„SHIFT“: Neue Forschungsgruppe der Universität Erfurt untersucht Wege durch die Doppel-Transformation

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Teaserbild "SHIFT"

An der Universität Erfurt nimmt Anfang 2026 die neue Forschungsgruppe „Social & Human Infrastructures for Future Transitions“ (SHIFT) ihre Arbeit auf. Sie bringt Expert*innen aus Politikwissenschaft, Soziologie, Psychologie, Kommunikations-, Bildungs- und Wirtschaftsforschung zusammen und wird zunächst drei Jahre lang universitätsintern gefördert. Beteiligt sind Prof. Dr. Achim Kemmerling, Prof. Dr. Johannes Bauer, Prof. Dr. Cornelia Betsch, Prof. Dr. Leyla Dogruel, Prof. Dr. Andreas Goldthau, Prof. Dr. Guido Mehlkop, Jun.-Prof. Dr. Fabian Prochazka, Prof. Dr. Thorsten Thiel und Prof. Dr. Robert Böhm von der Universität Wien. Gemeinsam wollen die Wissenschaftler*innen die sogenannte Doppel-Transformation in den Blick nehmen – also den Klimawandel und die Disruptionen neuer, digitaler Technologien. „SHIFT“ wird dabei zwei bereits vorhandene Forschungslinien an der Universität Erfurt zu einem gemeinsamen, interdisziplinär zu bearbeitenden Forschungsvorhaben bündeln. 

Die Welt steht gleichzeitig vor zwei tiefgreifenden Umbrüchen: dem Klimawandel und der Digitalisierung – mit Künstlicher Intelligenz, Plattform-Ökonomien und neuen Formen öffentlicher Kommunikation. Beide Entwicklungen bringen eigene Herausforderungen mit sich. So stehen beim Klimawandel Kosten, Anpassung und faire Lastenverteilung im Zentrum. Zugleich gelingt Klimaschutz nur, wenn die dafür erforderlichen Maßnahmen von den Menschen als fair, wirksam und nachvollziehbar empfunden werden. Bei der Digitalisierung geht es u.a. um Ungleichheit, Datenschutz, algorithmische Entscheidungsprozesse oder Risiken von KI. Was aber passiert, wenn beide Prozesse zusammenwirken? Vorläufige Forschungsresultate zeigen: Sie können sich gegenseitig verstärken. So wird die Klimadebatte zunehmend digital geführt – und digitale Ungleichheit kann sich durch klimabedingte Belastungen sogar verschärfen. Hinzu kommt, dass dieser Doppelwandel wie ein „Brandbeschleuniger” für andere Krisen wirken kann: Polarisierung, politische Konflikte oder Vertrauensverluste in Institutionen. Das macht es für Politik und Gesellschaft so schwierig, tragfähige Lösungen zu entwickeln.

Bislang wurden diese Herausforderungen meist getrennt betrachtet und ihre unterschiedlichen Ebenen – Individuen, Organisationen oder staatliche Strukturen – auch getrennt untersucht. Die neue Forschungsgruppe „SHIFT” möchte diese Fragmentierung überwinden, also die Doppel-Transformation integriert, interdisziplinär und international vergleichend untersuchen. „Wir müssen die verschiedenen Perspektiven systematisch zusammenführen – von individuellen Einstellungen über institutionelle Rahmenbedingungen bis zur globalen Zusammenarbeit“, sagt Achim Kemmerling, Inhaber der Gerhard Haniel Professor für Public Policy and International Development an der Willy Brandt School of Public Policy und Sprecher der Gruppe. Zwei zentrale Fragen leiten dabei die Arbeit der neuen Forschungsgruppe: Wann halten Bürger*innen politische Maßnahmen zur Gestaltung des digitalen und grünen Wandels für wirksam, fair und legitim? Und wovon hängen diese Wahrnehmungen ab – individuell, politisch, gesellschaftlich?

Die Wissenschaftler*innen schauen sich dafür mehrere Ebenen gleichzeitig an: die Makroebene (staatliche Kapazitäten, politische Systeme, Kommunikationsstrukturen), Mesoebene (z.B. Medien, Parteien und andere Organisationen) und die Mikroebene, also Einstellungen, Bildung, sozioökonomischer Hintergrund oder politische Orientierungen. Ihr Ziel ist es, daraus praktische Empfehlungen für die Frage abzuleiten, wie politische Maßnahmen aussehen müssen, damit sie sowohl akzeptiert als auch umsetzbar sind. „Mit ‘SHIFT’ fangen wir nicht bei null an", sagt Achim Kemmerling, „sondern wir bündeln unsere bisherige Forschung und entwickeln sie gemeinsam weiter.” Dass die Wissenschaftler*innen dabei auf ein umfangreiches – auch internationales Netzwerk – zurückgreifen können, ist ein weiterer großer Vorteil. Wichtig in diesem Projekt sind auch Dialog und Transfer von solchem Wissen, das Politik und Gesellschaft weiterhelfen kann. 

Weitere Informationen / Kontakt:

Inhaber der Gerhard Haniel Professor für Public Policy and International Development
(Willy Brandt School of Public Policy)
C19 – Forschungsbau „Weltbeziehungen“ / C19.02.07
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Die Sprechstunde findet auf Webex statt.
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