„MINTy Girls“ haben Berufsstereotypen den Kampf angesagt

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MINTy Girls

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik – ein Feld, das man lieber den „Jungs“ überlassen sollte? Von wegen, sagen Ariana Barrenechea, Sonia Gonzales und Nicole Oubre. Die drei Studentinnen der Willy Brandt School of Public Policy an der Universität Erfurt sind fest entschlossen: Sie wollen eine neue Generation an selbstbewussten Mädchen in den sogenannten MINT-Bereichen fördern. Und haben dafür ihr eigenes Startup gegründet – die „MINTy Girls“.

„Verschiedene Studien zeigen, dass Mädchen in Deutschland bereits im Alter von etwa elf Jahren das Interesse an MINT-Fächer verlieren“, erläutert Sonia Gonzales. Das Ergebnis: Nicht einmal jeder dritte Ingenieur ist weiblich. In den vergangenen Jahren gab es laut Aussage des Instituts der Deutschen Wirtschaft einen Rückgang der Frauen in MINT-Berufen von sechs Prozent im Jahr 2005, auf nur 2,6 Prozent im Jahr 2016. „Erschwerend kommt hinzu, dass Mädchen im Gegensatz zu Jungen eher dazu neigen, ihre mathematischen Fähigkeiten zu unterschätzen. Wenn wir das ändern wollen, müssen wir ein neues Interesse bei den Mädchen wecken und ihr Selbstvertrauen stärken – am besten noch bevor sie in die fünfte Klasse kommen.“ Und Nicole Oubre ergänzt: „Dafür ist es wichtig, Stereotype zu überwinden, die vermeintlich vorgeben, wer in welchen Beruf gehört.“

Und genau das haben sich die drei Gründerinnen mit den „MINTy Girls“ zur Aufgabe gemacht. Sie wollen Workshops und Bootcamps für Mädchen ab acht Jahre anbieten, die dabei von weiblichen Vorbildern geleitet werden und in denen deren Kreativität und das Interesse in MINT-Fächern nicht nur geweckt, sondern auch langfristig gefördert wird. Ihre Idee entstand bei einem Social Entrepreneurship-Seminar an der Universität Erfurt. Darin sollten die Studentinnen eine Geschäftsidee entwickeln, die einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leistet. Die „MINTy Girls“ wurden aus der Taufe gehoben. Aber es sollte nicht bei der Idee bleiben: Ariana Barrenechea, Sonia Gonzales und Nicole Oubre machten sich auf den Weg, Unterstützer zu finden und ihr Projekt Wirklichkeit werden zu lassen. „Wir haben in unserem direkten Umfeld überwältigende Unterstützung erhalten. Unsere Professorin, Heike Grimm, hat uns vom ersten Tag an sehr ermutigt. Zudem haben wir Hilfe vom Gründerservice der Universität erhalten. Und das positive Feedback, das wir während der Investor Days Thüringen von den Menschen bekommen haben, die an unseren Stand gekommen sind, hat uns natürlich zusätzlich motiviert. Viele haben uns gesagt, wie wichtig unser Programm ist, und dass sie ihre Töchter anmelden wollen“, erklären die drei Studentinnen.

„WIR MÜSSEN DAS EINFACH TUN. WIR HABEN DIE FÄHIGKEITEN UND DEN MUT ZU DIESEM STARTUP UND WIR SIND DIE RICHTIGEN FRAUEN FÜR DIESEN JOB.“

Für ihren Pilot-Workshop haben sie inzwischen nicht nur eine Erfurter Schule gefunden, sondern auch ein lokales Unternehmen, das sie bei ihrer Arbeit unterstützt. Im November wird es losgehen. Und im Sommer 2020 sollen die ersten Camps für Mädchen stattfinden. Auf die Frage, wie ihr mittelfristiges Ziel aussieht, müssen sie nicht lange überlegen: Ariana, Sonia und Nicole wollen ihre „MINTy Girls“-Workshops und Bootcamps in ganz Deutschland anbieten und darüber hinaus eine Online-Plattform schaffen, mit der sie so viele Mädchen wie möglich erreichen können. „Wir wollen eine Marke werden“, sagen sie selbstbewusst. „Eine Marke, die junge Mädchen inspiriert und ihnen berufliche Chancen eröffnet, an die sie vielleicht heute noch gar nicht denken.“ Dafür wollen die drei jungen Frauen nicht nur mit Schulen, sondern auch mit Gemeinden und Unternehmen zusammenarbeiten. Was es dafür braucht? Ideen, Mut und Durchsetzungskraft. Haben sie. Weitere Investoren. Die suchen sie noch. Aber die Studentinnen wissen, dass sie ihnen auch etwas anzubieten haben: „Wir bieten nicht nur die Möglichkeit, ihr Geld gewinnbringend anzulegen, sondern auch das soziale Kapital der Gesellschaft zu erhöhen. Der Arbeitskräftemangel im MINT-Bereich ist enorm. Allein in der IT gibt es fast 60.000 offene Stellen und diese Zahl wächst. Investitionen zur Schließung der MINT-Lücke sind also sowohl sozial als auch wirtschaftlich sinnvoll.“

Ariana Barrenechea, Sonia Gonzales und Nicole Oubre sind voller Energie. Und Zuversicht. „Wir müssen das einfach tun“, sagen sie. „Wir haben die Fähigkeiten und den Mut zu diesem Startup und wir sind die richtigen Frauen für diesen Job.“ Klingt sehr selbstbewusst? „Naja, das war nicht von Anfang an so“, sagt Ariana. „Natürlich hatten wir auch Zweifel. Wir sind drei Frauen, die nicht aus Deutschland, sondern den USA und aus Peru kommen. Wir lieben dieses Land, aber wir hätten nie gedacht, dass wir während des Studiums ein Unternehmen in einem fremden Land gründen würden! Die Sprache war natürlich erstmal eine Barriere, aber wir lernen so schnell wie möglich Deutsch. Und inzwischen wissen wir, dass wir das, was wir uns vorgenommen haben, wirklich schaffen können. Das ist schon ein tolles Gefühl.“

Weitere Informationen:
https://mintyeducation.com/