"So lernt man, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen"

Zwischen Mensa und Hörsaal
Zwischen Mensa und Hörsaal mit Sara

„Seit ich in Deutschland bin, ist mein Leben ein Abenteuer!“, sagt Sara, Studentin im 2. Semester Internationale Beziehungen mit Nebenfach Staatswissenschaft – Wirtschaftswissenschaft an der Universität Erfurt. Im September 2016 kam sie von El Salvador nach Deutschland. Dort hat sie zuvor an einer deutschen Schule das „International Baccalaureate“ (internationales Abitur) erworben. Hier berichtet sie von ihren Eindrücken an der Uni Erfurt.

Was war ausschlaggebend für die Entscheidung an der Uni Erfurt zu studieren?
Gleich nach dem Kindergarten besuchte ich eine deutsche Schule in El Salvador. Ich habe also, seit ich vier Jahre alt bin, Kontakt zur deutschen Kultur. In der neunten Klasse habe ich dann an einem dreimonatigen Schulaustausch teilgenommen und bei einer deutschen Familie gewohnt. In der Zeit habe ich viel über die deutsche Kultur erfahren und die Menschen besser kennengelernt. Diese Erfahrung war ausschlaggebend für die Entscheidung, hier in Deutschland zu studieren. Speziell für die Uni Erfurt habe ich mich entschieden, weil sie eine der wenigen Universitäten ist, die die Bachelor-Studienrichtung „Internationale Beziehungen“ anbietet. Zudem fand ich die Möglichkeit, zwei Studienrichtungen zu kombinieren, sehr interessant. Die Bewerbung war dann ganz einfach und auch meine Fragen wurden schnell beantwortet.

Was fasziniert dich an deinem Studium? Was sind die Studieninhalte?
Mich fasziniert, dass das Studium multidisziplinär ist. Es erlaubt mir, die Welt aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. Im Studium beschäftige ich mich mit politischen, wirtschaftlichen und sozialen Problemen weltweit. Mein Traum ist es, später einmal im internationalen Bereich zu arbeiten und dabei mein Heimatland weltweit zu vertreten. El Salvador ist ein kleines und wenig anerkanntes Land mit einer hohen Kriminalitäts- und Gewaltrate. Das führt zu großer Unsicherheit und macht das Leben dort sehr schwierig. Dennoch ist das Land unglaublich schön und seine Menschen sehr herzlich. Ich bin überzeugt davon, dass sich die Situation durch gute internationale Beziehungen verbessern kann. Deswegen ist es sehr wichtig, einen guten Kontakt mit Ländern wie Deutschland zu halten. Die deutsche Botschaft in El Salvador macht beispielsweise viele Projekte, die die salvadorianische Ökonomie stärken und den bedürftigen Menschen in den stark von Armut betroffenen Regionen helfen. Jeder Tag in Deutschland ist für mich eine Gelegenheit, meine Heimat zu repräsentieren und zu zeigen, dass es in El Salvador auch Menschen gibt, die für ihre Träume kämpfen.
Inhaltlich ist mein Studiengang sehr breit gefächert. Ich habe Module in Recht, Wirtschaft und Sozialwissenschaft und muss zudem Sprachkurse absolvieren. In Recht beschäftigen wir uns mit Zivilrecht, Öffentlichem Recht und Grundrechten. Das Wirtschafts-Modul beinhaltet Makroökonomie und Mikroökonomie. In dem sozialwissenschaftlichen Modul belegen wir Fächer wie Statistik oder sozialwissenschaftliche Theorien. Die Fächer Internationale Beziehungen und Analyse politischer Systeme und Politikfelder sind mehr in der Richtung „Politik“ orientiert.

Wie war deine Anfangszeit in Erfurt und speziell an der Uni? Hast du dich schnell zurechtgefunden?
Die Anfangszeit in Erfurt war sehr spannend. Meine Eltern und meine kleine Schwester haben mich begleitet und wir sind 14 Stunden geflogen. Die ersten Tage wussten wir weder wie die Straßenbahnen funktionieren, noch wo wir Fahrkarten kaufen müssen. Wir wussten auch nicht, wo wir einkaufen sollen oder wie wir die Uni erreichen. Aber wir haben sehr nette Leute in Erfurt gefunden, die uns geholfen haben. Jemand hat uns sogar einen Stadtplan gegeben, damit wir uns besser zurechtfinden. An den ersten Tagen haben wir den Domplatz, das Rathaus, die Krämerbrücke, den Anger und die Universität besucht. Nach zwei Wochen ist meine Familie wieder nach El Salvador geflogen. Auch nach acht Monaten in Erfurt, finde ich die Stadt immer noch schön.
Im Internationalen Büro der Universität Erfurt habe ich die notwendigen Informationen erhalten, die ich brauchte, um meine Immatrikulation zu vervollständigen. Die Studieneinführungstage (STET) waren auch sehr hilfreich. Dort habe ich neue Leute kennengelernt und mir wurde erklärt, welche Veranstaltungen ich belegen muss. Ich habe schnell neue Freundschaften geschlossen und bin sicher, dass diese lange halten werden. Mit meinen deutschen Freunden verstehe ich mich sehr gut und sie haben mir das Einleben sehr erleichtert. Auch mit den wenigen weiteren internationalen Studierenden in meinem Studiengang habe ich mich angefreundet. Ich finde es sehr wichtig, andere Kulturen kennenzulernen. So lernt man, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen.
An der Uni gibt es viele Aktivitäten für Studierende. Im ersten Semester habe ich z.B. Volleyball gespielt. Zudem arbeite ich im Projekt „Springboard to Learning“ mit. Dieses fördert die Integration und Toleranz von Ausländern in Erfurt. Darüber hatte ich die Möglichkeit, meine Heimat an Erfurter Grundschulen vorzustellen. Es ist besonders wichtig, dass sich ausländische Kinder in der Schule integriert fühlen. Ich denke, dass es sehr inspirierend für sie sein kann, zu sehen, dass man es auch als Ausländer schaffen kann, an einer Universität zu studieren.

Was würdest du Erstsemestern mit auf dem Weg geben?
Liebe Erstis, ich empfehle euch euer Studium zu genießen! Als Student habt ihr viele Möglichkeiten, Freundschaften zu schließen und an verschiedenen Aktivitäten teilzunehmen, wie zum Beispiel bei Hochschulgruppen, im StuRa oder in Sportvereinen. Setzt euch nicht zu sehr unter Druck und informiert euch rechtzeitig über euren Studiengang. Mein Tipp: Nehmt an den Studieneinführungstagen teil!