Zwischen Bibliothek und Bundesliga: Zwei „Löwen-Talente” starten ihr Studium an der Uni Erfurt

Off Campus
Musa Abra und Leonar Fliege

Der Nordische Kombinierer Tino Edelmann und Rollstuhlbasketballer Hubert Hager von den Thuringia Bulls sind nur zwei Belege dafür: Leistungssport und Studium schließen sich an der Universität Erfurt nicht aus. Mit Start zum Wintersemester beginnen jetzt zwei weitere Sport-Asse ihr Studium hier an der Uni: Musa Abra und Leonar Fliege, zwei junge Talente der CATL Basketball Löwen aus der 2. Bundesliga ProB. Für unseren Campus-Blog haben wir sie vorab getroffen…

Als am 14. September 2025 die letzten Minuten im Finale der Basketball-Europameisterschaft liefen, parkten die Fahrer der Erfurter Löwen die Teambusse kurzerhand auf dem nächsten Rastplatz. Die ganze Rückfahrt vom Testspiel in Dresden hatte die Mannschaft schon mitgefiebert – auf dem Handy oder Tablet. Jetzt aber wollten alle zusammen schauen, ob das deutsche Team den Titel gegen die Türkei holt, natürlich auch die ehrenamtlichen Fahrer des Teams. „Das war schon super, als dann das 88:83 die deutsche Mannschaft zum Europameister machte”, erinnern sich Musa und Leonar.

Die beiden sind Kindergartenfreunde und spielen schon seit der Grundschule Basketball. Leonar, heute 18 Jahre alt, stammt aus einer Basketball-verrückten Familie. Neben seinem Bruder spielte auch seine Mutter 15 Jahre selbst aktiv und ist noch heute als Kommentatorin dabei, wenn die Löwen auf dem Feld stehen. Wenig verwunderlich also, dass der heute 2,02 Meter große Leonar in ihre Fußstapfen trat. „Er hat mich dann auch irgendwann zum Training mitgenommen – seither bin ich dabei”, sagt Musa (19). „Eigengewächse”, nennt das Löwen-Sportdirektor Florian Gut, und kann seinen Stolz kaum verbergen: „Hier geboren und aufgewachsen, hier im Verein groß geworden." Und erfolgreich: Musa ist im Sommer mit der U19-Nationalmannschaft Vize-Weltmeister geworden und war in diesem Jahr auch einziger Thüringer Teilnehmer an den FISU World Games im Ruhrgebiet. Und auch Leonar hat schon einiges auf dem Ticket, das ihn irgendwann „ganz nach oben” bringen soll. „Wenn ich über die Zukunft nachdenke, dann sehe ich mich jetzt nicht in einer bestimmten Mannschaft oder an einem bestimmten Ort”, sagt der Oklahoma City-Fan. „Aber ich werde das Beste aus mir herausholen und möchte natürlich so hoch wie möglich spielen.” Dass er auf dem besten Weg dorthin ist, weiß auch Florian Gut, der Leonar im Sommer dieses Jahres zum Basketballcamp von Holger Geschwindner, dem Mentor und langjährigen Trainer von NBA-Superstar Dirk Nowitzki, empfohlen hat. „Fünf Tage am Starnberger See – das war schon echt super.“ Nicht unwesentlich dazu beigetragen hat sicherlich auch die Tatsache, dass Nowitzki selbst zugegen war, mit dem der 18-Jährige ein paar Körbe werfen konnte… Auch Musa Abra ist von der Nummer 41 der Dallas Mavericks ziemlich beeindruckt. „Den haben wir schon als Kinder spielen sehen und bewundert, und plötzlich stehst du vor diesem Mann und der ist so bodenständig und offen – ganz ohne irgendwelche Star-Allüren. Das war schon was.” 

Wie Dirk Nowitzki irgendwann in der NBA zu spielen, davon träumen sicher viele junge Talente. Dass das aber auch unglaublich harte Arbeit ist, das wissen Musa und Leonar aus eigener Erfahrung: Tägliches Training, regelmäßige Fitnesseinheiten, Physio, Krafttraining und natürlich die Spiele – für Freizeitaktivitäten bleibt da wenig Zeit. Wenn doch, dann hilft Musa, der Point Guard der Löwen, gern im sudanesischen Bistro seines Vaters in der Erfurter Altstadt aus. Und Leonar? Spielt Basketball mit den Kindern aus der Nachbarschaft, seine Familie hat einen Korb am Haus – natürlich! Und jetzt auch noch ein Studium? „Ja”, sagen Musa und Leonar, die sich gerade eingeschrieben haben. „Nächste Woche gehts los.” Dann nämlich starten die neuen Erstsemester an der Universität Erfurt in ihr Studium. Musa wird an der Staatswissenschaftlichen Fakultät Sozialwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften studieren, Leonar hat sich für Sozialwissenschaften und Management eingeschrieben. Für den Fall, dass das mit der NBA nichts wird – sicher ist sicher? Die beiden lachen: „Es ist ganz sicher nicht verkehrt, neben dem Sport auch eine Ausbildung oder einen Studienabschluss zu haben. Die Universität Erfurt macht das zum Glück möglich.” Sie unterstützt Leistungssportler*innen insofern, als dass sie in Teilzeit studieren können – also mit weniger Workload als üblicherweise im Semester, dafür aber einer längeren Studienzeit. „Außerdem gibt es individuelle Beratungen und es wird Rücksicht auf den Spiel- und Trainingsbetrieb genommen”, freut sich Sportdirektor Florian Gut. „Das heißt nicht, dass die beiden nicht die Prüfungen bestehen müssen, aber es wird doch alles dafür getan, dass sie Studium und Leistungssport unter einen Hut bekommen.”

Worauf sie sich zum Semesterstart am meisten freuen, fragen wir Musa und Leonar. Und da unterscheiden sie sich wieder kaum von anderen „Erstis”: „Neue Leute kennenlernen und das Studentenleben genießen. Jedenfalls soweit sich das mit dem Sport vereinbaren lässt.” Na dann: Gutes Ankommen auf dem Campus!

Übrigens:

Am Freitag, 3. Oktober starten die Löwen mit einem Heimspiel in die neue Basketballsaison. Um 18.30 Uhr treffen sie beim Thüringen-Oberfranken-Derby in der Riethsporthalle auf die Mannschaft des BBC Coburg! Alle Infos dazu gibt's auf der

Website des Vereins.