Ausgezeichnet: Das sind die besten Abschlussarbeiten im Bereich Lehramt an der Uni Erfurt

Ausgezeichnet
Studentin vor Tafel

Auch in diesem Studienjahr hat die Erfurt School of Education der Universität Erfurt (ESE) wieder fünf herausragende Abschlussarbeiten im Master of Education (MEd) ausgezeichnet. In unserem Campusblog wollen wir sie kurz vorstellen...

„Die Arbeiten zeigen erneut, dass bei uns im Master auf hohem Niveau wissenschaftlich gearbeitet wird“, sagt Prof. Dr. Sandra Neumann, Studiendirektorin der ESE. Gemeinsam mit ihrem Team hatte sie Master-Arbeiten ausgewählt, die hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Aktualität, ihrer Originalität bzw. Kreativität, ihrer wissenschaftlichen Qualität und ihrer schulpraktischen Relevanz aus dem Pool der mit „sehr gut“ bewerteten Arbeiten hervorstechen. Sandra Neumann: „Vor allem aber zeichnen sich die Arbeiten dadurch aus, dass die Studierenden einer eigenen Fragestellung nachgegangen sind, die ihnen für die schulische Praxis wichtig erschien, die sie interessant fanden, die sie 'gepackt' hat. Wir sehen in den Arbeiten eine hohe intrinsische Motivation. Und das macht Forschung eben auch aus: etwas wissen zu wollen, etwas verstehen zu wollen. Auch, etwas verbessern zu wollen oder etwas (weiter) zu entwickeln.“

Und das sind die ausgezeichneten Arbeiten:

„Dyslexia in Teaching English as a Foreign Language – What Characterizes the English as a Foreign Language Learning Experience of Dyslexic Students?“ (Jasmin Langhammer)
Jasmin Langhammer untersucht in ihrer in englischer Sprache geschriebenen Master-Arbeit eine sehr spezielle und interessante Fragestellung: Welche Lernerfahrungen haben Schüler*innen mit Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) im Englisch-(als-Fremdsprache-)Unterricht? Dafür hat sie zunächst drei Schüler*innen der Sekundarstufe mit Blick auf einerseits kognitive, affektive und motivationale Aspekte und andererseits auf Prüfungssituationen und Lehrerverhalten in leitfadengestützten Interviews befragt. Diese wurden anschließend mit Hilfe der Software MaxQDA analysiert. Als ein Ergebnis stellte sich heraus, dass die Lernerfahrung der Teilnehmer hauptsächlich von negativen Emotionen geprägt war. Hinsichtlich ihrer Motivation und der Einstellung zum Lernen von Englisch als Fremdsprache sind die Ergebnisse dagegen sehr gemischt. Aber auch in Bezug auf die kognitiven Aspekte solcher Lernerfahrungen liefert die Untersuchung von Jasmin Langhammer interessante Einblicke in die Stärken und Schwächen der Schüler*innen sowie ihre Präferenzen für Lern- und Lehrmethoden. Außerdem wurde deutlich, dass das Verhalten der Lehrkräfte eine wichtige Rolle in der Lernerfahrung von Schüler*innen mit Lese-Rechtschreib-Störung spielt. „Die Arbeit stellt in ihrer gesamten Breite ein herausragendes Beispiel zur Umsetzung einer qualitativen Forschungsfragestellung dar“, urteilt die Jury. Gleichzeitig leiste sie einen Beitrag zur Unterrichtsentwicklung für „Englisch als Fremdsprache“ aus der speziellen Blickrichtung der Lese-Rechtschreib-Störung.

„Literarisches Lernen und Kulturökologie – Potenziale textfreier Bilderbücher für den Grundschulunterricht“ (Fabienne Schreck)
Das textfreie Bilderbuch hat bei der Förderung des Umweltbewusstseins speziell in Grundschulen bisher kaum Beachtung gefunden. Warum eigentlich? Diese Frage hat sich Fabienne Schreck gestellt und die Potenziale solcher Bilderbücher für das ökologische Lernen im Rahmen der gesellschaftlich besonders relevanten „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ untersucht. Dafür gibt sie im theoretischen Teil ihrer Arbeit zunächst einen Überblick über die Idee textfreier Bilderbücher sowie über das Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und den Umgang mit dem Thema „Umwelt und Kultur“ im Literaturunterricht. Im Anschluss analysiert sie den Sinngehalt ausgewählter textfreier Bilderbücher hinsichtlich des Aspekts „Umweltbewusstsein“ und wertet im empirischen Teil der Studie ihre Interviews mit Grundschulkindern zu diesem Thema aus. So gibt die Arbeit einen Einblick in die Potenziale textfreier Bilderbücher bezüglich ihrer kulturökologischen Funktion aber auch hinsichtlich der Förderung von Gestaltungskompetenzen bei Grundschulkindern. Die Master-Arbeit überzeugte die Jury vor allem in ihrer forschungsmethodischen Anlage, in der Durchführung und Auswertung: „Einerseits legt Fabienne Schreck eine aus wissenschaftlicher Sicht überzeugende und hochwertige Forschungsarbeit vor. Andererseits zeigt sie in ihrer Arbeit einen wissenschaftlichen, gleichsam kritisch-reflexiven Umgang mit Bildungsbereichen, Lerngegenständen und didaktischen Materialien, der die individuellen und lebensweltlich geprägten Zugänge der Schüler*innen nicht aus den Augen verliert.“

„Eine empirische Untersuchung zur Ausprägung der Informationskompetenz (information literacy) bei Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt Lernen“ (Antonia Stock)
Informationskompetenz gilt als eine Schlüsselkompetenz in einer Informationsgesellschaft, die sich in allen Lebensbereichen auf Informations- und Kommunikationstechnologien stützt. Die wissenschaftliche Arbeit von Antonia Stock untersucht diese Informationskompetenz bei Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) im Förderschwerpunkt Lernen. Dafür entwickelte sie ein Kompetenzraster zur Evaluation und Förderung von Informationskompetenz. Ein im Anschluss erarbeiteter Fragebogen baut auf diesem Kompetenzraster auf und dient der Einordnung der Schüler*innen in die Kompetenzstufen der jeweiligen Kompetenzbereiche. Die Ergebnisse der Fragebogenerhebung deuten darauf hin, dass die Informationskompetenz bei Schüler*innen mit SPF im Förderschwerpunkt Lernen knapp überdurchschnittlich ausgeprägt ist. Hinsichtlich der kritischen Quellen- und Inhaltsbewertung offenbaren sich jedoch konkrete Handlungsbedarfe. „Vor allem das von Antonia Stock entwickelte Kompetenzraster kann vielversprechend weiter in Schule und Forschung eingesetzt werden“, lobt die Jury und erklärt weiter: „Insgesamt liegt hier eine praxisrelevante Arbeit auf sehr hohem forschungsmethodischen Niveau vor.“

„Wirkung der 'talking hands flipbooks' auf die kommunikative Partizipation eines Grundschulkindes mit Down-Syndrom im gemeinsamen Unterricht“ (Saskia Wiesner)
Schüler*innen mit Down-Syndrom (DS) erleben oft Einschränkungen in ihrer kommunikativen Teilhabe an der Gesellschaft. Sogenannte „talking hands flipbooks“ (Daumenkinos für die Gebärden-unterstützte Kommunikation) kann hier möglicherweise Abhilfe schaffen – so die Vermutung von Saskia Wiesner. Da hierzu jedoch kaum Forschungsdaten vorliegen, hat die Erfurter Lehramtsstudentin mit ihrer Arbeit nun eine Einzelfallstudie vorgelegt, die die kommunikative Teilhabe eines achtjährigen Mädchens mit Downsyndrom in dessen Lerngruppe an einer integrativen Thüringer Gemeinschaftsschule untersucht und damit einen Beitrag leistet, diese „Forschungslücke“ zu schließen. Dabei kamen die „talking hands flipbooks“ zum Einsatz. Anschließend befragte Saskia Wiesner das Kind dazu anhand des „Fragebogens zur Beteiligung an Alltagskommunikation für Kinder im Alter von 6;0-10;11 Jahren“ und analysierte ihre wissenschaftlichen Beobachtungen anhand von die Untersuchung begleitenden Videos. Die Ergebnisse zeigen die Tendenz dahingehend, dass die kommunikative Partizipation des Mädchens durch den Einsatz der „talking hands flipbooks“ positiv beeinflusst werden kann. Die Jury urteilt: „Die gesamte Arbeit, insbesondere das forschungsmethodische Vorgehen, ist für den Schulalltag im Rahmen binnendifferenzierter Förderung von Kindern, die unterstützt kommunizieren, von hoher praktischer Relevanz.“

„Bewegungsorientierte Förderung der phonologischen Bewusstheit in der Schuleingangsphase – Erstellung einer Broschüre“ (Theresa Zastrow)
Theresa Zastrow widmete sich in ihrer Master-Arbeit einer sehr wichtigen und aktuellen Problematik, nämlich der Tatsache, dass viele Grundschulkinder unter Bewegungsmangel leiden – bei gleichzeitig hohem Medienkonsum und Mangel an familiärer Kommunikation. Dabei ist ihre sprachliche Entwicklung, genauer gesagt ihre sogenannte „phonologischen Bewusstheit“ als Vorläufer zum Lese- und Schreiberwerb, nicht selten beeinträchtigt. (Als „phonologische Bewusstheit“ wird die Fähigkeit bezeichnet, bei der Aufnahme, Verarbeitung, dem Abruf und der Speicherung von sprachlichen Informationen Wissen über die lautliche Struktur der Sprache heranzuziehen.) Theresa Zastrow konnte nun in ihrer Arbeit zeigen, dass phonologische Bewusstheit und Bewegung voneinander profitieren. Heißt: Die Arbeitsgedächtnisleistung, die grundlegend für die phonologische Bewusstheit verantwortlich ist, kann durch Bewegung optimiert und gefördert werden. Für Lehrkräfte entwickelte die Master-Studentin in der Folge ihrer empirischen Untersuchung eine digitale Broschüre (inkl. Videos) zu bewegungsunterstützten Förderung der phonologischen Bewusstheit. Darin arbeitet sie u.a. bewegungsorientierte Übungsformen zur phonologischen Bewusstheit heraus. Übungen, die sie zuvor mit einer Gruppe von Grundschulkindern ausprobiert und gefilmt hatte und die zeigen, wie Bewegung in den Schulunterricht sinnvoll integriert werden kann. Die Jury lobt: „Die Arbeit hat einen hohen praktischen Stellenwert für die Grundschulpraxis sowie die Ausbildung von Lehrkräften und zeigt einen sehr hohen sprachheilpädagogischen Erkenntnisstand.“

Nähere Informationen zu den einzelnen Arbeiten entnehmen Sie bitte der verlinkten Broschüre.

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