Off Campus: Benjamin setzt sich mit Fußball gegen Rassismus und Vorurteile ein

Off Campus
Benjamin köpft einen Fußball

"Fußball ist unser Leben", das WM-Lied der deutschen Nationalmannschaft aus dem Jahr 1973 spricht dem einen oder anderen Fußball-Fan aus der Seele. Bei unserem Studenten Benjamin scheint es aber im wahrsten Sinne des Wortes zuzutreffen. Denn Benjamin Grünwald steht nicht nur für seinen Heimatverein TuS Rüssingen – in dem er seit einem Hattrick innerhalb von fünf Minuten den Spitznamen "5-Minuten-Benji" trägt – und den SC Rapid Erfurt auf dem Platz, sondern engagiert sich neben seinem Studium außerdem intensiv im mehrfach ausgezeichneten Verein "Spirit of Football". Neben der Durchführung des dazu gehörenden StuFu-Seminars an der Uni trainiert er mit minderjährigen Geflüchteten, nimmt mit ihnen an Turnieren teil und organisiert außerdem Veranstaltungen, mit denen sich das Projekt gegen Vorurteile und Rassismus stark macht. "Fußball verbindet die Menschen", ist Benjamin überzeugt, der mit dem Projekt "The Ball" des Vereins Spirit of Football bereits mehr als 20 Länder bereist und dort Workshops sowie Fußballspiele initiiert und durchgeführt hat.

Plovdiv Bulgarien

Benjamin ist nun einer von fünf Kandidaten, die von fussball.de als "Amateur des Jahres 2018" nominiert wurden. Für unsere Reihe "Off Campus" haben wir ihn u.a. gefragt, wie sich das Studium im Master Geschichtswissenschaft mit seinem Engagement vereinbaren lässt.

Was genau machst du neben dem Studium an der Universität?

Ich bin ehrenamtlich beim Erfurter Verein Spirit of Football aktiv und leite dort das Studium-Fundamentale-Seminar an der Uni Erfurt, unterstütze bei den wöchentlichen Kulturabenden und bin regelmäßig auch bei Schulprojekte von „Spirit“ dabei, außerdem bei unseren Sport- und Fußballaktivtäten. Diesen Sommer war ich mit einem großen Friedensprojekt unterwegs, bin vier Monate mit einem besonderen Ball, nämlich „THE BALL“, von England aus bis zur Weltmeisterschaft nach Russland gereist und habe auf dem Weg in mehr als 20 Ländern Workshops geleitet. Es ging darum, Werte wie Respekt, Teamwork und Fair-Play zu vermitteln und jeder durfte – sofern er für diese Werte steht – auf dem Ball unterschreiben. Neben dem Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier und Jürgen Klopp waren das zum Beispiel auch ein Obdachloser in Kroatien oder eine Syrerin im Flüchtlingscamp Azraq in Jordanien.

Seit wann machst du das und wie kam es dazu?

Im Wintersemester 2015/2016 war ich selbst Teilnehmer des StuFu-Seminars von Spirit of Football, in dem wir Projekte zur positiven Willkommenskultur initiiert haben. Meine Aufgabe war damals die Organisation von drei offen gestalteten kulturellen Abenden. Der erste kam so gut an, dass wir seit mittlerweile drei Jahren wöchentlich gemütliche Abende organisieren, bei dem jeder willkommen ist. Dort wird getanzt, Tischtennis gespielt, international gekocht. Dadurch sind super viele Freundschaften entstanden und außerdem Praktika, Jobs und Wohnungen vermittelt worden.

Ist das ein Ausgleich oder eher eine Ergänzung zum Studium? Warum?

Es war zeitweise ein Teil des Studiums, da ich Spirit of Football als StuFu-Seminar belegt hatte. Mittlerweile ist es jedoch eine Leidenschaft und für mich die tollste Möglichkeit, meine Freizeit sinnvoll zu nutzen. Auch wenn ich wirklich viel Zeit neben dem Studium dafür investiere ich bekomme sehr viel zurück. Auch mein Master-Studium Geschichte kann ich mit meinem Engagement verbinden. Zum Beispiel leite ich regelmäßig Workshops am Erinnerungsort „Topf & Söhne“. Dort findet ein Kooperationsprojekt des Erinnerungsortes mit dem Verein Spirit of Football statt.

Was nimmst du daraus für dein Leben, deinen Alltag mit?

Dass jeder Mensch gleich ist, und dass alle es verdient haben, mit Respekt und auf Augenhöhe betrachtet zu werden. Durch mein Engagement habe ich einfach tolle Freunde und auch eine Möglichkeit gefunden, mein fußballerisches Hobby mit etwas Gemeinnützigem zu verbinden.

Wie bekommst du das alles unter einen Hut?

Während des Semesters muss ich (leider) mein Engagement etwas runter schrauben und kann leider nicht an so vielen Schulprojekten teilnehmen. Dennoch investiere ich dafür quasi meine gesamte Freizeit. Am Wochenende spiele ich zudem in der Heimat beim TuS Rüssingen in der Pfalz sowie hier in Erfurt bei Rapid Erfurt Fußball. Die langen Zugfahrten nutze ich dann zur Vorbereitung oder auch mal zur Entspannung (#Netflix).

Was ist deine Motivation, was treibt dich an?

Ich bin ein sehr offener, gut gelaunter Mensch, der sehr kommunikativ ist und das macht es für mich natürlich leicht, in Kontakt mit Menschen zu kommen. Auch die Liebe zum „Spirit of Football“, dem Geist des Fußballs, bei dem es nicht um Gewinnen oder Verlieren geht, sondern um Fair Play, Respekt und Teamwork, sind bei mir tief verankert.

Was war dein größter Erfolg oder das beste Erlebnis innerhalb der Tätigkeit?

Die Dankbarkeit der Menschen hier in Erfurt und ihr Ankommen in einem fremden Land etwas erleichtert zu haben, würde ich als großen Erfolg betrachten. Jedoch war auf dieser „The Ball“– Reise meine größte Angst, den Ball zu verlieren. Glücklicherweise hat er die 27.000 Kilometer  überstanden und ist wieder in Erfurt angekommen :-). Auch ein Erfolg.

Wie sind die Reaktionen deiner Kommilitonen?

Durchweg positiv, ich bin selbst überrascht, wie viele davon Wind bekommen haben. Durch das Engagement haben sich sehr viele Türen geöffnet und noch wichtiger: Ich habe Freunde auf der ganzen Welt gefunden.

Haben wir etwas nicht gefragt, was du uns aber gern erzählen würdest?

Jeder ist herzlich eingeladen, Spirit of Football kennenzulernen. Diese wöchentlichen Kulturabende finden jeden Mittwoch ab 19 Uhr im Jugendclub Domizil am alten Nordhäuser Bahnhof statt. Dort bin ich dann auch zu finden.

Die Wahl zum „Amateur des Jahres 2018“ bei fussball.de vom DFB läuft noch bis kommenden Montag, 3. Dezember, 12 Uhr. Wer für Benni abstimmen möchte, kann sich unter http://voting.fussball.de/ das Bewerbungsvideo anschauen und natürlich auch voten.