Wie aus einem Fragezeichen ein Ausrufenzeichen wird

On Campus
Motive der Kampagne

Ein Studium an der Universität besteht nur aus Theorie? Von wegen! Dass das Studium an der Uni Erfurt auch ganz praktisch auf einen späteren Beruf vorbereiten kann, dafür gibt es gerade in der Kommunikationswissenschaft beeindruckende Beispiele. Eins davon ist das Seminar „Irgendwas mit Werbung – von der Kommunikationsidee zur ausgewachsenen Kampagne“, in dem die Studierenden dem Team einer Erfurter Kommunikationsagentur über die Schulter schauen konnten. Gemeinsam entwickelten sie eine Mobilisierungskampagne zur Landtagswahl in Thüringen. Und die könnte mit etwas Unterstützung bald im Freistaat zu sehen sein.

Deutschlandweit gehen derzeit viele Menschen auf die Straße. Auch in Thüringen. Um für Vielfalt und Demokratie zu demonstrieren. Denn um die sorgen sie sich angesichts zunehmender demokratiefeindlicher und populistischer Äußerungen – in politischen Parteien und Gruppierungen ebenso wie an manchem „Stammtisch“. Wie sich Deutschland aber diesbezüglich entwickelt und wie Demokratie gestaltet wird, darüber können die Wähler*innen in diesem Jahr wieder entscheiden. Denn: Neben der Europawahl stehen in Thüringen Landtags- und Kommunalwahlen an. Für Fabian, einen der Teilnehmer des Seminars, sind freie Wahlen ein Privileg. Er weiß, dass Demokratie nicht überall auf der Welt eine Selbstverständlichkeit ist. Dabei hat auch eine nicht abgegebene Stimme Einfluss auf das Wahlergebnis. Aber wie bekommt man die Thüringerinnen und Thüringer an die Wahlurne? Darüber haben sich die Studierenden gemeinsam mit den Werbeprofis der Agentur „Samt & Seidel“ Gedanken gemacht.

„Wir wussten, wir wollen mit unserer Kampagne ein dickes Ausrufezeichen für die Demokratie setzen“, sagt Fabian. Dabei habe am Anfang aber zunächst ein großes Fragezeichen gestanden. Wie wird aus einer Idee eigentlich eine Kampagne? Wie gehe ich dabei vor? Woran muss ich denken und was muss ich beachten? Wie eine öffentlichkeitswirksame Marketing-Kampagne geplant und umgesetzt wird, erklärten die Marketing-Profis um Christian Seidel. Gemeinsam mit seinem Team aus Grafikern und Textern ließ er sich ordentlich „in die Karten schauen“. Anhand von Beispielen aus seinem Agenturalltag lernten die Studierenden das nötige Werkzeug kennen, um ihre eigene Kampagne zu entwickeln. Dabei hielt Seidel auch mit eigenen Misserfolgen nicht „hinterm Berg“. „Scheitern gehört dazu“, weiß der Marketingprofi. „Auch für erfahrene Leute. Dann heißt es halt Fehleranalyse machen und neu denken. Aus Misserfolgen kann man viel lernen. Deshalb sind sie nichts per se Schlechtes.“

Und dann ging es für die Studierenden selbst frisch ans Werk: Zielgruppenanalyse, Marktanalyse, grafische Gestaltung, Strategieplanung. Inzwischen steht die fünfteilige Motivreihe. Große, fette Lettern rufen dazu auf, wählen zu gehen: „Kreuz setzen, statt Haken wählen“, heißt es auf einem Plakat. „Thüringen das Land der Dichter und Wähler“ auf einem anderen. Damit ihre Ideen beispielsweise auf Plakaten und in Radiospots die Wähler*innen in Thüringen vom Sofa an die Wahlurne bringen, suchen die Studierenden nun Sponsoren. „Es wäre toll, wenn wir mit deren Hilfe unser Projekt wirklich in die Tat umsetzen und damit auch einen kleinen Beitrag zur Stärkung der Demokratie in Thüringen leisten könnten“, sagt Fabian.

Aber so oder so haben er und seine Kommiliton*innen im Wintersemester „richtig was gelernt“ und einen guten Einblick in die Arbeit von Marketingagenturen bekommen. Und die Erkenntnis gewonnen, dass man oftmals mutig denken und mutig handeln muss, um erfolgreich zu sein.

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