Familienfreundliche Hochschule: „Studium und Kind sind auf jeden Fall vereinbar“

On Campus
Eltern halten ein Paar Kinderschuhe

Studium bzw. Beruf und Kindererziehung unter einen Hut zu bekommen, ist eine Herausforderung. Eine, der sich in jedem Semester auch zahlreiche Eltern an der Universität Erfurt stellen. Eine von ihnen ist Ida. Sie ist 22 Jahre alt, und beginnt gerade ihr Master-Studium. Ihr Freund ist ebenfalls Student. Gemeinsam haben sie eine dreijährige Tochter, die sie während des BA-Studiums bekommen haben. Jetzt erwarten sie ihr zweites Kind. Wir haben sie gefragt, wie sie ihren Alltag mit Kind und Kegel meistern…

Familie und Studium unter einem Hut – wie schaffst du das?
Bei mir klappt das eigentlich relativ gut. Ich studiere ganz normal in Vollzeit. Für meine Elternzeit habe ich mir Urlaubssemester genommen. Da meine Tochter jetzt im Kindergarten ist, versuche ich immer, meine Universitätsveranstaltungen in den Vormittag zu legen. Ich habe auch das Glück, dass viele meiner Familienangehörigen mich unterstützen können. Mein Vater wohnt hier in Erfurt, die Mutter meines Freundes arbeitet in der Nähe. Die können immer mal aufpassen, wenn Veranstaltungen an der Uni sind.
Ich dachte zu Studienbeginn, ich sei die einzige mit Kind, weil in den Seminargruppen kaum studierende Eltern waren, vor allem am Anfang. Wir haben auch öfter Familienangebote der Uni genutzt. Leider wurden die wenig angenommen, so dass ich kaum andere Eltern kennenlernen konnte. Und wenn dann die Kinder nicht zufällig gerade im gleichen Alter sind, dann ist auch das Kontakthalten schwierig. Ich habe mich schon öfter darum bemüht, mich mit anderen studierenden Eltern zu vernetzen, fand das aber nicht leicht umzusetzen.

Familiengerechte Hochschule – was bedeutet das für dich?
Auf jeden Fall sollte es hochschulinterne Betreuungsmöglichkeiten geben, wie zum Beispiel den Kindergarten. Schade, dass ich dort keinen Platz mehr bekommen habe. Gut wäre es, wenn für Eltern, die hier studieren, Plätze freigehalten würden. Außerdem finde ich Angebote für Familien sehr wichtig, genauso wie familiengerechte Seminarzeiten. Auf jeden Fall sollte es eine zentrale Anlaufstelle bzw. einen Ansprechpartner geben, an die man sich mit Familienthemen hinwenden kann. Vernetzungsmöglichkeiten sind wichtig und Veranstaltungen, bei denen man alle zusammenbringt, nicht nur Familien, sondern die ganze Uni, so dass die anderen auch wissen: Hier studieren Eltern.
Eine Hochschulgruppe für Eltern mit Kind gibt es ja jetzt schon. Es wäre toll, wenn es da noch mehr Infos gäbe, wie man Kontakt aufnehmen kann. Oder vielleicht ein Starterpaket für studierende Eltern – mit allen Infos auf einen Blick (Anmerkung der Redaktion: Die Broschüre „Studieren mit Kind ist online und als gedruckte Version im Gleichstellungsbüro erhältlich.). Denn es studiert sich gleich leichter, wenn man weiß, dass man Urlaubssemester wegen Elternzeit gutgeschrieben bekommt.
Und natürlich sollten auch die Lehrenden auf die Doppelbelastung von studierenden Eltern achten. Ich hatte aber bisher keine Probleme. Im Gegenteil: Meine Kommilitonen sind meistens beeindruckt und fragen mich wie ich das alles schaffe. Auch viele meiner Freundinnen bewundern mich dafür. Aber ich denke mir immer, ich mache einfach das Beste daraus.

Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Ich möchte Lehrerin werden und hoffe, dass ich da in zehn Jahren auch angekommen sein werde. Und ich will auf jeden Fall noch weitere Kinder haben. Vielleicht noch während des Studiums. Ich denke, im Referendariat wird es schwieriger, weil man da schon ziemlich eingespannt ist. Aber im Studium weiß ich ja jetzt ungefähr, wie es läuft, und sehe weniger Probleme.

Was möchtest du anderen (Eltern) mit auf den Weg geben?
Ich denke, dass Studium und Kind auf jeden Fall vereinbar sind, und ich würde auch andere dazu ermutigen – und ihnen empfehlen, sich zu vernetzen und sich bei Problemen auf jeden Fall helfen zu lassen.

 

Das Interview führten die Mitarbeiterinnen des Gleichstellungs- und Familienbüros der Universität.