Eigene Perspektiven entwickeln statt stur auswendig lernen

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Bern

Manchmal muss man erst von zu Hause weg, um zu merken, wie schön es hier eigentlich ist. Eine Erfahrung, die auch Philipp Schmid, Psychologie-Student der Uni Erfurt im 6. Semester, gemacht hat. Erasmus sei Dank. Der 24-Jährige war für ein Semester in Bern und sieht die Uni Erfurt nun in einem ganz neuen Licht…

"Ich mag meine Uni, weil hier nicht nur Wissen, sondern eine Art ‚Denkschule‘ vermittelt wird und weil das familiäre Flair in Erfurt mehr Identifikation ermöglicht als anderswo."

"Meine Zeit in Bern war eigentlich super. Die Stadt ist sehr schön und ich habe mit zwei netten Schweizern zusammengewohnt, mit denen ich mich gut verstanden habe und die mir viel von der Stadt gezeigt haben. Trotzdem bin ich richtig froh, wieder in Erfurt zu sein", sagt Philipp. "Denn in der Schweiz habe ich gemerkt, was ich an der Uni Erfurt eigentlich alles habe. Das fängt schon damit an, dass hier nicht 400 Studierende im Hörsaal den Psychologie-Vorlesungen lauschen und man mehr oder weniger anonym bleibt. So entsteht ja auch irgendwie kein Zusammenhalt. In Erfurt ist das anders, ich identifiziere mich mit meiner Hochschule und der Kontakt zu Professoren bzw. Dozenten ist selbstverständlich. Hinzu kommt, dass ich das Studium in der Schweiz als sehr viel verschulter wahrgenommen habe. Und das ist nicht wirklich mein Ding: auswendig lernen, den Multiple Choice-Test bestehen und im schlimmsten Fall dann alles wieder vergessen? Wo bleibt da das eigenständige Denken, das Assoziieren? Im Gegensatz dazu wird in Erfurt nicht nur Wissen vermittelt, sondern eine Art ‚Denkschule‘. Klar lernen wir Konzepte und Theorien kennen, aber wir diskutieren eben auch viel darüber und wenden sie an. Wir lernen, eine eigene Sichtweise zu entwickeln und unser Wissen auch zu verarbeiten.

Und natürlich trägt auch die überschaubare Zahl der Studierenden dazu bei, dass sich die Arbeit im Seminar ganz anders gestaltet. Ein Referat wird hier nicht einfach nur gehalten und gut, sondern es ist die Grundlage für eine weitere Auseinandersetzung darüber in der Gruppe. Viele meinen ja, Erfurt sei eine Provinz-Uni und die Psychologie hier wegen ihrer Spezialisierung auf wissenschaftliche Grundlagen nur die ,kleine Schwester' eines Psychologie-Studiengangs, der z.B. auch das Klinische anbietet. Für mich ist das aber ganz klar eine Stärke – fachlich und persönlich. Wir können hier viel versierter und methodischer arbeiten. Sicher, die Uni Bern bietet eine große Vielfalt, mit der Erfurt nicht konkurrieren kann, aber, wie ich finde, auch nicht muss. Das Angebot der Uni Erfurt ermöglicht vertiefte Schwerpunktsetzung und dies ist bei aller vermeintlicher ‚Provinz‘ eine Stärke dieser Universität. Ich bin mir sicher: Wir müssen den internationalen Vergleich nicht scheuen. Und das ist doch gut zu wissen, oder?"