spielbar sein", lacht der Student. "Dann wird er Teil einer Wanderausstellung  und schließlich zum Vorzeigeobjekt für unsere anderen sozialen Projekte." Denn jede WM geht einmal zu Ende und "The Ball" ist nicht das einzige Projekt von Spirit of Football e.V. Erfurt. "Wir möchten unseren 'Spirit' auch in die Stadt hineintragen und zwar nachhaltig. Deshalb haben wir viele regionale Projekte hier in Erfurt. Wir gehen regelmäßig an Erfurter Kindergärten und Schulen, um den One-World-Gedanken weiter zu verbreiten und aktiv gegen Rechtsextremismus zu kämpfen", erzählt Marc. "Wir machen gemeinsam mit den Kids Workshops, bei denen der von seinen Reisen gezeichnete Fußball zum perfekten Lernobjekt für Landeskunde wird. Wir können dann erzählen, woher welche Unterschrift stammt, wo dieses Land ist und wie man dort lebt. Außerdem bringen wir den Kindern bei, wie man so einen Ball selbst baut und zwar nur aus dem, was beispielsweise ein armes Kind aus Afrika zur Verfügung hat. Sie lernen die Gedanken des Fairplay kennen und respektieren – also sich vor und nach dem Spiel die Hand zu geben, Rücksicht aufeinander zu nehmen, ehrlich und im Team zu spielen und keine Schimpfworte zu verwenden. Haben die Kinder das verstanden, wird mit dem selbstgebauten Ball in Teams und ohne Schiedsrichter gespielt. Meistens ist der Ball gar nicht hundertprozentig rund, aber darauf kommt es dann gar nicht mehr an. Nach dem Spiel setzen wir uns alle in einen Kreis und reden darüber, was bei dem Spiel gut und schlecht war. Daraus nehmen die Kinder viel mehr mit als aus einem Spielergebnis."

Neben diesen wöchentlichen Workshops bietet der Verein mit einem Team aus Pädagogen und Sportlern auch Tagesworkshops und Ferienaktivitäten an. Für die ehrenamtlichen Mitarbeiter wie Marc-Manuel Moritz heißt das ganz schön viel Arbeit. Gerade, wenn man noch mitten im Studium steckt. Marc kriegt das aber gut unter einen Hut und schafft es, Ehrenamt, Studium und Freizeit zu verbinden. So hat er für Spirit of Football e.V. ein eigenes Schulprojekt gegen Rechtsextremismus auf die Beine gestellt und dieses kurzum zum Thema seiner Bachelor-Arbeit gemacht. Und in seiner Freizeit spielt er sowieso am liebsten Fußball. Dann in einem Thüringer Verein und – egal ob Training oder Punktespiel – nach allen Regeln des Fairplay, denn "egal, wo ich gerade hingehe oder was ich mache: Der 'Spirit' ist immer dabei!".

Übrigens: Marc-Manuel Moritz' Favoriten für das WM-Halbfinale sind Brasilien, Deutschland, Spanien und Argentinien.