Willkommen, welcome, velkommen: Dr. Karin Berber Neutel ist neue Fellow am Max-Weber-Kolleg

Vorgestellt
Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt am Steinplatz 2, Erfurt

Die Beschneidung von Jungen ist ein religiöses Ritual, das in vielen Ländern hitzig diskutiert wird und immer wieder soziale und politische Spannungen erzeugt. Diese Spannungen traten aber nicht erst jüngst in Erscheinung, sondern haben eine lange Geschichte: Schon in der Antike haben sich Griechen, Römer, Juden und Christen deshalb überworfen. Diese historischen Diskussionen spielen wiederum eine wichtige Rolle in den aktuellen öffentlichen Auseinandersetzungen über die Beschneidung, in denen Befürworter und Gegner ihre Argumente um die alten religiösen Interpretationen herum gruppieren. Dr. Karin Berber Neutel von der Universität Oslo untersucht in ihrem Forschungsprojekt, wie diese Konstruktionen der Vergangenheit in die aktuellen Beschneidungsdebatten einfließen. Seit Mitte September ist die niederländische Religionsforscherin Fellow am Research Centre "Dynamik ritueller Praktiken im Judentum in pluralistischen Kontexten von der Antike bis zur Gegenwart" des Max-Weber-Kollegs der Uni Erfurt. Eine Kurzvorstellung:

Frau Neutel, einmal ganz einfach gesagt: Wie würden Sie einem Kind Ihr jetziges Forschungsprojekt erklären?
Was denken die Menschen über die Beschneidung, warum, denken sie, ist es eine gute oder schlechte Sache?

Gibt es eine Station in ihrem Leben, die Sie am besten auf die Forschung in diesem Projekt vorbereitet hat?
Ich bin mit zwei sehr intelligenten, kritischen und argumentier-freudigen Schwestern aufgewachsen, das war schon einmal eine sehr gute Vorbereitung auf die Forschungswelt insgesamt. Zu meinem jetzigen Projekt bin ich über die Beschneidungsdebatte, die 2012 in Deutschland geführt wurde, gekommen. Durch sie realisierte ich, dass es komplexe Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den historischen und zeitgenössischen Beschneidungsdebatten gibt.   

Kurz und knackig: Ihr Forscheralltag in drei Worten?
Curiouser and curiouser (Verquerer und verquerer)!

Mal in die Zukunft gesponnen: Welche Fragestellungen könnten die Ritualforschung in 10 Jahren beschäftigen?
Wie kommen globale Rituale auf, wie verbreiten sie sich und verschwinden wieder?
Welche rituellen Aspekte gibt es bei der häuslichen Interaktion zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz?

Vom Angelurlaub bis zur Zahnseide: Was ist Ihr persönlich „heiligstes“ Ritual?
Morgens joggen zu gehen…

VIP: Welche/r jüdische Wissenschaftlerin/Gelehrte oder Künstler/in hat Sie im Leben geprägt?
Natalie Portman

Ein abschließendes Wort: Ohne Rituale wäre die Welt… noch viel chaotischer!