Studierende der Kommunikationswissenschaft interviewen Wahlkampf-Experten von CDU, SPD, Grünen, LINKE und AfD

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Die Teilnehmer des Seminars zu Wahlkampfstrategien in Berlin

"Fake News" oder "Social Bots" – wie bewerten die Parteien solche Phänomene, und wie beeinflusst dies ihre Wahlkampfführung für die anstehende Bundestagswahl? Diese und andere Fragen haben BA- und MA-Studierende der Kommunikationswissenschaft in diesen Tagen mit Vertretern von CDU, SPD, Grünen, DieLINKE und der AfD besprochen. Denn Wahlkampfstrategien und -aktivitäten stehen im Mittelpunkt der Seminare von Prof. Dr. Patrick Rössler und Dr. Nicole Podschuweit. Zur Vorbereitung ihrer Exkursion nach Berlin hatten die Studierenden Auftritte der Parteien im Internet und in der aktuellen Medienberichterstattung vergleichend analysiert. Weitere Aufklärung lieferten nun die Macher selbst, speziell zur aktuellen Diskussion über das nachlassende Vertrauen in Politik wie in die Massenmedien.

Rede und Antwort standen Andreas Gruber (Teamleiter Kampagnenplanung / strategische Kommunikation der CDU), Tobis Dünow (Leiter des Bereichs Strategische Kommunikation der SPD), Thomas Künstler (Referent für Beteiligung und Digitales von Bündnis 90/Die Grünen), Thomas Lohmeier (Leiter des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit DieLINKE) und Georg Pazderski (Vorsitzender der Berliner AfD-Fraktion). Die Gesprächspartner unterschieden sich in ihrer Einschätzung der Relevanz von "Fake News" teilweise erheblich: Während die einen darin eine Ursache für das zunehmende Misstrauen der Bürger in etablierte Informationsquellen sahen, waren sie für andere im Kern nichts weiter als ein Synonym für das altbekannte Phänomen der Lüge. Demnach stellten "Fake News" kein großes Problem dar, zumal die vorsätzliche Verbreitung falscher Tatsachen via Massenmedien eher die Ausnahme sei. Klar zu unterscheiden von "Fake News" sei allerdings die Äußerung alternativer Meinungen. Sie komme zwar häufiger vor – wäre im Unterschied zur Lüge aber durch das Recht auf freie Meinungsäußerung legitimiert und nichts Unredliches.

Weitgehende Einigkeit unter den Gesprächspartnern herrschte über die große Relevanz direkter Kommunikation mit den Wählern, allen voran im Haustürwahlkampf. So dienten die unmittelbaren Kontakte an nicht nur der Steigerung des Vertrauens in die Parteien – daneben ließen sich Hausbesuche insbesondere der Spitzenkandidaten gut medial inszenieren. Außerdem sei das Engagement im eigenen Wahlkreis überaus förderlich für die Binnen-Mobilisierung, also die Einsatzbereitschaft der Unterstützer der Parteien. "Das wird ein interessanter Spätsommer, wenn der Wahlkampf erst richtig tobt", sagt Dr. Podschuweit im Rückblick auf die erkenntnisreichen und oft überraschenden Gespräche. "Wir können uns auf eine intensive politische Auseinandersetzung der Parteien freuen, die sich dank der vielen Social-Media-Aktivitäten der Kandidatinnen und Kandidaten auch an eine jüngere Zielgruppe wendet, die sich sonst weniger mit Politik auseinandersetzt."