Welche Bedeutung hat der Vorwurf der „Lügenpresse“ – und wie verändert er die öffentliche Debatte über Medien, Politik und Vertrauen? In seinem Vortrag geht der Journalist Matthias Gehler der Frage nach, wie sich Kommunikation zwischen Staat, Medien und Gesellschaft in unterschiedlichen politischen Systemen gestaltet hat und welche Spuren diese Entwicklungen bis heute hinterlassen.
Ausgehend von seinen Erfahrungen als Sprecher der letzten DDR-Regierung, als Rundfunkgestalter und langjähriger Beobachter medialer Diskurse untersucht er, wie Informationsräume entstehen, wer sie prägt und welche Verantwortung Journalistinnen und Journalisten tragen. Gehler zeigt, dass mediale Glaubwürdigkeit kein statischer Zustand ist, sondern ein beständiges Ringen um Transparenz, Einordnung und kritische Distanz.
Zwischen staatlicher Propaganda in der DDR, den Umbrüchen der Wiedervereinigung und den digitalen Öffentlichkeiten der Gegenwart entfaltet er, wie sich Sprache, Narrative und Medienlogik verändern – und wie leicht Begriffe wie „Lügenpresse“ zu politischen Kampfmitteln werden können.
„Medien brauchen Freiheit – und Verantwortung“, betont Gehler und verweist darauf, dass unabhängige Berichterstattung nur dort möglich ist, wo Journalistinnen und Journalisten sich gegen Druck, Manipulation und populistische Vereinfachungen behaupten. Sein Vortrag verbindet persönliche Erinnerung, berufliche Expertise und analytische Schärfe zu einer Einladung, die Rolle von Medien als demokratisches Fundament neu zu bedenken – und den Wert freier Information im gesellschaftlichen Dialog zu verteidigen.
Die Veranstaltung beginnt um 18.15 Uhr, Einlass ist ab 18 Uhr. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei, jedoch wird um Anmeldung unter www.thueringer-allgemeine.de/ringvorlesung gebeten.
(Text: Thüringer Allgemeine)

