Für Lara Marleen Müller war ziemlich schnell klar, für welchen Master-Studiengang sie sich einschreiben würde: Kinder- und Jugendmedien. In Erfurt. Bereut hat sie ihre Entscheidung nicht – im Gegenteil, nach dem Abschluss ist sie sogar geblieben und möchte jetzt an der Universität Erfurt auch ihren Doktor machen. Wie das alles kam, berichtet sie hier im Interview…
Warum hast du dich damals für den Master-Studiengang Kinder- und Jugendmedien an der Universität Erfurt entschieden?
Ich habe meinen Bachelor in Publizistik und im Nebenfach Linguistik in Mainz gemacht und mich dann relativ früh beworben. Entsprechend früh wurde ich auch zugelassen. Deshalb war sehr schnell klar, dass ich Kinder- und Jugendmedien im Master studieren werde. Tatsächlich war das auch der einzige Studiengang, für den ich mich beworben habe. Ich habe früher viel Babysitting gemacht, hab einen kleinen Bruder und war Au Pair. Das heißt, ich habe mich schon früh mit Kindern beschäftigt und damit, wie Kinder mit Medien umgehen und welche Medieninhalte Kindern angeboten werden. Das fand ich nicht nur hinsichtlich Medienrezeption und Medienwirkung spannend, sondern auch als medienethische Fragestellung faszinierend. Ich habe mich auch echt auf die pädagogische Seite des Studiengangs gefreut – wenngleich ich in meinem Jahrgang vom Wintersemester 2020 leider nur wenige Berührungspunkte damit hatte.
Und wie war das Studium dann für dich?
Durch Corona hatten wir damals eine längere Regelstudienzeit, und das haben wir fast alle gut genutzt. Ich habe dann ein paar mehr Kurse belegt, als ich sonst vielleicht gemacht hätte, und war zum Ende des Studiums noch als Erasmus-Studentin in Lille. Generell habe ich durch den Studiengang viel Neues über qualitative Forschungsmethoden gelernt. Das war während meines Bachelor-Studiums noch nicht so ausgeprägt. Was mir außerdem wichtig war, ist natürlich die gesellschaftliche Relevanz des Studiums und meiner heutigen Arbeit. Ich wollte nicht nur „irgendwas was mit Medien machen“, sondern „etwas mit Medien und mit Sinn“.
Was war das Thema deiner Master-Arbeit und wie war der Weg dahin?
Darüber habe ich mir sehr lange Gedanken gemacht. Mir war zwar relativ schnell klar, dass ich zu Kinderfilmen forschen möchte, aber ich wusste noch nicht genau, was das konkret sein könnte. Ich habe mich dann während eines Praktikums ein bisschen mehr mit Dramaturgie beschäftigt. Dabei ist mir aufgefallen, dass es in Filmen immer auch darum geht, Konflikte zu lösen und damit Stress zu bewältigen. Dadurch sind in Kinderfilmen, aber auch ganz allgemein in Filmen und Serien, zwangsläufig sogenannte Coping-Strategien zu finden, also Strategien, wie man mit seinem eigenen Stress umgeht und ihn auflöst. Diese Coping-Strategien in Filmen können natürlich für Kinder auch als Vorbild dienen – zum Beispiel dafür, wie sie mit ihren eigenen Problemen umgehen können. Das fand ich sehr interessant und untersuchenswert. Ein Beispiel ist der Pixar-Film „Luca“: Hier sagt sich die Hauptfigur Luca immer wieder selbst „Silenzio Bruno“. Damit meint Luca seine innere Stimme, die dafür sorgt, dass er Angst hat, die jetzt aber mal leise sein soll. Das wäre zum Beispiel so eine Selbstberuhigungsstrategie…
Ich habe dann also für meine Master-Arbeit eine qualitative Inhaltsanalyse zur Darstellung von Coping-Strategien in Kinderfilmen gemacht. Dazu habe ich die jeweils erfolgreichsten internationalen Filme der vergangenen fünf Jahre mit FSK 0 ausgewählt und untersucht. Dabei habe ich herausgefunden, dass Coping-Strategien ein zentraler Bestandteil von Kinderfilmen sind. Am häufigsten werden hier handlungsorientierte Strategien dargestellt, also aktive Problemlösungen, aber auch so etwas wie Fluchtverhalten oder Gewalt. Besonders interessant war, dass die Strategien, die dann einen Konflikt auch final auflösen konnten, kognitive Strategien waren, also Selbstberuhigung oder das Anpassen von eigenen Ansprüchen an die äußeren Bedingungen.
Und wozu forschst du jetzt als Doktorandin?
Ich arbeite inzwischen im Projekt „Algorithmen Literacy und Sourcing-Kompetenz in außerschulischen Bildungssettings“ (AlLiS) hier an der Universität Erfurt, das vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) gefördert wird. Wir entwickeln darin Lehr- und Lernmaterialien, die Jugendliche unterstützen sollen, ein Verständnis für Algorithmen zu entwickeln und Quellenbewertungsstrategien anzuwenden. Zum Beispiel ist es wichtig für sie, zu verstehen, wie sich unser Informationsangebot durch algorithmische Empfehlungen zusammenstellt und was vertrauenswürdige Quellen im Internet ausmacht. In meinem Teilprojekt beschäftigen wir uns insbesondere mit dem Aspekt der Quellenbewertung in algorithmischen Umwelten. Ich führe dabei die Studien im Projekt durch. Und die werden dann Teil meiner kumulativen Promotion. Die im Projekt entwickelten Materialien sollen anschließend auch öffentlich zur Verfügung gestellt werden.
Hast du noch einen Tipp für (künftige) Studierende im Master-Studiengang Kinder- und Jugendmedien oder auch zum Thema Promotion?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nicht immer alles geplant sein muss. Ich habe nach dem Master erst einmal gar nicht gedacht, dass ich promovieren würde. Ich hatte mich einfach auf eine Stelle beworben, die mich interessiert, und so ist eins zum anderen gekommen. Ich fand das Thema einfach sehr interessant und wichtig. Manchmal ergeben sich die Dinge einfach. Und so bin ich seit Januar 2025 Projektmitarbeiterin und bald auch – wenn ich mich eingeschrieben habe – offiziell Doktorandin an der Universität Erfurt.