Einblicke in die Geschichte des Justus Perthes Verlages gibt eine Posterpräsentation aus dem Jahr 2011. Ergänzt wird sie um eine Zusammenstellung von Daten aus der Verlags- und Familiengeschichte.
Historischer Abriss
18. Jahrhundert
1749: 11. September, Justus Perthes in Rudolstadt geboren
1778: 7. Oktober, Justus Perthes gründet mit Carl Wilhelm Ettinger und Johann Friedrich Dürfeld eine „Handlungs-Societät“ zur Weiterführung der Ettingerschen Buchhandlung in Gotha
1785: im September, Justus Perthes scheidet aus der Ettingerschen Buchhandlung aus und gründet mit Übernahme des Hofkalenders und des Almanach de Gotha einen eigenen Verlag
1793: 18. Juni, Wilhelm Perthes geboren
19. Jahrhundert
1805: insgesamt sechs Mitarbeiter arbeiten für den Verlag
1814: Vertrag mit Adolf Stieler, einen politischen Handatlas herauszugeben
1816: 1. Mai, Justus Perthes gestorben
1816: im August, erster Stieler-Prospekt als Beilage zum Jahrgang 1817 des Hofkalenders und Almanach de Gotha
1821: Adolf Stielers „Kleiner Schulatlas über alle Theile der Erde nach dem neuesten Zustande“ erscheint
1821: 3. Juli, Bernhardt Perthes I. geboren
1822: Verlagsgebäude in der heutigen Gotthardtstraße 4 bezogen, damals „Vor dem Sieblebener Thor“
1823: Erste Stieler-Auflage in 50 Karten (vorläufige)
1830: insgesamt 50 Mitarbeiter arbeiten für den Verlag
1834: Erste Stieler-Auflage mit 75 Karten (abgeschlossene)
1836: Adolf Stielers „Karte von Deutschland“ in 25 Blatt (1: 740.000) erscheint
1835: Heinrich Berghaus' großformatiger „Atlas von Asia“ erscheint, von den geplanten 19 Blättern erscheinen nur 14, weil der Absatz unter den Erwartungen blieb
1838: Emil von Sydows „Wandatlas mit Asia“ begonnen
1838: erste Schulwandkarte erscheint mit der noch heute bekannten physikalischen Farbdarstellung (z.B. grün für die Tiefländer)
1838: Heinrich Berghaus' „Physikalischer Altas“ erscheint in erster Auflage als kartographischer Kommentar zu Alexander von Humboldts „Kosmos“
1842: Begründung der „Galvanischen Anstalt“
1844: Emil von Sydows „Methodischer Hand-Atlas für das wissenschaftliche Studium der Erdkunde“ erscheint
1847: Zweite Stieler-Auflage in 83 Karten erscheint
1849: Emil von Sydows „Schulatlas“ erscheint, ab 1888 bekannt unter „Sydow-Wagners Methodischer Schulatlas“, bis 1944 erscheinen 23. Auflagen des populären Schulatlas'
1850: Heinrich Berghaus' „Physikalischer Schulatlas“ erscheint
1853: Karl von Spruners „Historischer Handatlas“ erscheint
1853: 10. September, Wilhelm Perthes gestorben
1855: August Petermann begründet mit „Dr. A. Petermanns Mittheilungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt“ die erste deutschsprachige Fachzeitschrift für Geographie, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bedeutendstes Publikationsorgan der modernen Geographie und Kartographie
1856: Bau des Verlagshauses in der Gothaer Friedrichsallee
1856: Karl von Spruners „Historischer Schulatlas“ erscheint
1857: 27. Oktober, Bernhardt Perthes I. gestorben
1858: 16. Juni, Berhardt Perthes II. geboren
1859: Bau der Kolorieranstalt
1863: Heinrich Berghaus' „Chart of the World“ erscheint, die erste Auflage erreicht 2.000 Exemplare
1865: Errichtung des Kupferdruckerei-Gebäudes
1865: Karl von Spruners und Theordor Menkes „Atlas antiquus“ erscheint
1873: Kauf des Geländes der Maschinen-Fabrik von „Briegleb, Hansen & Co.“
1875: Einrichtung des „Schablonenkolorits“ im „Hansen-Haus“
1879: Karl von Spruners und Theodor Menkes „Handatlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit“ erscheint
1881: Lithographische Anstalt im „Hansen-Haus“ begründet
1882: Buchbinderei im Kupferdruckerei-Gebäude begründet
1893: Carl Vogels „Karte des Deutschen Reichs in 27 Blatt“ (1:500.000) erscheint
1894: Hermann Habenichts „Justus Perthes' See-Atlas - eine Ergänzung zu Justus Perthes' Taschen-Atlas“ erscheint
1895: Richard Lüddeckes „Deutscher Schulatlas“ erscheint
1895: Alexander Supans „Deutsche Schulgeographie“ erscheint
1896: Paul Langhans' „Justus Perthes' Staatsbürger-Atlas“ erscheint
1897: Paul Langhans' „Deutscher Kolonial-Atlas“ erscheint und bezeugt die Indienstnahme des Verlages für die gesellschaftspolitischen und geistig-ideologischen Strömungen der Zeit
1897: Hermann Haack tritt in den Verlag ein und bestimmt seitdem die Entwicklung der Kartographie bei Justus Perthes maßgeblich mit
1897: der Betrieb wird elektrifiziert
1897: Richard Lepsius' „Geologische Karte des Deutschen Reichs in 27 Blättern“ (1:500.000) erscheint
1899: Neubau zur Erweiterung des Verlagsgebäudes (Bücherei)
1899: Der „Geographische Anzeiger. Blätter für den geographischen Unterricht“ entsteht und erscheint erstmalig 1900 als Zeitschrift des „Verbandes Deutscher Schulgeographen“
20. Jahrhundert
1901: Buchdruckerei im Kupferdruckerei-Gebäude begründet und Neubau für Steindruckerei als Ersatz für das „Hansen-Haus“ errichtet
1902: Paul Langhans begründet die Zeitschrift „Deutsche Erde. Zeitschrift für Deutschkunde. Beiträge zur Kenntnis deutschen Volkstums allerorten und allerzeiten“ (bis 1915)
1905: Neunte Auflage des Stieler-Handatlas' (1. Auflage im Steindruck)
1907: Hermann Haacks „Großer Geographischer Wandatlas“ begonnen
1909: Erweiterung der Lithographischen Anstalt um den sogenannten „Ostflügel-Bau“ für die Abteilung Photographie und Neubau für die Buchdruckerei (westliches Hinterhaus)
1912: Neubau des Lagerhauses (östliches Hinterhaus)
1912: Hermann Haacks und Heinrich Hertzbergs' „Großer Historischer Wandatlas“ begonnen
1913: Hermann Haacks „Physikalischer Wandatlas“ begonnen
1914: Hermann Haacks Globen in drei Größen erscheinen
1919: 18. Dezember, Berhard Perthes II. gestorben
1921: 31. August, Wolf-Jürgen Perthes geboren
1922: Auffstockung des östlichen Hinterhauses für Aufzieherei
1925: Zehnte Auflage von Stielers-Handatlas, die sogenannte „Jahrhunderausgabe“, wird von Hermann Haack herausgegeben. Das Register dieser Auflage enthält 350.000 Namen - diese Namensfülle ist bis heute unübertroffen
1927: Erweiterung des Buchdruckerei-Gebäudes (Maschinensetzerei)
1927: Bauliche Gründung des Westflügels für eine Zentralheizung
1928: Aufstockung des Westflügels und des Buchdruck-Gebäudes für Buchbinderei
1929: Max Georg Schmidts und Hermann Haacks „Geopolitischer Typen-Atlas. Zur Einführung in die Grundbegriffe der Geopolitik“ erscheint
1934: Hermann Overbecks und Georg Wilhelm Santes „Saar-Atlas“ erscheint
1934: Herausgabe einer internationalen Ausgabe des Stieler-Atlas' unter dem Namen „ Stieler Grand Atlas de Geographie moderne“
1935: 150. Jahrestag der Firmengründing mit großen Feierlichkeiten
1935: Herstellung von kriegswichtigen Karten beginnt
1940: ingesamt 219 Personen arbeiten im Verlag
1945: kurzzeitige Schließung des Verlags, weil er als kriegswichtiger Betrieb galt
1947: der Verlag firmiert unter dem neuen Namen „Justus Perthes - Geographische Anstalt und Verlagsbuchhandlung Gotha“
1952/53: Joachim Perthes verlässt Gotha mit Wolf-Jürgen Perthes, seiner Tochter und Frau
1953: Enteignung des Familienbetriebes, ab März mit neuem Namen: „VEB Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha“
1953: in Darmstadt gründen Joachim und Wolf-Jürgen Perthes einen neuen Verlag unter den Namen „Justus Perthes Geographische Verlagsanstalt Darmstadt“
1954: durch die Bildung der DDR-Einheitsschule werden vorallem Lehrmaterialien produziert: Wandkarten und Atlanten
1955: der Gothaer-Verlag erhält den Namen „VEB Hermann Haack. Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha“
1955: Kartographische Produktionsstätten in Leipzig gehören bis 1981 zum Verlag
1964: Übernahme der Zeitschrift „Geographische Berichte“
1965: „Haack Großer Weltatlas“ erscheint, später „Haack Weltatlas“
1973: der zweibändige „Atlas zur Geschichte“ wird in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR herausgegeben
1980: Stephan Justus Perthes tritt in den Darmstädter Verlag ein
1985: 200. Jahrestag der Firmengründung
1986: Mai, Stephan Justus Perthes aus Darmstadt besucht erstmalig das Gothaer Stammhaus
1992: Reprivatisierung des Verlages und Verkauf der Firmen in Gotha und Darmstadt durch Stephan Justus Perthes an den Ernst-Klett-Verlag, Stuttgart
1992: Neufirmierung des Gothaer Stammhauses als „Justus Perthes Verlag Gotha GmbH“
1994: nach 41 Jahren Schließung der „Geographischen Verlagsanstalt Justus Perthes Darmstadt“, Verlegung der Verlagstätigkeit nach Gotha
1995: der neue Markenname „Klett-Perthes“ gibt hochwertige Bildungsmedien für Geographie heraus
1998: der Verlagsbereich Geographie/Kartographie zieht von Stuttgart nach Gotha um, damit sind alle verlegerischen Aktivitäten in der Firma „Justus Perthes Verlag Gotha GmbH“ vereinigt
21. Jahrhundert
2002: die Idee, aus den historischen Beständen ein „Museum der Erde Gotha“ entstehen zu lassen, wird aufgegeben
2003: das Archiv des Hauses Justus Perthes wird vom Freistaat Thüringen mit Hilfe der „Kulturstiftung der Länder“ gekauft
2003: Änderung des Firmennamens in „Klett-Perthes Verlag GmbH“
2004: letzte Auflage von „Petermanns Geographischen Mitteilungen“ (149. Jahrgang)
2005: Auslagerung des Schulbuchbereiches nach Leipzig zum Ernst-Klett-Verlag
2007: der Klett-Verlag gibt erstmals einen Schulatlas unter dem Namen „Haack Weltatlas“ heraus
2008: Der Klett-Perthes Verlag firmiert unter neuem Namen „Ernst Klett Verlag GmbH, Zweigniederlassung Gotha, Gymnasialverlag, Programmbereich Klett-Perthes“, zukünftig ist damit „Justus Perthes“ kein Namensbestandteil mehr
2010: die Stadt Gotha wird Eigentümerin der ehemaligen Verlagsgebäude, Pläne zur Errichtung des „Perthes-Forums“
Diese chronologische Zusammenstellung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und soll eine erste Orientierung ermöglichen. Aus den folgenden Quellen wurde diese Liste erstellt:
Weigel, Petra: Die Sammlung Perthes Gotha (= Patrimonia, 254). Berlin, Kulturstiftung der Länder 2011.
Urania Kultur- und Bildungsverein Gotha e.V.: „Justus Perthes“ Geographische Verlagsanstalt Gotha. VEB Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha. Klett-Perthes Verlag GmbH Gotha. Gotha 2007, 80 Seiten.
Hawich, Tamara (Hrsg.): Manufakturen, Maschinen, Manager. Unternehmer und Unternehmen zwischen Gotha und Eisenach. Geschichte und Geschichten. Erfurt 2002, S. 179–191.
Zeittafel der Verlagsgeschichte Justus Perthes bei perthes.de
Daten aus der Verlagsgeschichte, Manuskript um 1930, SPA FFA
Posterpräsentation
Die Posterpräsentation entstand im Jahr 2011 und umfasst 19 Poster im PDF-Format (0,7-3,5 MB):